Laim und die schlafenden Hunde TV Fernsehen ZDF Streamen online Mediathek Video on Demand
© ZDF / Michael Marhoffer

Laim und die schlafenden Hunde

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„Laim und die schlafenden Hunde“ // Deutschland-Start: 18. September 2023 (ZDF)

Inhalt / Kritik

Eigentlich hätte Dirk Reimann (Michael Wächter) bei einer Veranstaltung rund um das Thema Start-ups als Redner auftreten sollen. Stattdessen wurde er brutal durch einen Schlag auf den Hinterkopf getötet, seine Leiche wird am Münchner Eisbach gefunden. Lukas Laim (Max Simonischek) und Anton Simhandl (Gerhard Wittmann) übernehmen daraufhin den Fall. Eine Spur führt sie dabei zu Anno Waldeck (Christoph Schechinger) und Lin Yu Choi (Kotti Yun), mit denen der Tote zusammengearbeitet hatte, bis er von ihnen aus dem Unternehmen gedrängt wurde. Aber auch Cecily Filander (Adina Vetter), die sich um Obdachlose kümmert, rückt in den Dokus der Ermittlungen. Für Laim ist das nicht einfach, kennt er sie doch noch aus Kindheitstagen …

Sechster Teil der Krimireihe

Seit 2012 schon ermittelt Max Simonischek als Hauptkommissar Laim. Anfangs sah es nicht so aus, als würde daraus eine besonders produktive Reihe werden. So dauerte es fünf Jahre bis zu einem zweiten Teil, der dritte ließ noch einmal drei Jahre auf sich warten. Im Segment des Fernsehkrimis, wo es sonst üblich ist, mehrere Filme pro Jahr zu produzieren, ist das schon sehr wenig. Inzwischen hat sich das geändert. Zwar sind die Zuschauerzahlen nicht so groß wie bei anderen Kollegen und Kolleginnen, Laim und das Hasenherz scheiterte letztes Jahr sogar an den 5-Millionen-Marke. Aber die Geschichten um den distanzierten, hochgewachsenen Polizisten erfreuen sich zumindest einer genügend großen Beliebtheit, damit jedes Jahr ein neuer Teil ansteht. Und so geht die Reihe mit Laim und die schlafenden Hunde in die sechste Runde.

Der Film gibt dabei in mehrfacher Hinsicht Rätsel auf. Teilweise ist das natürlich beabsichtigt. Wenn hier zu Beginn eine Leiche gefunden wird und im Anschluss mehrere Verdächtige abgeklappert werden, dann ist das ein ganz klassischer Whodunnit. Das Publikum soll zu Hause selbst kräftig spekulieren und Hypothesen aufstellen, wer hinter dem Mord stecken könnte – und aus welchen Gründen. Zu dem Zweck gibt es verschiedene Spuren. Die naheliegendste ist in Laim und die schlafenden Hunde zunächst natürlich die, dass es irgendwie mit den Start-ups zu tun hat, um die sich alles dreht. Nur ist dabei nicht ganz klar, warum ausgerechnet derjenige, der ausgebootet wurde, ein Mordopfer sein sollte. Üblicherweise erwartet man es andersrum. Wenn sich Reimann gerächt hätte, wäre das einleuchtend gewesen. So ergibt das aber erst einmal keinen Sinn.

Aufsteiger und Verlierer

Richtig verwirrend wird es jedoch, als die Polizei herausfindet, dass der Tote ein Obdachloser war. Dass Reimann nach dem beruflichen Scheitern absteigt, mag einleuchten, zumal es heißt, dass er allgemein nicht viel auf die Reihe bekam. Aber wieso wird jemand, dessen Start-up gescheitert ist und der kein Zuhause mehr hat, als Redner dieser Veranstaltung eingeladen? Das leuchtet weder organisatorisch noch inhaltlich ein. Eigentlich treten bei solchen Geschichten nur Leute auf, die es zu etwas gebracht haben und andere mitnehmen wollen. Insgesamt ist Laim und die schlafenden Hunde ein ziemlich konstruierter Fall. Auf der einen Seite ist es zwar durchaus reizvoll, wenn die mit Schlagwörtern um sich werfende Start-up-Szene in einen Kontrast mit den Verlierern der Gesellschaft gestellt wird. Man darf nur nicht erwarten, dass das Ergebnis sinnvoll oder gar realistisch ist. Das ist alles schon sehr konstruiert.

Atmosphärisch sieht es da schon besser aus. Gerade die Inszenierung der abgehobenen und eiskalten Gründerelite, die erbarmungslos andere ausplündert, ist gelungen. Man erfriert hier schon beim bloßen Zusehen. Simoischeck (Die Nachbarn von oben) hat es sich in seiner Rolle als einsamer Wolf ohnehin so gemütlich gemacht, dass das alles von selbst läuft. Richtig originell ist die Figur zwar nicht, man findet im öffentlich-rechtlichen Fernsehen lauter Krimis mit solchen Leuten. Wenigstens ist Laim aber nicht auf so anstrengende Weise eigensinnig, wie es kürzlich etwa Stralsund: Der lange Schatten vorgemacht hat. Hinzu kommen ganz nette Szenen mit ihm und der nicht auf den Mund gefallenen Ausreißerin Karl (Sarah Mahita). Das trägt dazu bei, dass man sich Laim und die schlafenden Hunde schon anschauen kann. Bei dem Thema wäre ein realistischerer, weniger überzogener Zugang aber interessanter gewesen, weshalb der Film schwächer ist als die direkten Vorgänger.

Credits

OT: „Laim und die schlafenden Hunde“
Land: USA, Frankreich
Jahr: 2023
Regie: Michael Schneider
Drehbuch: Birgit Maiwald
Musik: Dirk Leupolz
Kamera: Andreas Zickgraf
Besetzung: Max Simonischek, Gerhard Wittmann, Sarah Mahita, Adina Vetter, Thomas Niehaus, Heinz-Josef Braun, Christoph Schechinger, Kotti Yun

Bilder



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Laim und die schlafenden Hunde
fazit
„Laim und die schlafenden Hunde“ kombiniert eine Haifisch-Gründerszene mit dem Thema Obdachlosigkeit. Prinzipiell ist die Gegenüberstellung zweier so unterschiedlicher Welten nicht uninteressant. Das Ergebnis ist aber so überzogen, dass von dem Ansatz nicht mehr viel bleibt. Immerhin ist das Ganze recht atmosphärisch.
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