Evil Dead

Evil Dead

(„Evil Dead“ directed by Fede Alvarez, 2013)

Evil DeadOb Maniac oder Fright Night, My Bloody Valentine oder demnächst Poltergeist, wer schon in den 80ern fleißig Horrorfilme geschaut hat, dem dürfte so mancher aktueller Genrebeitrag reichlich bekannt vorkommen. Kein Wunder, dass im munteren Remake-Reihen ein Name nicht fehlen durfte: Evil Dead. Schließlich nimmt der in der Horrorhistorie eine Sonderstellung ein, zumindest in Deutschland. Als der Film 1984 unter dem Namen Tanz der Teufel bei uns in die Kinos und in die Videotheken kam, wurde er nicht nur gleich beschlagnahmt, die damaligen Mediengesetze wurden gleich mit verschärft.

Aber wie das mit Verboten nun mal so ist, wecken die oft erst recht Begehrlichkeiten. Dass die Geschichte um einige Jugendliche, die aus Versehen diverse Höllenkreaturen beschwören, bis heute bei uns auf dem Index steht, dürfte dem Ansehen bei Horrorfans also eher nicht geschadet haben. Kult wurde die Evil Dead-Trilogie aber nicht nur wegen seiner recht deutlichen Gewaltdarstellungen, sondern auch wegen seiner dichten Atmosphäre und seines Humors. Letzterer war im dritten Teil Armee der Finsternis so ausgeprägt, dass sich bis heute die Geister daran scheiden, ob das noch Horrorfilm oder schon Komödie ist.

Lange Zeit war im Gespräch, nach langer Abstinenz einen viertel Teil zu drehen. Daraus wurde zwar nichts, dafür heißt es jetzt erstmal Back to the Roots: Beim Remake führt zwar nicht mehr der inzwischen deutlich familienfreundlichere Sam Raimi (Spider Man 1-3, Die fantastische Welt von Oz) Regie, immerhin stand der aber ebenso wie Bruce Campbell – der Hauptdarsteller der drei Originalteile – als Produzent der Neuauflage zur Seite. Eine Disneyvariante des Kult-Schockers brauchen wir also nicht zu befürchten, zumal Evil Dead auf dem Plakat damit warb, der schockierendste Film zu sein, den wir je sehen werden.

Evil Dead Szene 1

So ganz unterschreiben kann man dieses Statement aber nicht. Mag sein, dass der Film Anfang der 80er noch für Aussehen gesorgt hätte, im Vergleich zur zahlreichen, brutalen, blutigen Konkurrenz von heute sticht Evil Dead aber nicht sonderlich hervor. Natürlich wird auch hier fleißig zugestochen, angeschossen und die ein oder andere Gliedmaße abgetrennt. Nur ist das mittlerweile einfach schon zu sehr Standard im deutschen Fernsehen, von den Auswüchsen in der Videothek ganz zu schweigen. Und das ist auch das größte Problem beim Film: Man hat irgendwie alles schon einmal gesehen.

Am interessantesten ist da noch eine inhaltliche Neuerung, die einfach, aber doch sehr stimmig ist. Wie schon bei der Vorlage verschlägt es hier einige Jugendliche in eine kleine Hütte mitten im Wald. Doch der Anlass ist ein anderer. Nur knapp ist Mia (Jane Levy) zuvor dem Tod entrungen: Überdosis. Um das Mädel wieder zurück auf die Spur zu bringen, beschließen ihr Bruder David (Shiloh Fernandez), dessen Partnerin Natalie (Elizabeth Blackmore) und die Freunde Olivia (Jessica Lucas) und Eric (Lou Taylor), sie zu einem kalten Entzug zu zwingen. Ein Wochenende fernab von zivilisatorischen Verlockungen soll ihr helfen, von der Nadel zu kommen. Ein gelungener Einfall, denn auf diese Weise ahnt die Gruppe nicht, dass hinter dem zunehmend sonderbaren Verhalten von Mia mehr steckt als „nur“ Entzugserscheinungen.Evil Dead Szene 2

Die zweite große Änderung ist, dass der Humor im Vergleich zu den späteren teilen deutlich zurückgefahren, wenn auch nicht ganz aufgegeben wurde. Horrorpuristen mögen sich darüber freuen. Nachteil ist, dass Evil Dead dadurch letztendlich nur ein Vertreter unter vielen wird, der sich höchstens noch durch Verweise auf frühere Teile und seinen immensen Hype im Vorfeld hervortut. Ein paar schöne Bilder gibt es, kompetent umgesetzt ist die Geschichte auch. Bei einem Film mit einem derart großen Namen hätte man aber sicher mehr erwarten können. Den großen Erfolg von Evil Dead an den Kinokassen hätten andere Genrevertreter mehr verdient.

Evil Dead ist seit 2. Oktober auf DVD und Blu-ray erhältlich



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Lang erwartet, Hype ohne Ende – und dann doch eher enttäuschend. Die Neuauflage von Tanz der Teufel ist zwar kompetent und hat mit dem Drogenentzug einen netten Einfall vorzuweisen. Ansonsten bleibt Evil Dead aber zu austauschbar, um als Einzelwerk und ohne den großen Namen im Gedächtnis zu bleiben.
5
von 10