Die Nachbarn von oben
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Die Nachbarn von oben

Die Nachbarn von oben
„Die Nachbarn von oben“ // Deutschland-Start: 1. Juni 2023 (Kino)

Inhalt / Kritik

Thomas (Roeland Wiesnekker) kann nicht glauben, was er da hört. Hat seine Frau Anna (Ursina Lardi) doch tatsächlich die Nachbarn von oben eingeladen! Das nervt ihn nicht nur, weil es seine abendliche Routine durchbricht. Es ärgert ihn zudem, dass er nicht einmal in die Planung einbezogen wurde. Hinzu kommt, dass ihm Lisa (Sarah Spale) und Salvi (Maximilian Simonischek) mit ihrem exzessiven Sex und den damit einhergehenden Geräuschen nachts den Schlaf rauben. Groß ist seine Freude daher nicht, als die zwei vor ihnen stehen, mit ihrem Wein und der zur Schau gestellten Fröhlichkeit. Dafür erwartet ihn ein Abend, den niemand der vier im Anschluss wieder vergessen wird. Denn das benachbarte Paare kommen mit einem überraschenden Angebot für die beiden …

Das komische Leid mit der Nachbarschaft

Wenn Menschen eng aufeinander hocken, bleiben Reibungen nicht aus. Dieses Prinzip machen sich viele Komödien zunutze, indem sie die Figuren in Situationen zwingen, aus denen sie nicht mehr herauskommen. Das kann mal den Urlaub betreffen oder auch Familienfeiern wie Weihnachten, bei denen traditionell Freude und Konflikt eng beieinander sind. Ganz oben auf der Liste an möglichen Szenarien stehen zudem Nachbarschaften. Ob es nun Bad Neighbors war oder die deutsche Serie Doppelhaushälfte, da durften Auseinandersetzung schon mal eskalieren und ordentlich knallen. Wer Spaß an solchen nachbarlichen Streitereien hat, für den gibt es nun mit dem Schweizer Kinofilm Die Nachbarn von oben Nachschub.

Wobei der Film nur bedingt mit den üblichen Titeln zu vergleichen ist. Anfangs sieht es durchaus noch danach aus, wenn sich Thomas und Anna in einer sehr unangenehmen Situation befinden. Wie sagt man den Nachbarn, dass sie zu laut sind beim Sex? Klar ist aber auch, dass dieses Gespräch, so sehr es auch in die Länge gezogen wird, keinen ganzen Film tragen kann. Drehbuchautor Alexander Seibt versucht das auch gar nicht, sondern bewegt die Geschichte relativ bald in eine andere Richtung. In Die Nachbarn von oben geht es darum, dass – Vorsicht kleiner Spoiler – Lisa und Salvi regelmäßig mit anderen Menschen ins Bett gehen, darunter auch denjenigen, die so laut sind. Und nun wollen sie Thomas und Anna mit ins Boot bzw. ins Bett holen. Auch das ist eine peinliche Situation, auf die weder das Duo noch das Publikum vorbereitet sind.

Auf Dauer zu wenig Abwechslung

Die Komödie nutzt dieses unerwartete Angebot jedoch weniger, um irgendwelche moralischen Fragen anzusprechen. Auch wenn der Film diese wiederkehrenden Orgien humorvoll aufgreift, macht er sich nicht per se drüber lustig, verurteilt das Paar auch nicht dafür. Vielmehr wird diese Konfrontation mit einem anderen Lebensstil in Die Nachbarn von oben zum Anlass, dass Thomas und Anna ihre Beziehung auf den Prüfstein legen. Sind sie noch glücklich? Wollen sie weiterhin zusammen sein? Hat die Ehe überhaupt noch eine Zukunft? Nicht so wirklich, zumindest ist das der Eindruck, den man als Zuschauer bzw. Zuschauerin gewinnen kann. Was zunächst nach einer Komödie über eine schwierige Nachbarschaft aussieht, ist in Wahrheit das Porträt einer kollabierenden Partnerschaft, bei der abwechselnd gestritten und einander gelangweilt wird.

Streckenweise ist das ganz amüsant. So wie es fast immer amüsant ist, wenn sich Menschen gegenseitig oder auch sich selbst zerlegen und man ihnen dabei zusehen darf. Zum Unterhaltungswert trägt auch das gut aufgelegte Ensemble bei, das sich ganz dem Spiel aus Konfrontation und Annäherung hingibt. Aber auch die vier Schauspieler und Schauspielerinnen können nicht verhindern, dass die Geschichte nach einer Weile ziemlich auf der Stelle tritt. Die Figuren sind dann etabliert, die unterschiedlichen Ansichten auch. Anstatt diese Unterschiedlichkeit aber eskalieren zu lassen oder neue Abgründe zu eröffnen, fühlt man sich in einer Dauerschleife gefangen, bei der einfach zu wenig vorangeht. Auf Dauer hat die Komödie – regelmäßige Streitereien zum Trotz – zudem zu wenig Biss. Ein Grund dafür ist, dass Lisa und Salvi wenig zum Konflikt beitragen. So herrscht zwischen ihnen sehr viel Harmonie. Auch dem streitsüchtigen Paar begegnen sie mit viel Wohlwollen, ohne dass wirklich klar würde warum. Eine Entwicklung gibt es bei ihnen ebenso wenig, weshalb Die Nachbarn von oben am Ende zwar viel durcheinanderwirbelt und doch nicht so viel Eindruck hinterlässt, wie es wünschenswert gewesen wäre.

Credits

OT: „Die Nachbarn von oben“
Land: Schweiz
Jahr: 2023
Regie: Sabine Boss
Drehbuch: Alexander Seibt
Musik: Michael Künstle
Kamera: Pietro Zürcher
Besetzung: Ursina Lardi, Roeland Wiesnekker, Sarah Spale, Max Simonischek

Bilder

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Die Nachbarn von oben
fazit
Wie sagt man den Nachbarn, dass sie zu laut beim Sex sind? „Die Nachbarn von oben“ beginnt als übliche Nachbarschaftskomödie, wird im Anschluss aber zum Porträt eines kollabierenden Paares. Das ist streckenweise amüsant, auf Dauer aber zu eintönig, zumal die Konflikte nur eines der beiden Paare betrifft und das andere nur daneben steht.
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