LX 2048
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LX 2048
„LX 2048“ // Deutschland-Start: 6. Mai 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Im Moment klappt bei Adam (James D’Arcy) praktisch gar nichts. Seine Ehe mit Reena (Anna Brewster) ist gescheitert, auch wenn diese auf dem Papier noch besteht. Beruflich geht es steil bergab, wenn seine Firma immer tiefer in eine Krise schlittert. Da hat es Adam gerade noch gefehlt, als ihm auch noch eine schwere Herzerkrankung diagnostiziert wird. Viel Zeit bleibt ihm nicht mehr, so wird ihm erklärt. Eigentlich steht sein Todesurteil bereits fest. Dass er nach seinem Tod durch einen verbesserten und stärker auf die Bedürfnisse von Reena ausgerichteten Klon ersetzt werden soll, tröstet ihn da nicht wirklich. Im Gegenteil: Er will alles dafür tun, um sein Schicksal doch noch irgendwie aufzuhalten …

Blick in eine düstere Zukunft

Auch wenn die Zukunft so unsicher ist wie wohl noch nie in der Geschichte der Menschheit, zweier Punkte kann man sich schon gewiss sein. Zum einen werden wir in ihr ungeahnte Möglichkeiten haben, die sich aus dem wissenschaftlichen Fortschritt ergeben. Zum anderen wird das Leben irgendwie Mist sein. Das zumindest ist es, was einen zahlreiche Science-Fiction-Filme gelehrt haben, die sich in dem Spannungsfeld aus Fortschritt und Untergang ansiedeln. Bei LX 2048 trifft beides mal wieder zu. Zunächst sieht es so aus, als wäre der Filme eine dieser Endzeitgeschichten. Wie so oft ist die Erde hier quasi unbewohnbar geworden. Die Sonnenstrahlung ist so stark geworden, dass die Menschen ihr Zuhause kaum mehr verlassen und sich stattdessen virtuell Ablenkung suchen.

Normalerweise werden solche Szenarien dazu genutzt, das menschliche Verhalten oder gleich ganze Gesellschaften zu kritisieren. Nicht nur, dass die Menschheit dieses Szenario meist erst verursacht hat, durch ständigen Raubbau an der Erde. Konfrontiert mit einer globalen Krise, kommt zudem immer das Schlechteste im Menschen zum Vorschein. Wenn es nicht mehr für alle reicht, soll es zumindest für mich reichen – so die weit verbreitete Ansicht. Bei LX 2048 ist von beidem nichts zu sehen. Wie die Welt in diesen traurigen Zustand gelangt ist, wird nicht wirklich verraten. Es interessiert hier auch niemanden. Verteilungskämpfe fehlen ebenfalls. Eigentlich scheint es nicht wirklich an etwas zu mangeln, selbst wenn es vereinzelt den Leuten nicht gut geht. Dass aber beispielsweise Adams Firma das Ende droht, ist dann doch mehr ein individuelles als ein universelles Problem.

Zwischen Ehedrama und Klonthriller

Stattdessen befasst sich Regisseur und Drehbuchautor Guy Moshe (Red Machine – Hunt or Be Hunted) mit anderen Themen. Genauer besteht LX 2048 aus zwei ganz unterschiedlichen Themenkomplexen, die zu einem Film zusammengebastelt wurden. Da wären zum einen die Schwierigkeiten des Ehepaares, das sich mehr und mehr entfremdet hat. Vor allem Reena will die Beziehung so schnell wie möglich beenden und Adam dabei am besten auch gleich ganz aus ihrem Leben und dem der gemeinsamen Kinder streichen. Der zweite große Punkt ist der rund um die Klone. Adam will aus nachvollziehbaren Gründen nicht durch einen Klon ersetzt werden. Damit einher gehen Diskussionen um die Daseinsberechtigung sowie Sinn und Zweck solcher Klone. Selbst für ein paar moralische Überlegungen ist noch Platz.

Das klang eigentlich alles ganz gut. Umso enttäuschender ist das Ergebnis, das vor allem an zwei Problemen krankt. Das erste betrifft das Ehedrama, zu dem LX 2048 über weite Strecken wird. Da wird zwar viel gestritten, ohne aber dabei die emotionale Wucht etwa von Marriage Story zu entwickeln. Wenn der Film an diesen Stellen Gefühle im Publikum wachkitzelt, dann in der Form von Ärger. Insbesondere die grauenvollen Dialoge machen die Stellen zu einer Tortur, wobei zwischendurch nicht ganz zu unterscheiden ist, was dem Drehbuch und was der miserablen deutschen Synchro geschuldet ist. So oder so darf man sehr schnell genervt von den willkürlichen Auseinandersetzungen sein. Und enttäuscht, dass der Klon-Aspekt nicht so recht vorankommt. Eigentlich wäre auch dort Emotionalität durchaus drin gewesen, wie das tragische Schwanengesang zeigte, bei dem ebenfalls ein sterbender Mann durch einen Klon ersetzt werden soll. Aber nichts da.

Viele Ideen, kein schlüssiges Konzept

Das zweite große Problem ist, dass der Film sich nie entscheiden kann oder will, was er denn nun sein will. Da werden lauter Themen miteinander gekreuzt, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben und bei denen es Moshe einfach nicht gelingt, sie auf sinnvolle und überzeugende Weise zusammenzuführen. Nicht einmal das Genre ist bei LX 2048 klar definiert, wenn es Drama und Science-Fiction sein will, später Thriller-Elemente einbaut, aber auch die der Komödie, wenn es an manchen Stellen völlig absurd wird. Durch das Auftauchen des rätselhaft-dubiosen Erfinders Donald (Delroy Lindo) wird das noch um eine größere Portion Mystery ergänzt. Konstant ist lediglich die Leistung von James D’Arcy (Perfect Human, The Philosophers – Wer überlebt?), der völlig aus sich herausgeht und dabei eine größere Wandelbarkeit demonstriert. Das reicht aber nicht aus, um den Frust zu überspielen, der sich bei diesem unausgegorenen Chaos schnell einstellt. Gute Ideen hatte Moshe dabei durchaus. Aber kein Gesamtkonzept.

Credits

OT: „LX 2048“
Land: Litauen, USA
Jahr: 2020
Regie: Guy Moshe
Drehbuch: Guy Moshe
Musik: Sarah DeCourcy, Erez Moshe, Ian Richter
Kamera: Thomas Buelens
Besetzung: James D’Arcy, Anna Brewster, Delroy Lindo

Bilder

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LX 2048
Fazit
Ein Mann wird bald sterben, ein Klon soll seinen Platz einnehmen. „LX 2048“ versucht, ein Familiendrama mit Science-Fiction zu kombinieren, scheitert aber an der Aufgabe. Die grauenvollen Dialoge machen das Zwischenmenschliche kaputt. Stattdessen gibt es die unterschiedlichsten Themen und Genres, die nie ein schlüssiges Ganzes bilden.
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