Evil Dead Rise
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Evil Dead Rise

Evil Dead Rise
„Evil Dead Rise“ // Deutschland-Start: 27. April 2023 (Kino) // 13. Juli 2023 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Eigentlich hatte sich Beth (Lily Sullivan) darauf gefreut, ihre ältere Schwester Ellie (Alyssa Sutherland) zu besuchen. Doch dort angekommen, muss sie feststellen, dass deren Lage alles andere als rosig ist. So wurde sie vor einer Weile verlassen und muss sich seither allein um die drei Kinder Danny (Morgan Davies), Bridget (Gabrielle Echols) und Kassie (Nell Fisher) kümmern, was sie regelmäßig an ihre Grenzen bringt. Hinzu kommen die finanziellen Probleme der Familie, die zudem bald aus ihrer Wohnung raus muss. Und als wäre das alles nicht schon Aufregung genug, erschüttert ein starkes Erdbeben die Stadt, gerade als die Kinder aus dem Haus sind. Zu ihrem Glück kommen sie dabei mit dem Schrecken davon. Morgan entdeckt zudem einen versteckten Raum, der durch den Riss im Boden freigelegt wird und der eine Reihe von Schallplatten enthält. Das lässt sich der große Musikfan nicht zweimal sagen: Er nimmt sowohl die Platten wie auch ein seltsames Buch mit sich – ohne zu ahnen, was er damit auslöst …

Das Böse in der großen Stadt

Auch wenn es natürlich Horrorfranchises gibt, die größere kommerzielle Erfolge feierten oder produktiver waren, so genießt Evil Dead doch einen ganz eigenen Kultstatus bei Fans. Und so ploppt der Titel alle paar Jahre mal wieder auf, in der Hoffnung, an die vergangenen Tage anschließen zu können. Das klappt erstaunlich gut: So spielte das Reboot von 2013 ein Vielfaches der Kosten wieder ein. Auch die Serie Ash vs Evil Dead, welche ein Sequel zu der Original-Trilogie darstellt, wurde positiv aufgenommen und brachte es auf drei Staffeln. Als es darum ging, den nächsten Titel zu produzieren, stand man dadurch aber auch vor einer schwierigen Entscheidung. Sollte man eine vierte Staffel drehen? Das Reboot fortsetzen? Oder doch an Armee der Finsternis anschließen, mit der die Trilogie 1992 ihren Abschluss fand? Am Ende wurde es nichts davon. Mit Evil Dead Rise schuf man einen ganz neuen Teil, der zwar Motive der vorherigen Werke aufgreift, aber völlig in sich abgeschlossen ist.

Das mag für Fans zunächst eine Enttäuschung sein, die sich auf ein Wiedersehen mit den alten Figuren gefreut haben. Ein tatsächliches Manko ist es aber nicht, da der fünfte Film es schafft, etwas Eigenes zu erzählen und dabei doch der berühmten Vorlage gerecht zu werden. Das fängt schon mit dem reizvollen Setting an. Anstatt sich wieder in abgelegene Waldhütten zu begeben, spielt Evil Dead Rise mitten in der Stadt. Damit dennoch das Gefühl aufkommt, von der rettenden Zivilisation abgeschnitten zu sein, wurde als Schauplatz ein heruntergekommener Wohnblock genommen, aus dem die meisten bereits ausgezogen sind. Das reduziert automatisch die Zahl der Figuren. Und selbst die überschaubare Menge wird recht bald ausgedünnt: Hat das Böse erst einmal erst einmal seinen Weg in die Wohnung gefunden, geht das große Gemetzel los.

Starkes Ensemble gefangen im Alptraum

An Blut und Gedärmen mangelt es auch nicht. Evil Dead Rise versteht sich stolz in der Splattertradition und mutet dem Publikum einiges zu. Gerade im späteren Verlauf nimmt der Body-Horror-Anteil kräftig zu, da sollte man nicht zu empfindlich sein. Zum Teil wird das durch ein bisschen Humor aufgelockert. Aber eben nur zum Teil, da waren die früheren Filme deutlich offensiver. Der Horrorstreifen, der beim South by Southwest Festival 2023 Weltpremiere hatte, ist eher grotesk als wirklich komisch. Und er ist spannend. Regisseur und Drehbuchautor Lee Cronin (The Hole in the Ground) holt aus seinem Hochhaus-Home-Invasion-Szenario sehr viel raus und erzeugt eine angespannte Kammerspiel-Atmosphäre. Obwohl die Familie nicht weit weg ist von der womöglich rettenden Außenwelt, kommt sie nicht heraus, der Weg ist abgesperrt.

Narrativ ist da wenig dabei, was man nicht schon kennt. Evil Dead Rise ist ein Film, der durch die Stimmung und Spannung überzeugt, nicht durch die eigentliche Geschichte. Zwar baut Cronin noch ein paar Familiendrama-Elemente ein, die dazu beitragen, dass man tatsächlich mit den Figuren mitfiebert. Gerade die Anfangsszenen, in denen es nur um die Menschen geht und das Böse noch weit weg ist, sind sehr stark geworden. Ein Grund dafür ist das Ensemble. Lily Sullivan (Monolith) und Alyssa Sutherland funktionieren hervorragend als entfremdetes Schwesternpaar. Und auch die drei jüngeren Mitglieder des Casts machen ihre Sache sehr gut und tragen dazu bei, dass die Rückkehr zum Franchise nicht nur für alte Fans sehenswert geworden ist. Wo bei anderen Genrebeiträgen der Spaß zum Teil auch darin liegt, wie einzelne Figuren ins Gras beißen, tut es hier wirklich weh, sich von ihnen verabschieden zu müssen. Umso erfreulicher ist, dass der ursprünglich nur fürs Streaming gedachte Neustart den Weg in die Kinos findet, wo ihm ein großes Publikum zu wünschen wäre.

Credits

OT: „Evil Dead Rise“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Lee Cronin
Drehbuch: Lee Cronin
Musik: Stephen McKeon
Kamera: Dave Garbett
Besetzung: Lily Sullivan, Alyssa Sutherland, Morgan Davies, Gabrielle Echols, Nell Fisher

Bilder

Trailer

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Evil Dead Rise
fazit
„Evil Dead Rise“ geht zum Teil neue Wege, ist dabei zugleich ein mehr als würdiger Neustart des beliebten Horror-Franchises. Neben dem geschickt gewählten Setting eines heruntergekommenen, überwiegend leerstehenden Wohnkomplexes ist gerade das Ensemble ein dickes Plus. Auch wenn die Geschichte im Grunde nicht viel Eigenes leistet, die Umsetzung ist spannend – hier fiebert und leidet man tatsächlich mit, wenn nach und nach immer mehr Figuren auf brutale Weise aus dem Weg geräumt werden.
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