Ghost in the Shell Stand Alone Complex 2nd Gig
© 2002-2005 Shirow Masamune-Production I.G/KODANSHA

Ghost in the Shell: Stand Alone Complex – 2nd GIG

(„Ghost in the Shell: Stand Alone Complex – 2nd GIG“ directed by Kenji Kamiyama, 2004)

Ghost in the Shell SAC 2
„Ghost in the Shell: Stand Alone Complex – 2nd GIG“ ist seit 31. Juli auf DVD und Blu-ray erhältlich

Das Schicksal der Spezialeinheit Sektion 9 schien bereits besiegelt, nachdem sie zuvor aus politischen Gründen aufgelöst wurde. Als jedoch die chinesische Botschaft von Terroristen angegriffen wird, bekommen sie von der neuen Premierministerin eine zweite Chance. Die Bedingung: Sie müssen mit Gouda Kazundo aus dem Innenministerium zusammenarbeiten, was das Team um Major Motoko Kusanagi immer wieder an ihre Grenzen führt, vor allem als eine unbekannte Gruppe namens „Die Unabhängigen Elf“ eine gewaltsame Revolution androht.

Business as usual möchte man meinen, als die ersten Folgen von Ghost in the Shell: Stand Alone Complex – 2nd GIG über den Bildschirm laufen. Nach dem großen Erfolg von Staffel 1 war es klar, dass es noch eine Fortsetzung geben würde. Auf die mussten die Fans der Animeserie auch nicht lange warten: Gerade mal drei Monate nach dem Abschluss der ersten folgte in Japan bereits die zweite Staffel. Alleine schon aufgrund der doch sehr kurzen Pause durfte man kaum erwarten, dass bei 2nd GIG wirklich viel anders sein würde. Und tatsächlich schließen die neuen 26 Folgen so nahtlos an das Geschehen an, dass man sich manchmal darin erinnern muss, es hier mit einer an und für sich eigenständigen Geschichte zu tun hat.

Wirkliche Vorkenntnisse sind dann auch nicht nötig, weder zur ersten Staffel noch zum Film Ghost in the Shell, der über acht Jahre zuvor Science-Fiction-Anime wieder salonfähig machte. Anspielungen gibt es natürlich, vor allem zum großen Fall des „Lachenden Mannes“ aus Stand Alone Complex, wirklich verpasst man jedoch kaum, sollte man aus irgendeinem Grund gleich mit der Fortsetzung beginnen wollen. Ansonsten werden Wiederkehret mit bekannten Figuren belohnt, nahezu jeder ist wieder mit von der Partie, inklusive den knuffigen und herrlich eigensinnigen Tachikoma-Robotern. Jeder von ihnen bekommt dann auch wieder die Gelegenheit, in Einzelfolgen zu glänzen, die völlig losgelöst vom diesmaligen Hauptfall „Unabhängige Elf“ laufen. Diesmal ist die Verknüpfung der unterschiedlichen Handlungsstränge etwas eleganter gelöst, was auch damit zusammenhängt, dass besagte Terroristen diesmal von Anfang an stark thematisiert werden.

Dennoch ist die Serie beim zweiten Anlauf inhaltlich etwas weniger fesselnd. Aktuell ist die Flüchtlingsproblematik und das damit verbundene Risiko von gewaltsamen Aufständen sicher, erschreckend aktuell sogar, wenn man bedenkt, dass 2nd GIG vor elf Jahren im japanischen Fernsehen lief. Das interessante Thema weicht mit der Zeit aber den üblichen Verschwörungs-Polit-Thriller-Elementen, die trotz des zukünftigen Settings ein bisschen ausgebrannt sind. Die im ersten Film angesprochene philosophische Komponente von Cyborgs wird hier ohnehin kaum mehr bedient, Technik ist hier nur noch ein Mittel zum Zweck. Und der lautet in erster Linie kämpfen, manchmal auch ein bisschen ermitteln. Der schon in Staffel eins eingeschlagene, sehr actionbetonte Weg wird also beibehalten, teilweise noch konsequenter gegangen, was manche freuen wird, 2nd GIG aber auch irgendwo sehr viel gewöhnlicher machen als die Vorlage von Masamune Shirow.

Schön anzusehen ist das Ganze aber, meistens zumindest. Im Bereich Hintergrundbilder glänzt das Animationsstudio Production I.G (Blood-C, Eden of the East), zeigt teils wunderbare Bilder, aufgewertet durch stimmungsvolles Licht und den Einsatz von Unschärfen, zudem ist die visuelle Abwechslung auch deutlich höher dieses Mal. Wenn die Figuren sich bewegen, ist der Anblick jedoch weniger beglückend. Nicht nur dass die Akrobatik von Motoko manchmal schon recht absurd wird, mitunter an das gewollt übertriebene Aeon Flux erinnert, die Animationen sind in dem sonst so hochwertigen Umfeld teils erschreckend billig. Und auch das heftige Ruckeln bei den Kamerafahrten haben die Grafikkünstler aus Fernost nicht in den Griff bekommen. Dennoch ist die Serie für Fans von futuristischen Action-Thrillern mehr als einen Blick wert, für Fans des Franchises ohnehin ein Muss. Seit Kurzem ist die komplette zweite Staffel dann auch in einer Komplettbox hierzulande erhältlich, der Zusammenschnitt in Filmform namens Individual Eleven jedoch wie auch schon Laughing Man nicht.



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Die zweite Staffel von „Ghost in the Shell: Stand Alone Complex“ schließt nahtlos an die erste an, ist optisch dank der Hintergründe verbessert, inhaltlich jedoch weniger spannend. Wer das Franchise oder actionbetonte Sci-Fi-Thriller mag, wird hier wiederholt gut bedient.
7
von 10