Neon Genesis Evangelion Death Rebirth
© 1997 Gainax/Eva Production Committee

Neon Genesis Evangelion – Death & Rebirth

(„Shin seiki Evangerion Gekijō-ban: Shi to Shinsei“ directed by Hideaki Anno, Masayuki and Kazuya Tsurumaki , 1997)

Neon Genesis Evangelion Death Rebirth15Jahre sind seit dem verheerenden „Second Impact“ vergangen, durch den die Hälfte der Menschheit ausgelöscht wurde. Lange Zeit herrschte danach Frieden, Gesellschaft und Städte wurden wieder aufgebaut, man blickte wieder nach vorne. Bis zu jenem Tag, als die Engel kamen: Haushohe, seltsame Wesen mit dem unbedingten Willen, alles und jeden zu zerstören. Die einzige Chance, das Unglück abzuwenden, sind die EVAs – riesige Kampfroboter, die ausschließlich von ausgewählten Kindern gesteuert werden können. Eines dieser Kinder ist der junge Shinji Ikari, der Sohn des Projektleiters. Doch der tut sich sehr schwer mit seiner Aufgabe als Retter der Welt.

Wer einen miesen Anime sehen möchte, der muss normalerweise nicht lang suchen: Dutzende neue Serien drängen jedes Jahr ins Fernsehen, viele davon unter widrigen Umständen entstanden. Das Geld ist knapp, die Zeit ist es auch, das Ergebnis sind holprige Animationen, billige CGI-Effekte, austauschbare bis dumme Geschichten, langweilige Figuren. Manchmal auch alles davon in einem. Doch kaum ein Beispiel japanischer Zeichentrickkunst ist ähnlich überflüssig wie dieses hier. Nicht, weil Neon Genesis Evangelion – Death & Rebirth per se schlecht wäre. Vielmehr ist es das Konzept an sich, das so gar nicht aufgehen wollte.

Dabei klang dieses auf dem Papier noch nach einer guten Idee: Die Serie Neon Genesis Evangelion hatte zuvor die Welt im Sturm erobert, wurde mit seiner Mischung aus bombastischen Kämpfen, Humor, philosophischen Überlegungen und seelisch angeknacksten Protagonisten zu einer der meist verehrten der Anime-Geschichte. Gleichzeitig waren viele Fans von dem Ende entsetzt, welches in den letzten zwei Folgen nahezu alle Stärken der vorangegangenen 24 beiseiteschob und sich in kaum mehr nachvollziehbaren Gedanken verlor. Was also lag näher, als eben dieses Ende noch einmal neu zu drehen und mit der Serie zu verbinden?

Death & Rebirth versucht genau das, scheitert aber sowohl an der Verknüpfung wie auch an der Fortsetzung. Death, der erste Teil des Films, soll eine Art Zusammenfassung der ersten 24 Folgen sein. Dass neun Stunden nicht ohne Weiteres auf eine einzelne gekürzt werden können, verrät schon der gesunde Menschenverstand. Hier bemühte man sich aber nicht einmal, die Ereignisse in einer sinnvollen Weise wiederzugeben. Vielmehr besteht der Abschnitt aus einer Flut von Einzelszenen und Momentaufnahmen, die ohne Zusammenhang aufeinanderprallen und so für Neulinge keinen Sinn ergeben werden. Doch gerade für die hätte die Compilation gemacht werden müssen, Fans der Serie werden schließlich alles bereits kennen und im Original die deutlich überlegene Fassung haben. Selbst die Kämpfe, so eindrucksvoll sie auch im Sekundenclip sind, verlieren losgelöst vom jeweiligen Kontext an emotionaler Wucht.

Bleibt noch Rebirth, das ein alternatives Ende erzählen will, dann jedoch an den Ambitionen der Kreativen scheiterte. Eine knappe halbe Stunde ist dieser zweite Teil lang, orientiert sich viel stärker an den actionlastigen Momenten der Serie. Einen echten Abschluss fand man hier jedoch auch nicht, der gelang erst in dem einige Monate später gestarteten The End of Evangelion, welcher das komplette Rebirth enthält und um eine zusätzliche Stunde erweitert. Wer also tatsächlich eine Neufassung der Episoden 25 und 26 wollte, der bekommt hier nicht einmal die halbe Wahrheit, das Geschehen bricht mittendrin einfach ab.

Einen echten Grund, sich Death & Rebirth einmal anzuschauen gibt es daher nicht, weshalb auch Fans mittlerweile davon abgerückt ist. Ob nun mit dem Originalende oder jenem aus The End of Evangelion, die Serie bleibt so oder so Pflicht. Und wem die Zeit fehlt, sich alle 24 Episoden anzuschauen, der sollte lieber eine Zusammenfassung lesen, anstatt sich den Film anzutun, der mehr verwirrt als erleuchtet. Immerhin ist die Optik hier ansehnlich und auch aus einem Guss, obwohl dieses Mal das Animationsstudio Production I.G (Ghost in the Shell, Jin-Roh) die Kollegen von Gainax unterstützte. Man orientierte sich jedoch so stark an der TV-Version, dass es zu keinen echten Brüchen kam. Auf dem Niveau eines „echten“ Kinofilms ist man damit nicht, die Animationen waren aber auch so gut genug, die nicht übermäßig detaillierten Hintergründe wurden durch diverse stilistische Kniffe geschickt kaschiert.



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„Death & Rebirth“ versucht, die Kultserie „Neon Genesis Evangelion“ gleichzeitig nachzuerzählen und fortzusetzen, scheitert aber an beidem. Der erste Teil ist wahllos zusammengeschnitten, wird jeden Nichtkenner des Orignals verwirren, der zweite bricht mittendrin ab und wird erst im Folgefilm komplett erzählt.
6
von 10