Nord Nord Mord - Sievers sieht Gespenster TV Fernsehen ZDF Mediathek
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Nord Nord Mord: Sievers sieht Gespenster

„Nord Nord Mord: Sievers sieht Gespenster“ // Deutschland-Start: 19. Dezember 2022 (ZDF) // 17. Februar 2023 (DVD)

Inhalt / Kritik

Als vor Sylt die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, die offensichtlich ertrunken ist, stellt das die Polizei gleich vor zwei Rätsel. Zum einen steckt die Tote in einem Koffer, in den sie jemand zuvor gesteckt hat. Außerdem ist sie nicht im Meer, sondern in einer Badewanne ertrunken. Als Carl Sievers (Peter Heinrich Brix), Ina Behrendsen (Julia Brendler) und Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk) daraufhin die Ermittlungen übernehmen, führt eine erste Spur zu dem Motivationstrainer Philipp Vandamm (Henning Baum). Der wurde vor einigen Jahren schon einmal eines ähnlichen Verbrechens beschuldigt, was seinerzeit jedoch niemand beweisen konnte. Außerdem treibt er sich nach einer Gefängnisstrafe wegen Steuerhinterziehung ausgerechnet auf Sylt herum …

Das lange Warten auf den Witz

Fans von Nord Nord Mord mussten sich dieses Jahr in erstaunlich viel Geduld üben. Nachdem die populäre ZDF-Krimireihe 2021 noch vier Filme hervorbrachte, gab es 2022 bislang gerade einmal einen Film. Und der erschien bereits im Januar. Mehr als elf Monate nach Sievers und das mörderische Türkis gibt es nun mit Sievers sieht Gespenster aber doch noch ein weiteres Werk, ein paar Tage vor Schluss. Warum es nach dem überaus produktiven Vorjahr nun so spärlich Nachschub gab, ist nicht bekannt. Möglich, dass man erst einmal eine kleine Pause brauchte, zumal sich zuletzt immer mal wieder Längen in den Dauerbrenner hineinschlichen. Dessen Popularität war zwar in den Corona-Jahren noch einmal gestiegen, tatsächlich wurde beim letzten Mal ein neuer Zuschauerrekord aufgestellt. Aber man hatte schon manchmal das Gefühl, dass die Reihe auf der Stelle tritt.

Und tatsächlich geht Nord Nord Mord: Sievers sieht Gespenster in eine klein etwas andere Richtung, als man es von den anderen Teilen gewohnt war. Um eine verspätete Halloween-Ausgabe handelt es sich bei dem 18. Teil der Reihe zwar nicht, auch wenn einen der Titel das vermuten lassen könnte. Ein bisschen düsterer als sonst geht es aber schon zu. So hat der Humor, eigentlich ein integraler Bestandteil der vorangegangenen Filme, nachgelassen. Ganz drauf verzichtet wird zwar nicht, vor allem bei dem Geplänkel zwischen Behrendsen und Feldmann. Nur ist das nicht mit dem Wortwitz verbunden, den es sonst oft zu finden gibt. Die Auseinandersetzungen haben eher etwas Giftiges. Man hat da gar nicht mehr das Gefühl, dass die beiden noch irgendwie im selben Team spielen.

Nichts Halbes und nichts Ganzes

Wobei das durchaus mit dem Thema des Films zusammenhängt. So handelt es sich bei Vandamm mal wieder um einen dieser Rattenfänger, die frustrierten Männern mit zerbrechlichem Ego einreden wollen, dass das in Wahrheit alles die Schuld der Frauen ist und sie sich endlich das nehmen sollen, was ihnen zusteht. Diese Incel-Thematik wurde in den vergangenen Jahren immer mal wieder in TV-Produktionen angesprochen. Beim Tatort brachte man es beispielsweise in Borowski und die Angst der weißen Männer und Masken unter. Das Drehbuch von Thomas O. Walendy geht an der Stelle jedoch nicht sonderlich weit, zeigt weder die Tragik noch die Gefahr, die von solchen unsicheren Männern ausgeht. Man nimmt das hier nicht ganz ernst, ohne dabei aber die Lächerlichkeit zu betonen, was bei der Reihe durchaus funktioniert hätte. Sievers und der schwarze Engel etwa kostete bei einer anderen alternativen Sinnsuche deren Kuriosität aus. Hier fehlt das. Das Ergebnis ist auf diese Weise nichts Halbes und nichts Ganzes.

Der Fall ist da schon interessanter. Dass Vandamm als Täter so offensichtlich ist, dass er es eigentlich gar nicht sein kann, das ist klar. Aber was ist die Alternative? Die Auflösung ist einigermaßen überraschend. Allerdings zieht sich der Weg bis dorthin. Da sind dann zwar hübsche Bilder dabei, die passend zum Titel düsterer sind und nicht mehr die sonnendurchflutete Idylle, die so oft einen reizvollen Kontrast zu den Mordgeschichten bildete. Das allein reicht aber nicht aus, um tatsächliche Spannung zu erzeugen. Man ist allenfalls genervt von den Auseinandersetzungen der Figuren, die früher Spaß machten, hier aber mehr von einem überflüssigen Kindergarten haben. In der Summe ist das alles sicher nicht schlecht. Aber es ist nicht gut genug, um die längere Wartezeit zu rechtfertigen: Nord Nord Mord: Sievers sieht Gespenster ist ein nur durchschnittlicher Teil des TV-Lieblings.

Credits

OT: „Nord Nord Mord: Sievers sieht Gespenster“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Ole Zapatka
Drehbuch: Thomas O. Walendy
Musik: Johannes Brandt, Dominik Giesriegl
Kamera: Martin Neumeyer
Besetzung: Peter Heinrich Brix, Julia Brendler, Oliver Wnuk, Victoria Trauttmansdorff, Marek Erhardt, Sascha Weingarten, Tatiana Nekrasov, Helen Nordholt, Anne Weber, Henning Baum

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Nord Nord Mord: Sievers sieht Gespenster
fazit
„Nord Nord Mord: Sievers sieht Gespenster“ ist düsterer als sonst, wenn eine mysteriöse Kofferleich zu einem Seminar für unsichere Männer führt. Vom bekannten Humor ist nicht mehr viel übrig. Trotz eines an und für sich interessanten Falls ist der Film kaum spannend und insgesamt Durchschnitt.
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