Ready or Not
© 2019 Twentieth Century Fox

Ready or Not – Auf die Plätze, fertig, tot

Ready or Not
„Ready or Not – Auf die Plätze, fertig, tot“ // Deutschland-Start: 26. September 2019 (Kino)

Für Grace (Samara Weaving) wird ein absoluter Traum wahr! Seit anderthalb Jahren ist sie schon mit Alex Le Domas (Mark O’Brien) zusammen und war nie glücklicher in ihrem Leben. Jetzt ist der große Tag gekommen, die beiden treten vor den Altar. Wäre da nur nicht Alex’ ebenso reiche wie verkorkste Verwandtschaft, mit der er selbst lange nichts mehr zu tun haben wollte. Dabei sind die eigentlich ganz nett, die meisten zumindest. Doch die eigentliche Prüfung steht erst noch bevor, denn um Punkt Mitternacht bittet die Familie zu einer traditionellen Spielerunde, mit der jedes neues Mitglied beweisen muss, dass es würdig ist, Teil der Le Domas zu werden. Und dieses Spiel ist nicht ganz so, wie es sich Grace vorgestellt hat …

Gesellschaftsspiele? Das ist doch nur was für Kinder. In Europa ist diese Ansicht nicht ganz so weit verbreitet wie in den USA, dafür ist die Brettspielszene doch zu stark, gerade in Deutschland. Aber auch hierzulande kann man sich ein Schmunzeln kaum verkneifen, wenn Erwachsene sich mit Spielen aus Kindheitstagen vergnügen und dabei völlig hineinsteigern. Das haben in den letzten Jahren gerade die Filme Game Night und Catch Me! demonstriert, wo unter anderem Das Spiel des Lebens oder Fangen mit einer Ernsthaftigkeit betrieben wurden, als hinge das eigene Leben davon ab.

Blutige Gesellschaftssatire
Das ist in Ready or Not – Auf die Plätze, fertig, tot ganz ähnlich, wird hier aber tatsächlich wörtlich genommen. Was zunächst wie eine harmlose Schrulle auf Grace wirkt, die sie wohl oder übel für ihren Traummann in Kauf nimmt, entpuppt sich schon bald als tatsächlich mörderische Angelegenheit. Das Publikum hat in dem Moment aber schon einen Wissensvorsprung, ein kurzer Prolog bereitet die Zuschauer und Zuschauerinnen darauf vor, dass man bei den Le Domas eine etwas andere Form der Zerstreuung pflegt. Oder um es in den Worten von Alex’  Bruder Daniel (Adam Brody) zu sagen: Die Reichen sind etwas anders.

Ready or Not ist dann auch nicht allein eine Komödie über eine Horde von Erwachsenen, die sich wie kleine Kinder aufführen. Vielmehr haben Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett (Southbound – Highway to Hell) eine Gesellschaftssatire gedreht, die vor allem die Superreichen aufs Korn nimmt. Menschen, denen so viel gehört, dass sie längst den Bezug zur Realität verloren haben, den zum Rest der Menschheit sowieso. Sie werden getrieben von Machtrausch und Gier, sind dafür bereit, auch über Leichen zu gehen – nicht nur im übertragenen Sinn. Das Erschreckendste, gibt Alex an einer Stelle zu, ist, wie normal sich das alles anfühlt. Wie sehr es in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass alle anderen nichts wert sind, nur die eigenen Interessen von Bedeutung sind.

Ein Spiel um Leben und Tod
Diese bittere Abrechnung mit einer Zweiklassengesellschaft wird aber eben nicht in ein Drama gepackt, sondern in ein Genregewand gehüllt. Der Beitrag vom Fantasy Filmfest 2019 kombiniert Horror- und Thrillerelemente mit jeder Menge Humor. Der darf, natürlich, dann auch schon mal ein bisschen schwärzer ausfallen. Wer seine Filme gern böser mag, der wird dabei eine Menge Spaß haben. Wobei sich das Drehbuchteam auch nicht für eher alberne Scherze zu schade war. Die gehen dann beispielsweise auf Kosten der restlichen Familienmitglieder, die alle lustvoll übertrieben sind und schon auf den ersten Blick als Karikaturen erkennbar – großartig ist etwa Nicky Guadagni als alter Familiendrache, der mit Argusaugen darüber wacht, dass auch ja die Traditionen eingehalten werden.

Der Film erinnert dabei etwas an You’re Next, wo ebenfalls ein Familientreffen einer superreichen Dynastie zu einem blutigen Showdown wird. Zumal auch hier eine zunächst unbedarfte junge Frau zur Heldin mutiert und eben nicht das harmlose Opfer ist, als das sie auserkoren war. Und doch ist Ready or Not nicht der zu erwartende Rape’n’Revenge-Thriller, den man bei diesem Thema vermuten würde. Der Boy Count ist auch nicht annähernd so hoch wie bei den Kollegen. Trotz der genreerfahrenen Filmemacher: Der Film ist nicht ohne Grund eine Produktion der auf Arthouse spezialisierten Fox Searchlight. Aber auch wenn Hardcore-Horror-Fans das hier tendenziell zu wenig ans Eingemachte gehen könnte, Szenen, an denen man ein, zwei Finger vor die Augen hält, gibt es dennoch. Dazu bietet der blutige Crowdpleaser zahlreiche Wendungen, wenn Hoffnungsschimmer und blödes Pech sich im Sekundentakt abwechseln, teils in wunderbar absurden Situationen.



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„Ready or Not – Auf die Plätze, fertig, tot“ stellt uns eine schwerreiche Familie vor, die eine etwas andere Vorstellung von Spielen pflegt. Der Film ist dabei eine Mischung aus Gesellschaftssatire und blutigen Genreelementen, die aufgrund der zahlreichen Wendungen und der lustvoll überzogenen Darstellungen Spaß macht, mal albern, dann wieder völlig absurd ist.
7
von 10