Gangnam Zombie

Hyeon-seok (Il-joo Ji) hat es geschafft: Zum Leidwesen seiner Mutter hat er eine Stelle in Seoul bekommen! Zugegeben, toll ist die nicht. Das kleine Online-Streaming-Unternehmen bekommt nicht die Klickzahlen, die es bräuchte. Es reicht ja nicht einmal, um die Miete zu bezahlen. Geld ist bald jedoch das geringste ihrer Probleme, als ein Mann, der von einer Katze infiziert wurde, ins Gebäude stürmt und wahllos andere Menschen angreift. Die dann selbst zu Zombies werden. Glücklicherweise ist Hyeon-seok ein ehemaliger Taekwondo-Champion. Seine Kampfkünste brauchte er dabei nicht nur, um selbst heil aus dem Bürogebäude zu kommen, sondern auch, um seine Kollegin Min-jeong (Ji-yeon Park), für die er schon länger schwärmt, zu beschützen …

Noch mehr Zombies aus Südkorea

Es gibt Filmthemen, die praktisch in jedem Land gehen. Liebe ist ein solch universeller Stoff. Culture-Clash-Humor findet sich ebenfalls praktisch überall. Und auch Zombies sind ein globaler Verkaufsschlager. In Südkorea haben sich in den letzten Jahren eine Reihe von Titeln hervorgetan. Über allem thront logisch Train to Busan, das allein in dem fernöstlichen Land mehr als elf Millionen Menschen im Kino sahen. Aber auch die bei Netflix verfügbaren Werke #amLeben und All of Us Are Dead erfreuten sich größerer Beliebtheit. Mit Gangnam Zombie kommt nun ein weiterer Anwärter, der hierzulande ein Publikum sucht. Dass der Film damit Erfolg hat, darf jedoch bezweifelt werden, dafür hat er letztendlich zu wenig zu bieten.

Dabei hätte der spätestens durch das Lied Gangnam Style auch bei uns bekannte Stadtteil Seouls durchaus ein reizvolles Setting werden können. Ein Ort, der vor allem durch seinen Reichtum berühmt ist, würde sich anbieten für einen Crowdpleaser. „Eat the Rich“ lautet das Motto. In Gangnam Zombie ist davon aber nichts zu sehen. Anstatt die schickeren Gegenden zu zeigen, halten wir uns hier fast ausschließlich in einem schlichten bis hässlichen Bürogebäude auf. Geld haben die Leute dort auch nicht, sieht man einmal von der Besitzerin des Gebäudekomplexes ab. Der Film selbst ist übrigens ohnehin Low-Budget, das sieht alles schon sehr billig aus. Gerade bei den Actionszenen dürfte die Enttäuschung groß sein, wie wenig da für die Augen geboten wird.

Maue Action, wenig Ideen

Dabei laufen da schon ziemlich viele Zombies herum, was entsprechend Potenzial für Action mit sich bringt. Dass die Hauptfigur ein Taekwondo-Champion ist, wirkt zwar reichlich willkürlich, ermöglicht aber ebenfalls eindrucksvolle Kämpfe. Nur dass diese nie kommen. Zu selten wird überhaupt gekämpft. Der Einstieg, bei dem Hyeon-seok mit einem Baseballschläger um sich schlägt, ist schon der Gipfel der Kampfkunst. Und selbst dieser Gipfel ist bescheiden. Es ist nicht einmal so, dass die bescheidene Choreografie durch Brutalität überdeckt würde. Gangnam Zombie ist in der Hinsicht so zahm, dass man sich fragen darf, ob das hier überhaupt noch Horror sein soll. Zu Beginn scheint es zudem mehr auf eine Komödie hinauszulaufen, der Humor ist da schon sehr präsent. Grundsätzlich wäre das wohl auch die bessere Entscheidung gewesen. Wenn man nicht das Geld hat, um richtige Actionszenen zu schaffen, dann kann man auch mit Witzen für Unterhaltung sorgen.

Bei Gangnam Zombie hätte sich gerade die satirische Richtung angeboten, wenn es um Themen wie Kapitalismus und neue Medien geht. Dass beispielsweise die Belegschaft des Online-Unternehmens die Zombie-Apokalypse filmen soll, weil man sich davon große Zuschauerzahlen erhofft, ist das eigentlich eine Steilvorlage. Offensichtlich hatte man daran aber kein Interesse. Anstatt diese anfänglichen Elemente beizubehalten und auszubauen, wird das komplett fallengelassen. Auch das weihnachtliche Setting sowie Covid, beides wird zunächst angesprochen, ist bedeutungslos. Stattdessen sieht man, wie wenig spannend Zombies und Opfer durch die Gegend rennen. Dann und wann ist mal ein netter Einfall dabei, beispielsweise bei einem späten Biss, der anders ausfällt als gedacht. Aber das ist nicht genug. Obwohl Gangnam Zombie mit einer Laufzeit von 80 Minuten ziemlich kurz ist, macht sich früh Langeweile breit.