Karlchen – Das große Geburtstagsabenteuer

Seit einiger Zeit schon läuft es Karlchen nicht mehr besonders. Schuld daran ist seine kleine Schwester Klara. Nicht nur dass man mit der gar nicht wirklich spielen kann und sie dauernd nur weint. Seine Eltern haben seither auch keine Zeit mehr für ihn. Doch das soll sich jetzt ändern, schließlich wird er fünf Jahre alt. Und an diesem Tag dreht sich endlich alles nur um ihn! So dachte er zumindest. Stattdessen muss ihm Klara auch an diesem Tag dazwischenfunken. Fieber hat sie und soll jetzt dringend zum Arzt gefahren werden, ganz toll. Und was wird dann aus dem geplanten Picknick am See? Da Karlchen keine Lust hat, ganz allein zu Hause zu sitzen, macht er sich auf den Weg zu seiner Oma und muss unterwegs so manchen Abenteuer überstehen …

Großer Kinoauftritt eines kleinen Hasen

Mehr als 20 Jahre ist es inzwischen her, dass die Illustratorin und Kinderbuchautorin Rotraut Susanne Berner die erste Geschichte rund um den kleinen Hasen Karlchen erzählt hat. Etwa ein Dutzend Titel hat die Künstlerin, die auch für ihre Wimmelbücher bekannt ist, seither in dieser Reihe veröffentlicht. Insofern wundert es nicht, dass die Popularität dieser Geschichten irgendwann auch für das Kino genutzt werden sollte. Dieses Jahr sorgten bereits andere Animationsfilme aus Deutschland, die auf bekannten Vorlagen basierten – darunter Die Biene Maja – Das geheime Königreich und Die Häschenschule – Der große Eierklau –, für gute Besucherzahlen. Karlchen – Das große Geburtstagsabenteuer soll es der Konkurrenz nun nachmachen und Jungen und Mädchen in die Lichtspielhäuser locken.

Die Zielgruppe ist hier noch einmal jünger als bei den obigen Beispielen. Mit einem fünfjährigen Protagonisten ist klar, dass man hier erst gar nicht versucht, die ganze Familie anzusprechen. Stattdessen sollen Zuschauer und Zuschauerinnen, die selbst im Alter von Karlchen sind, sich in der Geschichte wiederfinden. Die Chancen stehen gut, dass das klappt. Auch wenn die Hauptfigur von Karlchen – Das große Geburtstagsabenteuer ein Hase ist und grundsätzliche alle Charaktere dem Tierreich entstammen, so sind diese doch sehr menschliche ausgestaltet, mit Eigenschaften, wie man sie beim Homo Sapiens wiederfindet. Vor allem die Eifersucht des Jungen auf seine kleine Schwester, die plötzlich alle Aufmerksamkeit bekommt, während er Mal für Mal leer ausgeht, dürfte vielen im Publikum aus den Herzen sprechen. Es ist aber auch zu unfair das Ganze!

Hübsch und liebevoll gestaltet

Überhaupt gab man sich beim Film große Mühe, die Welt durch Kinderaugen zu zeigen. Das kann die hässlichen Momente betreffen, wenn es in Karlchen – Das große Geburtstagsabenteuer um die diversen negativen Gefühle geht, die den Protagonisten plagen. Es können aber auch schöne Szenen hieraus entstehen, wenn wir zusammen mit der Tier-Entourage die Welt erkunden und dabei die Schönheit der Natur entdecken. Die Optik des Films ist dabei eher schlicht, angelehnt an die zugrundeliegenden Kinderbücher. Aber sie ist doch stimmungsvoll. Die Zeichnungen sind alle ganz hübsch und auf eine wohltuende Weise altmodisch. Man würde bei dem Film auf den ersten Blick nicht vermuten, dass er wirklich aus dem Jahr 2021 stammt.

Das betrifft auch den Verzicht auf jegliche Form von Slapstickhumor, ohne den zuletzt kein Animationsfilm aus den USA mehr auszukommen scheint. Hier gibt es keine großen Missgeschicke oder andere Peinlichkeiten. Eigentlich gibt es allgemein recht wenig, was unter die Kategorie „Handlung“ fallen würde. Tatsächlich passiert in Karlchen – Das große Geburtstagsabenteuer so wenig, dass selbst die sehr knappe Laufzeit von 75 Minuten dicke ausreicht. Ältere Kinder werden bei diesem Abenteuer eher Langeweile verspüren. Wer jedoch Nachwuchs in der anvisierten Zielgruppe hat, der macht hiermit nichts verkehrt. Das hier ist Kinderunterhaltung der alten Schule, die weiß, was funktioniert, ohne sich dabei irgendwo anbiedern zu müssen. Heraus kommt ein unspektakuläres, aber liebevolles Werk, nach dem die Welt wie ein besserer Ort erscheint.