Renn Liebling Renn Run Sweetheart Run Amazon Prime Video
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Renn, Liebling, Renn

„Renn, Liebling, Renn“ // Deutschland-Start: 28. Oktober 2022 (Amazon Prime Video)

Inhalt / Kritik

Eigentlich wäre es der Termin ihres Chefs James (Clark Gregg) gewesen. Da der an dem Abend aber verhindert ist, erklärt sich seine Sekretärin Cherie (Ella Balinska) bereit, bei dem Geschäftsessen einzuspringen und ihn zu vertreten. Der Abend ist nett, Ethan (Pilou Asbæk) stellt sich als sehr charmanter Mann heraus. Die alleinerziehende Mutter lässt sich sogar dazu überreden mit ihm mit nach Hause zu gehen, zumindest für einen Drink. Kurze Zeit später bereut sie diese Entscheidung jedoch, als er plötzlich über sie herfällt. Zwar kann sie sich befreien und aus seinem Haus fliehen. Aber was jetzt? Sie hat weder Geld noch Handy. Und das ist nur der Anfang einer absoluten Alptraumnacht, denn Ethan hat nicht vor, seine Beute so ohne Weiteres gehen zu lassen …

Zunächst vorhersehbar und unsinnig

So richtig groß scheint das Vertrauen in Renn, Liebling, Renn nicht gewesen zu sein. Zwar kaufte Amazon Prime Video schon im Mai 2020 die Rechte an dem Film, nachdem dieser einige Monate zuvor beim Sundance Film Festival Premiere feierte. Im Anschluss verschwand er jedoch irgendwie von der Bildfläche. Erst zweieinhalb Jahre taucht der Thriller wieder auf, unangekündigt, er war nicht Teil der offiziellen Liste mit den geplanten Veröffentlichungen auf dem Streamingdienst. Immerhin ist der Zeitpunkt gut gewählt, so kurz vor Halloween ist der Bedarf nach düsteren Genretiteln groß. Ob er jedoch bei der Zielgruppe gut ankommen wird, darf in Frage gestellt werden. Die Resonanz war bislang zumindest nicht unbedingt überwältigend.

Ein Problem dabei ist, dass die Geschichte zunächst nicht unbedingt die interessanteste ist. So wird früh klar, dass Ethan Jagd auf Cherie machen wird und dass er dies offensichtlich schon mehrere Male zuvor getan hat. Filme und Serien, bei denen die Hauptfigur zur Zielscheibe einer tödlichen Menschenjagd wird, gibt es genügend. Most Dangerous Game, Guns Akimbo, Apex, Ready or Not – Auf die Plätze, fertig, tot – die Liste ist lang und voll mit bekannteren Namen. Da braucht es nicht zwangsläufig noch Nachschub. Hinzu kommt, dass Renn, Liebling, Renn eine nicht unbedingt begeisternde Mischung aus Vorhersehbarkeit und Blödsinn bietet. Bei den meisten Szenen weiß man schon im Vorfeld, was passieren wird. Vieles ergibt auch überhaupt keinen Sinn, wenn die Macht von Ethan grenzenlos zu sein scheint.

Absurdität nicht konsequent genutzt

Immerhin: Später wird es recht unerwartet eine Erklärung dafür geben. Realismus sollte man dabei nicht erwarten, die Absurdität verlagert sich nur. Regisseurin und Co-Autorin Shana Feste (The Greatest – Die große Liebe stirbt nie) weiß aber, dass es absurd ist. Leider verfolgt sie das aber nicht so wirklich konsequent. Renn, Liebling, Renn hätte als schwarzhumorige Thrillersatire richtig Spaß machen können. So aber wirken die seltenen Momente wie Fremdkörper, als ob 08/15 B-Movie und bizarrer Trash irgendwie zusammengemixt wurden. Das gilt auch für die Gewaltexzesse, die nur sehr punktuell stattfinden. Die meisten Gewaltszenen finden abseits der Kamera statt, so als habe man eine jüngere oder weniger brutalitätsaffine Zuschauer und Zuschauerinnen erreichen wollen. Umso überraschender ist, wenn es inmitten des Nicht-Zeigens auf einmal explizit wird.

Es ist aber nicht nur das Unausgegorene, das dem Thriller zu schaffen macht. Feste wollte zudem unbedingt ihren Film mit einer feministischen Aussage verbinden. Das ist prinzipiell natürlich völlig vertretbar. In dieser plumpen Form hat sich die Filmemacherin aber keinen Gefallen getan. Offensichtlich ging sie davon aus, dass das Publikum nicht von sich aus folgen könnte, weshalb sie alles lieber ausformuliert – und das mehrfach. Das ist schade, weil unter dem Ballast von Renn, Liebling, Renn ein potenziell guter Film schlummert. Er hat nur nie die Chance bekommen. Einige Momente sind trotz allem interessant genug, um einen Blick riskieren zu können. Mehr als Durchschnitt ist das hier aber nicht.

Credits

OT: „Run Sweetheart Run“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Shana Feste
Drehbuch: Shana Feste, Keith Josef Adkins, Kellee Terrell
Musik: Rob
Kamera: Bartosz Nalazek
Besetzung: Ella Balinska, Pilou Asbæk, Clark Gregg, Aml Ameen, Dayo Okeniyi, Betsy Brandt, Shohreh Aghdashloo

Bilder

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Renn, Liebling, Renn
fazit
„Renn, Liebling, Renn“ fängt wie einer dieser typischen Menschenjagdthriller an, tut dies aber auf zunächst wenig interessante Weise. Durch eine spätere Wendung nimmt der Film noch einmal unerwartet Fahrt auf. Leider ist er aber in mehrerer Hinsicht nicht konsequent genug. Dafür ist die feministische Aussage recht plump eingearbeitet.
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