Run Hide Fight
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Run Hide Fight

Run Hide Fight
„Run Hide Fight“ // Deutschland-Start: 28. Oktober 2021 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Es war ein ganz normaler Tag im Leben der High-School-Schülerin Zoe (Isabel May) – bis zu dem Zeitpunkt, als ein Van mitten in die Cafeteria ihrer Schule kracht. Und damit fängt der Alptraum erst an: Mitschüler Tristan (Eli Brown) sowie seine Helferlinge Kip (Cyrus Arnold), Chris (Britton Sear) und Anna (Catherine Davis) töten einige der Anwesenden und nehmen den Rest als Geisel. Das reicht Tristan aber nicht, der den ganz großen Auftritt will. Und so zwingt er Lewis (Olly Sholotan), der beste Freund von Zoe, ihn während der Geiselnahme zu filmen und live zu streamen. Während Kip und Anna durchs Schulgebäude streifen, um noch mehr Opfer zu finden und Schaden anzurichten, beschließt Zoe, die sich zuvor verstecken konnte, dem Ganzen nicht tatenlos zuzusehen, sondern die anderen irgendwie zu retten …

Heikles Thema Amoklauf an Schulen

Immer wieder wird in den Nachrichten darüber berichtet, wie es in den USA zu Amokläufen in Schulen kommt. Insofern wundert es nicht, wenn Filme dieses Thema aufgreifen und darauf basierend eigene Geschichten erzählen. Schließlich handelt es sich um ein hoch emotionales Thema, das die Menschen bewegt und das dank der persönlichen Waffenheiligsprechung weit von einer Lösung entfernt ist. Es handelt sich aber auch um ein sehr heikles Thema, bei dem es schon ein gewisses Fingerspitzengefühl braucht. Kyle Rankin (Infestation), so viel wird in Run Hide Fight schnell klar, hat kein Fingerspitzengefühl. Tatsächlich ist der Actionthriller so plump, dass nicht einmal sicher ist, ob der Regisseur und Drehbuchautor überhaupt noch Finger hat.

Ob man generell einen Actionthriller zu einer solchen Geschichte machen sollte, darüber kann man sich streiten. Nicht wenige werden den bloßen Versuch, solche Tragödien zu Unterhaltungszwecken zu nutzen, als geschmacklos empfinden. Aber selbst wer sich nicht an dem Prinzip stört, findet hier genügend Anlässe zur Irritation. Eine betrifft die Figuren. Schlimm genug, dass Run Hide Fight nicht mehr als Stereotypen zu bieten hat und sich an billiger Küchenpsychologie versucht. Die gelegentlichen Versuche, dann doch mal mehr zu machen, sind ein Griff ins Klo. So hört Chris, einer der Aggressoren, in Stresssituationen Stimmen. Zoe selbst tut das auch. Genauer ist es eine bestimmte Stimme: Zu den bizarrsten Szenen zählt, dass sie regelmäßig Visionen ihrer toten Mutter hat, mit der sie noch einiges zu klären hat. Dafür bekommt sie Tipps, wie sie aus der Situation herauskommt.

Viel Drama, kein Sinn

Diese tragische Vorgeschichte dient mal wieder der Charakterisierung. Wer über seine Figuren nichts zu sagen hat, der nimmt irgendeinen Schicksalsschlag oder ein schwieriges Familienverhältnis als Ersatz. Bei Run Hide Fight ist es beides. Zum Ausgleich darf Zoe hier über sich hinauswachsen und es ganz allein mit den Terroristen aufnehmen. Warum sonst niemand eingreift, wird dabei nicht ganz klar, zumindest in Szenen, in denen die vier sich aufteilen und relativ schnell zu überwältigen gewesen wären. Aber Plausibilität darf man hier ohnehin nicht erwarten. Da passiert eine ganze Menge, die kaum Sinn ergibt. Rankin hatte offensichtlich kein Interesse, über seine Geschichte nachzudenken, sondern beschränkte sich auf reißerische Unterhaltung. Dazu passt dann auch, dass sich die Protagonistin innerhalb kürzester Zeit von einer weinenden Verzweifelten in eine hartgesottene Kämpferin verwandelt, so als wäre nichts gewesen.

Der eine oder andere spannendere Moment ist dann zwar schon noch dabei. Schließlich geht es darum, ob hier zahlreiche Schüler und Schülerinnen sterben müssen, da ist der Einsatz automatisch höher. Diese Szenen sind aber nicht genug, weder quantitativ noch qualitativ, um den Rest auszugleichen. Der Thriller, der bei den Filmfestspielen von Venedig 2020 Premiere feierte, ist ein an vielen Stellen vermurkster Genrebeitrag, dem es nicht gelingt, das Thema aufzubereiten. Die Beschäftigung mit den Gründen für den Amoklauf bleibt oberflächlich, die Frage zu den Waffen wird gar nicht gestellt. Im Gegenteil scheint Run Hide Fight diese eher gutzuheißen, solange sie in den „richtigen“ Händen sind. Wäre der Film wenigstens provokativ und würde bewusst Grenzen überschreiten, um die Menschen aufzurütteln. Aber nicht einmal dafür reicht es hier.

Credits

OT: „Run Hide Fight“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Kyle Rankin
Drehbuch: Kyle Rankin
Musik: Mondo Boys
Kamera: Darin Moran
Besetzung: Isabel May, Eli Brown, Olly Sholotan, Cyrus Arnold, Cyrus Arnold, Radha Mitchell, Thomas Jane, Britton Sea, Catherine Davis

Bilder

Trailer

Filmfeste

Venedig 2021

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Run Hide Fight
Fazit
„Run Hide Fight“ nimmt sich des schwierigen Themas des Amoklaufs an der Schule an, interessiert sich aber eigentlich gar nicht dafür. Stattdessen wird ein zunehmend unsinniger Actionthriller daraus, für den Menschen nur ein Mittel zum Zweck ist, der an vielen Stellen nicht weiter nachdenkt und lieber auf Gewalt setzt – es muss nur die „richtige“ sein.
Leserwertung27 Bewertungen
5.2
3
von 10