No Exit Disney+
© 20th Century Studios

No Exit

No Exit Disney+
„No Exit“ // Deutschland-Start: 18. März 2022 (Disney+)

Inhalt / Kritik

Gut ist das Verhältnis zwischen Darby (Havana Rose Liu) und ihrer Familie schon länger nicht mehr. Schuld daran ist ihre Drogensucht, weswegen sie auch in einer Entzugsklinik gelandet ist. Als sie erfährt, dass ihre Mutter in ein Krankenhaus eingewiesen wurde, steht für sie dennoch fest, dass sie unbedingt dorthin muss – obwohl ihre Schwester das ausdrücklich verbietet. Davon lässt sich Darby aber nicht abhalten, türmt aus der Klinik und macht sich auf den Weg nach Salt Lake City. Zu ihrem Pech gerät sie dabei aber in einen Schneesturm und muss deshalb in einem Besuchercenter die Nacht verbringen. Damit ist sie nicht die einzige, auch die beiden jungen Männer Ash (Danny Ramirez) und Lars (David Rysdahl) sowie das Ehepaar Sandy (Dale Dickey) und Ed (Dennis Haysbert) sind dort gestrandet. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, macht sie kurze Zeit später eine furchtbare Entdeckung …

Hilflos ausgeliefert

In sich geschlossene Settings, die man nicht verlassen kann, sind wie gemacht, um beim Publikum Spannung zu erzeugen. Ganz weit oben auf der Liste stehen Schauplätze, die eingeschneit sind und auf diese Weise zu einem Gefängnis werden. Ob nun Agatha Christies legendäres Theaterstück Die Mausefalle, der Kammerspiel-Western The Hateful 8 von Quentin Tarantino oder auch der Horror-Geheimtipp The Lodge, sie alle machten sich den Schnee und die dadurch bedingte Abgeschiedenheit zunutze, um das Gefühl zu verstärken, einer großen Gefahr hilflos ausgeliefert zu sein. Nun folgt mit dem Disney+ Thriller No Exit ein weiterer Film, der auf dieses Mittel zurückgreift und im Titel auch entsprechend zu verkaufen versucht. Hier wird ein Besuchercenter zum Ort des Schreckens, wenn unsere Protagonistin mit mehreren verdächtigen Leuten zusammengesperrt ist.

Warum das gefährlich ist, wird relativ früh verraten, ist somit eigentlich kein Spoiler. Dennoch ist diese Entdeckung so überraschend, dass man sie vorab nicht verraten sollte. Leider sagt No Exit auch relativ früh, wer hinter dem Ganzen steckt. Das Potenzial, das der Film als Whodunnit gehabt hätte, bei dem Darby vorsichtig herausfinden muss, was da genau Sache ist, das wird kaum genutzt. Mit einem langsamen Aufbau von Spannung oder einem vorsichtigen Legen von Spuren hat es Regisseur Damien Power (Killing Ground) nicht so. Hier wird keinen Hinweisen nachgegangen. Stattdessen geht es schon bald zur Sache, die junge Frau steckt mitten in der Falle und muss irgendwie einen Weg finden, dem Titel zum Trotz, aus der Sache wieder heil herauszukommen und dem Täter oder der Täterin das Handwerk zu legen.

Der Spaß der Eskalation

Das ist durchaus unterhaltsam. Die Adaption des Romans No Exit – Diese Nacht überlebst du nicht von Taylor Adams lässt ganz genüsslich die Situation eskalieren, über jede Schmerzgrenze hinaus. Und auch abseits jeglicher Plausibilität. Tatsächlich ist die Geschichte völlig absurd, zelebriert den eigenen Unsinn sogar. Wie das in solchen Fällen dann meist ist, bedeutet das, dass die Figuren alles Mögliche machen, sich teilweise richtig clever verhalten, dann wieder total bescheuert. Je nachdem, was es braucht, um die Handlung gerade voranzutreiben. Nachdenken sollte man über das alles deshalb nicht. Besser ist es, sich einfach auf die inhaltliche Achterbahnfahrt einzulassen, die eine Mischung aus Bekanntem und Überraschendem zu bieten hat. Zumal diese durchaus spannend ist, zumindest im Hinblick auf die Frage, wer hier vorzeitig ins Gras beißen muss – und auf welche Weise.

Das ist auch gut gespielt. Das Prinzip, dass sich eine Jugendliche von einem ängstlichen Opfer zur Badass-Kämpferin entwickelt gibt es zwar häufiger, etwa in Run Hide Fight. Anders als dort weiß Hauptdarstellerin Havana Rose Liu (Mayday) aber, dass das hier reine Unterhaltung ist und hat nicht die undankbare Aufgabe, die Geschichte als relevant verkaufen zu müssen. Auch der Rest des Quintetts trägt dazu bei, dass der Thriller phasenweise Spaß macht. Dennoch, am Ende bleibt schon ein wenig Enttäuschung zurück, dass sowohl das Setting wie auch das Szenario an sich nicht wirklich genutzt werden. Die tragische Familiengeschichte von Darby ist ebenfalls einfach nur irgendwie da. Da wurde schon viel verschenkt von dem, was mit einem besseren Drehbuch möglich gewesen wäre. Für den einmaligen Videoabend reicht es, danach ist der Film relativ schnell wieder verschwunden.

Credits

OT: „No Exit“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Damien Power
Drehbuch: Andrew Barrer, Gabriel Ferrari
Vorlage: Taylor Adams
Musik: Marco Beltrami, Miles Hankins
Kamera: Simon Raby
Besetzung: Havana Rose Liu, Danny Ramirez, David Rysdahl, Dale Dickey, Mila Harris, Dennis Haysbert

Bilder

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No Exit
Fazit
Eine junge Drogenabhängige landet auf dem Weg zu ihrer kranken Mutter in einem eingeschneiten Besuchercenter, wo mindestens eine Person ein schreckliches Geheimnis hat. Setting und Szenario von „No Exit“ klangen ziemlich vielversprechend, richtig viel draus gemacht wurde nicht. Statt Whodunnit und allmählicher Spannung gibt es hier eine irrsinnige Eskalation. Das macht schon irgendwie Spaß, bleibt aber unter den Möglichkeiten.
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