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Polizeiruf 110: Abgrund

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„Polizeiruf 110: Abgrund“ // Deutschland-Start: 11. Dezember 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Eigentlich standen die Zeichen auf Neuanfang, als das ehemalige Braunkohlegebiet zu einem touristischen Ziel umgewandelt werden sollte. Doch ausgerechnet die Geologin Magdalena Nowak, die ein Gutachten erstellen sollte, wird ermordet. Als Kriminalhauptkommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) und Kriminalkommissaranwärter Vincent Ross (André Kaczmarczyk) den Fall übernehmen, stehen sie erst einmal vor einem Rätsel. Wollte jemand das Projekt sabotieren oder handelt es sich um ein Sexualverbrechen? Schließlich hat jemand die Frau mit einer Plastiktüte erstickt. Doch dann taucht eine zweite ältere Leiche auf und der Verdacht liegt nahe, dass ein Serienmörder unterwegs ist. Bei ihren Ermittlungen müssen die beiden feststellen, dass ihre Spurensuche sie weit in die Vergangenheit führt …

Zeit des Abschieds

Dieses Jahr müssen sich Krimifans auf jede Menge Wechsel und Abschiede gefasst machen. So stiegen beim Tatort Anna Schudt als Martina Bönisch in der Folge Liebe mich! und Meret Becker als Nina Rubin in Das Mädchen, das allein nach Haus’ geht aus, was mit jeweils tragischen Geschichten einherging. Und auch beim Polizeiruf 110 heißt es Lebewohl sagen. Charly Hübner, der viele Folgen lang den kultigen Kommissar Alexander Bukow verkörperte, gab in Keiner von uns seine Abschiedsvorstellung. Wer dachte, damit wäre nun genug, muss stark sein: Abgrund wird die die letzte Folge mit Lucas Gregorowicz sein, der seit immerhin 2015 bereits als Adam Raczek Morde an der deutsch-polnischen Grenze aufklärte.

Wie es in Zukunft weitergehen wird, ist noch nicht bekannt. Erst einmal muss André Kaczmarczyk allein weitermachen, der Anfangs des Jahres in Hildes Erbe erst sein Debüt gegeben hat. Viel wurde damals darüber geschrieben, dass ein Polizist mit Männerrock und Make-up auftrat. Längst überfällig, fanden die einen. Viel zu viel, urteilten die anderen. Als Kontrast zum melancholischen Raczek, der zunehmend seiner Medikamentensucht verfielt, war das aber durchaus interessant. Polizeiruf 110: Abgrund setzt erneut auf Konfrontation, wobei sich die Konflikte weniger an einer auffälligen Kleidung festmachen. Vielmehr treffen hier ein ausgelaugter Kommissar, der selbst zunehmend in einen Abgrund rutscht, auf einen jungen Kollegen, der mit deutlich mehr Elan zur Sache geht, dieses Mal Lexikonwissen und Kunstpelz zusammenbringt.

Melancholisch und abgründig

Das kann man aufgesetzt finden. Gleiches gilt für die betont düstere Atmosphäre. Man hatte bei Polizeiruf 110: Abgrund offensichtlich das Bedürfnis, möglichst kaputte Leute zusammenzubringen und eine melancholische Stimmung zu erzeugen. Letztere ist dem genreerfahrenen Regisseur Stephan Rick (Die dunkle Seite des Mondes, Heimsuchung) ohne Zweifel gelungen. Man hat hier das Gefühl, dass auf jeden Schritt und Tritt irgendwo eine Leiche oder zumindest ein tragisches Schicksal darauf wartet entdeckt zu werden. Glück ist an diesem Ort etwas, das man höchstens vom Hörensagen her kennt. Das Beste, worauf man hier noch hoffen kann, ist das Vergessen. Und selbst das ist unwahrscheinlich, da die Traumata doch ihren Weg an die Oberfläche finden.

Atmosphärisch ist das wie gesagt gelungen. Auch schauspielerisch kann man hier nicht wirklich klagen: Gregorowicz (Die Zukunft ist ein einsamer Ort) gibt eine überzeugende und nuancierte letzte Vorstellung ab, in einer Mischung aus Schmerz, Sehnsucht und Betäubung. Inhaltlich hat der Film jedoch weniger zu bieten. Auch wenn Polizeiruf 110: Abgrund den Gesetzen des Genres folgend erst relativ spät verrät, wer genau hinter den Morden steckt, so richtig spannend ist die Geschichte nicht. Tatsächlich ist der 401. Fall der ARD-Krimireihe als Rätselaufgabe nur mäßig interessant. Für das Drumherum kann man sich das hier durchaus anschauen. Dennoch wäre dem Hauptdarsteller für seinen Abschied ein ambitionierteres Drehbuch zu wünschen gewesen.

Credits

OT: „Polizeiruf 110: Abgrund“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Stephan Rick
Drehbuch: Peter Dommaschk, Ralf Leuther
Musik: Stefan Schulzki
Kamera: Felix Cramer
Besetzung: Lucas Gregorowicz, André Kaczmarczyk, Patrick Kalupa, Peter Moltzen, Steven Scharf, Annika Kuhl, Peter René Lüdicke, Marie Anne Fliegel, Anja Antonowicz, Rosa Enskat

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Polizeiruf 110: Abgrund
fazit
In „Polizeiruf 110: Abgrund“ heißt es mal wieder Abschied nehmen. Und auch sonst gibt es in dem Film viel Melancholie, wenn ein Leichenfund zu einer Spurensuche und einer Reise in die tragische Vergangenheit wird. Das ist atmosphärisch und schauspielerisch stark, als Krimi jedoch eher weniger interessant.
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