Prisoners of the Ghostland

Prisoners of the Ghostland

Inhalt / Kritik

Prisoners of the Ghostland
„Prisoners of the Ghostland“ // Deutschland-Start: 10. Dezember 2021 (DVD/Blu-ray)

Als der verurteilte Bankräuber (Nicolas Cage) von dem Gouverneur (Bill Moseley) von Samurai Town herbeizitiert wird, dann könnte das seine große Chance an. Sein Auftrag: Er soll die verschwundene Bernice (Sofia Boutella) wiederfinden. Ganz einfach wird das nicht. Zum einen treibt die sich irgendwo in der postapokalyptischen Einöde herum, welche bei den Einheimischen den Namen Ghostland trägt. Außerdem will die junge Frau gar nicht zurück, war sie zuvor doch aus seinem Harem geflohen, dem sie und andere liebevoll als Enkelinnen bezeichnete Sex-Sklavinnen angehören. Aber der Aufwand lohnt sich, winkt am Ende doch die Begnadigung. Und so lässt sich der Held wider Willen auf das Abenteuer ein und ist sogar bereit, einen speziellen Anzug zu tragen, der bei der kleinsten Zuwiderhandlung explodiert, aber auch im Fall, falls die Rettung nicht innerhalb von fünf Tagen gelingen sollte …

Zwei überzeugte Grenzgänger

Selbst wer sich nicht zu den Fans von Sion Sono zählt, wird kaum leugnen können, dass seine Filmografie eine faszinierende Vielfalt aufweist. Neben eher nachdenklich-poetischen Werken wie The Whispering Star und Himizu drehte er groteske Horrortitel (Tokyo Vampire Hotel), dekonstruierte auf surreale Weise den Erotikfilm (Antiporno) oder drehte mit Love & Peace ein Rockstar-Märchen, bei dem eine durch die Kanalisation wandernde Schildkröte eine große Rolle spielt. Inhaltlich sind bei dem japanischen Kultregisseur also keine Grenzen gesetzt. An Genregrenzen hält er sich sowieso nicht. Das einzige, worauf man sich bei ihm verlassen kann: Seine Werke sind immer irgendwie seltsam.

Umso neugieriger durfte man sein, was Sono bei seinem ersten englischsprachigen Werk so veranstalten würde. Hinzu kam: Niemand Geringeres als Nicolas Cage würde darin die Hauptrolle spielen. Für ihn gehören Grenzüberschreitungen ebenfalls zum täglichen Brot. Zwar besteht seine neuere Filmografie zum Großteil aus Actionwegwerfware. Doch hin und wieder schafft er es, tatsächlich ein Umfeld zu finden, in dem er sein manisches Mienenspiel gewinnbringend einsetzen kann. Prisoners of the Ghostland, so durfte man zumindest im Vorfeld erwarten, war also wie gemacht für den nicht ganz alltäglichen Wahnsinn, wenn zwei notorische Extremkünstler gemeinsame Sache machen. Das Beste – oder Schlimmste – aus zwei Welten, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie sich nicht fassen lassen.

Mal faszinierend, mal zäh

Da ist es doch irgendwie passend, wenn der Film selbst als Brückenbauer zwischen zwei Welten fungiert. Schon der Name Samurai Town verrät, dass da irgendwas miteinander vermischt wird. Tatsächlich fällt Prisoners of the Ghostland zunächst vor allem dadurch auf, wie westliche und fernöstliche Elemente miteinander verbunden werden. Der amerikanische Gouverneur hält sich Geishas als Sexsklavinnen, Samurais treten gegen Cowboys an, die Westernkulisse ist mit Kirschblüten geschmückt. Und das ist nur der Anfang für einen wilden Mix der unterschiedlichsten Einflüsse. In der Stadt wird ein Kauderwelsch verschiedener Sprachen gesprochen, die Einöde erinnert an Mad Max, an anderen Stellen wird es gespenstisch, der Ausflug ins Horrorgenre wartet. Doch so eigenartig diese Mischung der unterschiedlichsten Einflüsse ist, so gemischt ist auch der Eindruck, den das hier hinterlässt.

Einige Einfälle sind toll, darunter die unheimlichen Gestalten, denen wir da draußen im Land der Geister begegnen. Auch der Umgang mit der Zeit liefert Bilder, die in Erinnerung bleiben. Und natürlich ist die Kombination von Western und Samurai eine, die man nicht jeden Tag siehtt. Nur reicht das irgendwie nicht aus. Der eigenwillige Mix, der auf dem Sundance Film Festival 2021 Weltpremiere hatte und anschließend noch bei diversen weiteren Festivals lief, fesselt eben nur punktuell. Tatsächlich ist Prisoners of the Ghostland zwischendurch immer mal wieder zäh. Die allegorischen Passagen, die sich mit der Vergangenheit der beiden Länder beschäftigen, gerade auch im Hinblick auf die atomaren Ereignisse, täuschen einen Tiefgang vor, den der Film so nicht hat. Er ist aber auch nicht so spaßig, wie man sich das aus der Kombination von Sono und Cage erhoffen durfte. Als grenzüberschreitendes Experiment lohnt es sich zwar schon, hier mal reinzuschauen. Beide haben getrennt voneinander aber interessantere Werke vorgelegt.

Credits

OT: „Prisoners of the Ghostland“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Sion Sono
Drehbuch: Aaron Hendry, Reza Sixo Safai
Musik: Joseph Trapanese
Kamera: Sôhei Tanikawa
Besetzung: Nicolas Cage, Sofia Boutella, Bill Moseley

Bilder

Trailer

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In „Prisoners of the Ghostland“ werden westliche und fernöstliche Elemente miteinander vermischt und dabei auch so manche Genregrenze überschritten. Punktuell ist das faszinierend, mit einigen schönen Einfällen und gespenstischen Bildern. Zwischendurch wird es aber immer mal wieder recht zäh.
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