
Die Freude ist groß bei Nora Sator (Agathe Bonitzer), als sie ihre neue Stelle antritt. Schließlich ist sie sehr ehrgeizig, die auf Übernahmen spezialisierte Unternehmensberatung scheint der ideale Arbeitgeber zu sein, um sich nach oben zu kämpfen. Doch dann kommt es anders. Schlimm genug, dass ihr neuer Chef Arnaud Barsac (Lambert Wilson) offensichtlich ein alter Bekannter ihres Vaters Serge (Jean-Pierre Bacri) ist und die beiden wohl irgendwie Rivalen sind, Arnauds Frau Solveig (Isabelle Huppert) scheint mehr zu wissen. Da ist auch noch der Kollege Xavier (Vincent Lacoste), der in ihr eine Konkurrentin sieht und deshalb nicht über den Weg traut. Und als wäre das nicht schon kompliziert genug, hat Noras Schwester Maya (Julia Faure) ein Auge auf Xavier geworfen …
Prominent besetzte Komödie
Wer es im Leben zu etwas bringen will, muss etwas leisten und darf dabei nicht zimperlich sein – so heißt es zumindest. Das kann sehr hässlich werden, liefert aber auch Munition für Filme. So gibt es nicht wenige, die sich satirisch mit Unternehmen auseinandersetzen und sich genüsslich über die Leute dort lustig machen. Aus Deutschland kamen beispielsweise Der Pfau über ein aus dem Ruder laufendes Teambuilding-Event sowie Zeit der Kannibalen, eine böse Abrechnung mit Unternehmensberatungen. Letztere bekommen auch in Jetzt oder gleich ihr Fett weg, eine französische Komödie aus dem Jahr 2016. Dass diese erst neun Jahre später dank arte ihren Weg zu uns findet, ist etwas überraschend, gerade auch angesichts der sehr prominenten Besetzung. Dafür ist der Film heute so aktuell wie damals.
Wobei Regisseur und Co-Autor Pascal Bonitzer (Mörderische Gesellschaft) gar nicht so viel über die Gesellschaft oder die Wirtschaft als solche zu sagen hat. Die Figuren stehen zwar schon stellvertretend für einen gewissen Schlag Mensch, der mit solchen Unternehmen und dieser Weltsicht in Verbindung gebracht wird. Dennoch ist Jetzt oder gleich nur bedingt eine Satire auf die Unternehmenskultur an sich. Vielmehr interessiert sich der französische Filmemacher für die Charaktere und deren diversen Verwicklungen. Von Anfang an sind die Verhältnisse etwas kompliziert. Und das wird sich im Lauf der anderthalb Stunden nicht verbessern. Es wird im Gegenteil immer schwieriger, je mehr Zeit sie miteinander verbringen.
Unterhaltsam bis spannend
Ein Grund dafür ist, dass das Unternehmen zwar der Ort ist, an dem sie alle arbeiten. Das bedeutet aber nicht, dass sie sich deswegen alle sehr professionell verhalten. Das Gegenteil ist der Fall: Die Grenzen zwischen dem Beruflichen und dem Privaten verschwimmen. Persönliche Befindlichkeiten stehen dem Job im Weg, manchmal ist es auch die Inkompetenz. Jetzt oder gleich spielt dabei gleich in mehrfacher Hinsicht mit der Neugierde des Publikums. Zum einen will man natürlich wissen, in welche Richtung sich das Chaos weiterbewegt. Zum anderen wird früh mit einer Art Geheimnis gelockt, wenn es da in der Vorgeschichte des Vaters irgendetwas gegeben haben muss, wovon alle außer der Protagonistin wissen – und eben dem Publikum.
Vor allem aber ist Jetzt oder gleich unterhaltsam. Die Dialoge von Bonitzer und seiner Kollegin Agnès de Sacy haben es in sich, man schon sich bei der Arbeit mit nichts. Das Ensemble spielt dabei sehr gut mit. Im Mittelpunkt steht dabei zwar Agathe Bonitzer, die Tochter des Regisseurs, mit der wir zusammen in diese Welt eintauchen. Eine reine Identifikationsfigur ist Nora aber nicht, dafür ist sie von Anfang an zu sehr Teil von dieser Unternehmenskultur, ist für sich genommen auch ohne Skrupel. Das erschwert manchmal ein bisschen den Zugang, man weiß hier nicht immer, wo man selbst anschließen soll. Dafür wird es an anderer Stelle emotionaler. Insgesamt ist der Ausflug in diese Parallelwelt sehenswert, wenn er die menschliche Seite etwas stärker fokussiert, dabei seinen spöttischen Ton beibehält, auch wenn man sich manchmal fragt, wie es diese Leute zu etwas bringen konnten.
OT: „Tout de suite maintenant“
Land: Frankreich, Luxemburg
Jahr: 2016
Regie: Pascal Bonitzer
Drehbuch: Pascal Bonitzer, Agnès de Sacy
Musik: Bertrand Burgalat
Kamera: Julien Hirsch
Besetzung: Agathe Bonitzer, Vincent Lacoste, Lambert Wilson, Jean-Pierre Bacri, Isabelle Huppert, Pascal Greggory, Julia Faure, Virgil Vernier
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