The Beautiful Summer La bella estate
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The Beautiful Summer

The Beautiful Summer La bella estate
„The Beautiful Summer“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Turin, 1938: Ginia (Yile Yara Vianello) führt ein bescheidenes, aber glückliches Leben als Näherin. Wenn sie sich nicht gerade mit ihrem Bruder Severino (Nicolas Maupas) streitet, mit dem sie sich eine Wohnung teilt, träumt sie davon, ihre eigenen Kleider zu entwerfen und verkaufen. Dieses Leben wird auf den Kopf gestellt, als sie Amelia (Deva Cassel) über den Weg läuft. Sie ist erfahren, wunderschön, begehrt – weswegen sie als Nacktmodell auch sehr gefragt ist. Für Ginia bedeutet dieser Sommer eine Reise ins Unbekannte. Nicht nur dass sie eine Affäre beginnt, die es ihr möglich macht, neue Seiten an sich zu entdecken. Es ist vor allem Amelia, die sie in neue Kreise einführt …

Nackt und stark

Wenn Kinder berühmter Eltern in deren Fußstapfen treten, ist ihnen eine gewisse Aufmerksamkeit sicher. So auch Deva Cassel, die eindeutig zum Aushängeschild von The Beautiful Summer gemacht wird. Schließlich handelt es sich bei ihr um die Tochter von Vincent Cassel und Monica Bellucci, zwei absolute Größen des europäischen Kinos, die auch international gefragt sind. Ob es der Tochter gelingen wird, sich auf vergleichbare Weise zu etablieren, bleibt abzuwarten. Klar ist aber, dass das italienische Drama keine Gelegenheit ungenutzt lässt, um die Nachwuchsschauspielerin bei ihrem Filmdebüt groß in Szene zu setzen. Ihre Figur hat das Auftreten eines Stars, selbst wenn sie keine Filme dreht, sondern „nur“ nackt Modell steht.

Das Szenario böte sich natürlich an, um die Sexualisierung von Frauen und die Reduktion auf ein Objekt zu thematisieren. Beide Protagonistinnen verdienen zudem ihren Lebensunterhalt damit, die Schönheit von Frauen auszunutzen. Ein wirkliches Interesse daran hat Laura Luchetti aber nicht. Stattdessen versucht die Regisseurin und Drehbuchautorin ihre freie Adaption des Romas Der schöne Sommer von Cesare Pavese als eine Form von Selbstbehauptung zu verkaufen. Schließlich ist es die bislang eher unscheinbare Ginia, die im Laufe der rund 110 Minuten lernt, sich selbst zu verwirklichen, ihre Gefühle auszudrücken und Teil einer Welt zu werden, die sie bislang nur aus zweiter Reihe beobachten konnte. The Beautiful Summer zeigt sie als Frau, die eine innere Stärke entdeckt.

Schwelgerische Oberflächlichkeit

Ob man bei der Beurteilung des Films so weit gehen muss, darüber lässt sich streiten. So gibt es zwar schon eine Wandlung. Außerdem spricht Luchetti eine Reihe von Themen an, die über eine bloße Fleischbeschau hinausgehen. So funktioniert The Beautiful Summer gerade auch als seine Art Zeit- und Gesellschaftsporträt. Wir tauchen gemeinsam mit den beiden Frauen ein in ein künstlerisches und intellektuelles Milieu. Und natürlich sind die späten 1930er eine Zeit, in der sich die gesamte Welt bald ändern wird. Das Drama beschreibt dabei eine in sich geschlossene Welt, die mehr mit sich selbst beschäftigt ist als dem, was da draußen vor sich geht. Und auch wenn Ginia natürlich aus einfachen Verhältnissen stammt und zwischendurch wirtschaftliche Sorgen hat, das bleibt eher im Hintergrund.

Allgemein wäre es begrüßenswert gewesen, wenn der Film diese Themen auch mal ein wenig vertieft hätte. Vieles bleibt oberflächlich, Ansätze für interessante Gedanken sind da, werden aber nicht verfolgt. Aber es ist eine schöne Oberfläche. Das Drama, welches auf dem Locarno Film Festival 2023 Premiere feierte, lockt mit attraktiven Bildern, gerade auch der jeweiligen Settings. Es hat auch eine sinnliche Qualität, wenn sich die verschiedenen Figuren wieder und wieder näherkommen, was verbunden wird mit der sommerlichen Atmosphäre und dem Gefühl eines Aufbruchs. Es bleibt nur nicht so wahnsinnig viel davon übrig. The Beautiful Summer ist ein schwelgerischer Film, der seine Zuschauer und Zuschauerinnen auf eine Entdeckungsreise mitnimmt, bei der man zwar viel gesehen, aber nicht so wahnsinnig viel erfahren hat.

Credits

OT: „La bella estate“
Land: Italien
Jahr: 2023
Regie: Laura Luchetti
Drehbuch: Laura Luchetti
Vorlage: Cesare Pavese
Musik: FrancescoCerasi
Kamera: Diego Romero Suarez Llanos
Besetzung: Yile Yara Vianello, Deva Cassel, Nicolas Maupas, Alessandro Piavani, Adrien Dewitte, Cosima Centurioni, Gabriele Graham Gasco

Trailer

Filmfeste

Locarno 2023

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The Beautiful Summer
fazit
„The Beautiful Summer“ erzählt von einer jungen Näherin, die im Italien der späten 1930er durch ein Nacktmodell eine neue Welt kennenlernt. Das ist schön bebildert und spricht schon ein paar interessante Themen an, verpasst es aber, diese auch zu vertiefen und wirklich etwas auszusagen.
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