Ghost in the Shell Arise Ghost Pain
© Shirow Masamune • Production I.G / KODANSHA • GHOST IN THE SHELL ARISE COMMITTEE

Ghost in the Shell: Arise – Border 1: Ghost Pain

(„Kōkaku Kidōtai ARISE -GHOST IN THE SHELL- Border 1: Ghost Pain“ directed by Kazuchika Kise, 2013)

Ghost in the Shell Arise 1 + 2
„Ghost in the Shell – Arise: Border 1 + 2“ ist seit 31. März 2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich

Ein Jahr nach dem Ende des Vierten Weltkriegs geht 2027 eine Bombe in Newport City hoch, die einen wichtigen Waffenhändler das Leben kostet. Motoko Kusanagi, eine mit einem künstlichen Körper ausgestattete Hackerin, wird beauftragt, die Hintergründe dieses Attentats zu untersuchen. Doch die Mission gestaltet sich als schwieriger denn gedacht, da sie sich nicht nur mit Leuten konfrontiert sieht, die eine Aufklärung um jeden Preis verhindern wollen, sondern auch mit Erinnerungen, die nicht ganz das zu sein scheinen, was sie vorgeben.

Kaum eine Animereihe hat wohl eine vergleichbar unregelmäßige Veröffentlichungsweise wie Ghost in the Shell. Wo andere versuchen, möglichst beständig das Publikum bei Laune zu halten, muss man hier oft Jahre auf Nachschub warten, bekommt dafür dann aber gleich einen ganzen Haufen neuer Teile in kürzester Zeit. So mussten sich Fans nach dem bahnbrechenden gleichnamigen Film 1995 ganze sieben Jahre gedulden, bis es weiterging. Als wolle man die lange Sendepause wiedergutmachen, gab es zwischen 2002 und 2006 nicht weniger als vier Neuproduktionen: die beiden Staffeln der Serie Stand Alone Complex, den Fernsehfilm Solid State Society und die „richtige“ Fortsetzung Ghost in the Shell 2: Innocence. Anschließend klaffte erneut eine Lücke von sieben Jahren, bis die fünfteilige Reihe Ghost in the Shell: Arise, eine darauf basierende Serie namens Arise – Alternative Architecture und schließlich der dritte große Film Ghost in the Shell: The New Movie folgten.

In Deutschland hat man von der dritten Schwemme nur wenig mitbekommen, die Direct-to-Video-Produktionen, Serie und Film blieben lange Importeuren vorenthalten. Das soll sich nun aber ändern, den Auftakt machen Border 1 und Border 2, die zusammen auf einer Disc erscheinen. Interessant ist das jedoch in erster Linie für hartgesottene Fans der Reihe oder auch Sammler, im direkten Vergleich zur hauseigenen Konkurrenz zieht Arise dann doch den Kürzeren.

Dabei hat Ghost Pain, der erste der fünf Teile, sogar noch ein gewisses Alleinstellungsmerkmal: Zum ersten Mal dürfen wir ein wenig mehr über die Vorgeschichte von Motoko Kusanagi erfahren. War der stark modifizierte Cyborg in allen bisherigen Interpretationen von Masamune Shirows Manga bereits fest in Sektion 9 verankert, einer streng geheimen Sondereinheit des Innenministeriums, gibt es diese hier noch gar nicht. Vielmehr erzählt der knapp einstündige Film, wie die spätere Einsatzleitern zum Rest des Teams stieß.

Das ist dann auch der inhaltlich reizvollste Aspekt des Auftakts, dazu gibt es, in Maßen zumindest, die üblichen Überlegungen zu den fließenden Übergängen zwischen Mensch und Maschine – schließlich gibt es in der technikdominierten Welt von Ghost in the Shell kaum mehr eine Person, die sich nicht hat durch künstliche Körperteile oder Erweiterungen verbessern lassen. Auch das Thema der manipulierbaren Erinnerungen wird aufgegriffen, wie es seinerzeit schon der erste Film tat. Überhaupt gibt es immer wieder Referenzen an frühere Adaptionen des Mangas, was gerade Langzeitfans freuen wird.

Diese werden jedoch durch die neuen und gewöhnungsbedürftigen Designs der Figuren etwas vor den Kopf gestoßen. Ansonsten ist die Optik sauber und ähnlich unterkühlt-effektreich, wie man es von den vorherigen Interpretationen gewohnt ist – kein Wunder, zeichnete sich hier doch das Animationsstudio Production I.G verantwortlich, das von Anfang an dabei gewesen ist. Allein das sorgt schon für Kontinuität, auch inhaltlich setzte man auf viel Bewährtes. Soviel sogar, dass Ghost Pain die eigene Note fehlt, man sieben Jahre nach Solid State Society das Gefühl hat, es hätte sich irgendwie nichts getan. Wer gar nicht den Anspruch hat, neue Aspekte zu hören und zu sehen, findet hier einen soliden Einstieg in eine noch immer spannende Welt. In der ruhmreichen Historie von Ghost in the Shell gab es jedoch diverse deutlich packendere Geschichten als die des mysteriösen Todes eines Waffenhändlers.



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Der Auftakt zur dritten Welle der „Ghost in the Shell“-Reihe kann es nicht ganz mit den diversen Vorgängern aufnehmen. Die Optik ist sauber, die düstere Welt der Cyborgs und allgegenwärtigen Technik noch immer spannend. „Arise – Border 1: Ghost Pain“ fehlt jedoch eine eigene Note, die Geschichte setzt zu sehr auf bewährte Elemente.
6
von 10