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Production I.G [Special]

Wenn von großen japanischen Animationsstudios die Rede ist, dürften viele an Studio Ghibli denken, die mit Filmen wie Prinzessin Mononoke oder Chihiros Reise ins Zauberland den Anime auch im westlichen Feuilleton salonfähig machen. Vielleicht auch an Toei Animation, welche ab den 1950ern den Grundstein für Animefilme legten und in den letzten zwei Jahrzehnten durch Endlosserien wie Dragon Ball Z, Sailor Moon oder One Piece das Fernsehen dominierten. Ganz so einflussreich waren die Kollegen von Production I.G sicher nicht, in der drei Jahrzehnte umspannenden Karriere haben aber auch sie ihre Fußspuren hinterlassen.

Gegründet wurde das Studio heute vor 30 Jahren, am 15. Dezember 1987. Damals hieß es noch I.G Tatsunoko, benannt nach dem Mutterstudio Tatsunoko Productions und den Nachnamen der beiden Gründer Mitsuhisa Ishikawa und Takayuki Goto. Sechs Jahre später löste sich das Studio von Tatsunoko und änderte seinen Namen in das heutige Production I.G. 2007 folgte der nächste große Schritt, als das Unternehmen mit dem Mangaverlag Mag Garden fusionierte, um IG Port zu gründen. Zu dieser Holding gehören heute neben Production I.G und Mag Garden auch die Animestudios XEBEC und Wit Studio. Animes sind nach wie vor die Hauptbeschäftigung des Studios, hin und wieder arbeiten sie aber auch bei Videospielen mit.

Ghost in the Shell

Das heute wohl bekannteste Franchise von Production I.G ist die Reihe Ghost in the Shell. Dabei handelt es sich um Adaptionen des gleichnamigen Mangas von Masamune Shirow. Drei Unterreihen gibt es hier bislang. Die erste begann mit dem Film Ghost in the Shell im Jahr 1995: Der Science-Fiction-Anime trug maßgeblich dazu bei, japanischen Zeichentrick auch im West als ernstzunehmende Kunstform für Erwachsene zu etablieren. Das dystopische Werk spielt in einer fernen Zukunft, in der künstliche Körperteile an der Tagesordnung sind. Vordergründig erzählte der Film die Geschichte einer Jagd auf einen Hacker. Für viele waren aber vielmehr die philosophischen Überlegungen zur Mensch-Maschine-Thematik sowie zur Bedeutung von Erinnerungen wichtig. Ghost in the Shell 2: Innocence griff diese Themen acht Jahre später wieder auf. Zwischen den beiden Hauptfilmen entstand die zwei Staffeln und einen Film umfassende Serie Stand Alone Complex. Dort war der Actionanteil größer, zudem standen die Figuren der Spezialeinheit stärker im Vordergrund. Zuletzt folgte ab 2013 die drei Subreihe ARISE, die bislang fünf Direct-to-Video-Produktionen und einen Film umfasst und als die schwächste der drei Reihen gilt.

noitaminA

Diverse andere bekannte Animes des Studios entstanden im Rahmen von noitaminA. Dabei handelt es sich um eine Programmschiene im Fernsehen, die zumindest anfangs das Ziel verfolgte, etwas andere Animes zu produzieren und neue Zielgruppen anzusprechen. Production I.G war seit der Gründung im Jahr 2005 mehrfach bei noitaminA vetreten. Den Anfang machte 2008 die Light-Novel-Adaption Library War, die von einer Widerstandsgruppe handelt, die gegen ein neues Zensurgesetz rebelliert. Das Studio war anschließend noch mehrfach mit populären Serien dabei, etwa der Mystery-Eigenentwicklung Eden Of The East oder dem Slice-of-Life-Anime Usagi Drop. Am bekanntesten ist aber wohl die Serie Psycho-Pass, in der Production I.G erneut von einer düsteren Zukunft berichtet, in der Menschen so stark durchleuchtet werden, dass keine Verbrechen mehr möglich sind. Denn die werden im Zweifelsfall schon vorher getötet, bevor sie etwas anrichten. Die Serie hatte noch einen Film sowie eine zweite Staffel zur Folge, die aber nicht mehr von Production I.G, sondern der ehemaligen Mutter Tatsunoko produziert wurde.

Weitere Filme

Außerhalb der beiden obigen Reihen gibt es auch den einen oder anderen Klassiker im Filmportfolio. Tatsächlich war schon das Debüt Patlabor, damals noch als I.G Tatsunoko, ein solcher. Der Film über eine Polizeitruppe und ihre Riesenroboter ist absoluter Kult und ist Teil eines andauernden Franchises, welches mehrere Serien, Spielfilme und Direct-to-Video-Produktionen umfasst. Die Spezialität von Production I.G, düstere Zukunftsvisionen zu entwerfen, zeigt sich auch in Jin-Roh: Der Anime spielt in einer alternativen Vergangenheit, in der die Deutschen Japan erobert haben. Heraus kam ein sehr harter, bedrückender Film, der auf eine ganz eigene Weise das Rotkäppchenmotiv verwendet. Aber auch außerhalb des Science-Fiction-Genres haben Production I.G diverse sehr sehenswerte Filme produziert. Miss Hokusai nimmt uns mit in das alte Japan und erzählt von einer unterschätzen Künstlertochter, The Case of Hana & Alice ist ein hinreißendes Drama um den Beginn einer großen Freundschaft.

Weitere Serien

Während die Filmsparte von Production I.G eine Menge großer Werke hervorgebracht hat, sieht es bei Serien deutlich trüber aus – sofern man Ghost in the Shell und noitaminA einmal außen vor lässt. Sehr populär war zuletzt natürlich die mit dem Schwesterstudio Wit Studio produzierte Manga-Adaption Attack on Titan über eine Stadt in der Zukunft, die sich gegen menschenfressende Riesen zur Wehr setzt. Das komplett durchgeknallte FLCL war zwar nicht unbedingt ein Massenphänomen, genießt aber doch Kultstatus. Eher ein Geheimtipp ist das zum 20. Geburtstag produzierte Ghost Hound, eine atmosphärische Mischung aus Mystery und Horror über ein kleines Dorf, in dem sich seltsame Dinge abspielen.



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