Projekt Peacemaker
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Projekt: Peacemaker

Inhalt / Kritik

Projekt Peacemaker
„Projekt: Peacemaker“ // Deutschland-Start: 13. November 1997 (Kino) // 11. Juli 2006 (DVD)

Eigentlich hätten die zehn ausrangierten russischen Atomwaffen auseinandergenommen und für immer unschädlich gemacht werden sollen. Doch es kommt anders: Beim Transport mittels eines Zuges kommt es zu einem Zwischenfall mit einer gewaltigen Explosion. Und doch stellt sich heraus, dass es sich nicht um einen Unfall handelt. Vielmehr erklärt Lt. Col. Thomas Devoe (George Clooney), dass jemand heimlich neun der zehn Waffen gestohlen hat, der Zusammenprall mit einem Personenzug und die Explosion waren reine Tarnung. Gemeinsam mit der Atomwaffenexpertin Dr. Julia Kelly (Nicole Kidman) geht es nun darum, die vermissten Sprengkörper zu finden, bevor sie in falsche Hände geraten. Eine erste Spur führt die beiden nach Russland, wo sie sich weitere Informationen zum Transport erhoffen …

Die Folgen des Krieges

Eigentlich, so müsste man meinen, sollten die Menschen um jeden Krieg froh sein, der ein Ende findet. Die Sache ist nur: So richtig vorbei sind sie wohl nie. Im Fall von Projekt: Peacemaker gilt das gleich in mehrfacher Hinsicht. Er sei nicht der russischen Armee beigetreten, um für die Amerikaner Waffen zu vernichten, grummelt einer der Soldaten zu Beginn des Films. Der Kalte Krieg ist in dem 1997 veröffentlichten Actionthriller zwar schon einige Jahre vorbei. Doch die gegenseitige Abneigung und das Misstrauen sind geblieben. Kein Wunder also, dass die US-Amerikaner ihren Blick gleich Richtung Russland wenden, wo sie die Schurken vermuten. Nur weil jemand offiziell nicht mehr dein Feind ist, heißt das schließlich nicht, dass man ihn nicht inoffiziell immer noch als einen solchen ansehen darf.

Ganz so einfach ist die Lösung am Ende nicht, die der Film für das Publikum bereithält. Es geht in Projekt: Peacemaker nicht nur darum, dass sich einige miesgelaunte Russen ihr tödliches Spielzeug nicht wegnehmen lassen wollen. Ohne zu viel vorab verraten zu wollen, der eigentliche Gegenspieler ist komplexer. Man nahm hier nicht einfach den irren Superschurken, wie man ihn aus James Bond meistens kannte. Stattdessen hat auch er noch mit vergangenen Kriegen zu kämpfen, die da draußen in der Welt zwar ein Ende gefunden haben mögen, in ihm selbst aber weiterhin andauern. Das Trauma, der Schrecken, die Schmerzen, sie sind langfristiger, als es ein Krieg sein kann.

Frauen haben nichts zu sagen

Während in der Hinsicht der Film um etwas mehr Ambivalenz bemüht ist und mit einigen Brüchen arbeitet, hat sich Drehbuchautor Michael Schiffer ansonsten kaum überarbeitet. Beispielsweise schwanken die beiden Hauptfiguren zwischen schrecklich und schrecklich langweilig. Die Art und Weise, wie der Machismo als unkonventionell und charmant verkauft werden soll, das erzeugt ein Vierteljahrhundert später schon leichte Übelkeit. Auch wenn Kelly zunächst als selbstbestimmte Frau eingeführt wird, dauert es keine fünf Minuten, bis ihr Devoe über den Mund fährt, mehrfach. Auch später wird er immer bestimmen, wo es lang geht. Ihr bleibt in Projekt: Peacemaker nur die Rolle, einfach mitgeschleppt zu werden und sich ständig darauf hinweisen zu lassen, dass ihr Fachwissen in der realen, echten Welt nichts zählt.

Ebenfalls fragwürdig ist, wie in dem Film noch an dem Bild festgehalten wurde, dass die USA eine Art Weltpolizei sind, die sich um alles kümmert und kümmern muss. Zwischendurch gibt es zwar leichte Anzeichen für eine stärkere Internationalität, was bei neun gestohlenen Atomwaffen auch angesagt ist. Wie wenig ernst man es damit meinte, zeigt aber eine frühe Szene, deren Dialog auf Russisch beginnt, plötzlich aber mit einer fadenscheinigen Begründung zu Englisch wechselt. Man wollte dem heimischen Publikum offenkundig nicht zumuten, Untertitel lesen zu müssen. Und dieses ist hier die eindeutige Zielgruppe. Zwar verfällt Projekt: Peacemaker in keinen Hurrapatriotismus, wie ihn andere Filme der Zeit pflegten – etwa Independence Day oder Air Force One. Nervig ist die Egozentrik dennoch.

Solide Action in einem zu langen Film

Immerhin, zwischendurch gibt es einige durchaus solide Actionszenen. Regisseurin Mimi Leder (Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit, Deep Impact), sonst eher im Serienbereich unterwegs, lieferte hiermit ein kompetentes Filmdebüt ab. Klar, bei den Spezialeffekten muss man ein Vierteljahrhundert später das eine oder andere Auge zudrücken. Außerdem sind die zwei Stunden dann doch recht großzügig kalkuliert, ganz so lang hätte das hier nicht ausfallen müssen. Im Gegensatz zu so manch anderem Genrevertreter der damaligen Zeit kann man sich Projekt: Peacemaker aber noch immer anschauen. Das hohe Tempo sorgt dafür, dass die diversen Klischees, die hier eingebaut werden, nicht so sehr auffallen. Dafür reicht die Zeit einfach nicht. Fans der beiden Stars schauen sowieso rein, auch wenn die jeweiligen Rollen nicht unbedingt die forderndsten in ihren jeweiligen Karrieren waren.

Credits

OT: „The Peacemaker“
Land: USA
Jahr: 1997
Regie: Mimi Leder
Drehbuch: Michael Schiffer
Musik: Hans Zimmer
Kamera: Dietrich Lohmann
Besetzung: George Clooney, Nicole Kidman, Marcel Iureș, Armin Mueller-Stahl, Alexander Balujew, Holt McCallany, Sebastian Roché

Bilder

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Projekt: Peacemaker
fazit
„Projekt: Peacemaker“ begleitet einen Colonel und eine Atomwaffenexpertin, wie sie neun gestohlene Sprengkörper suchen. Die Geschichte ist mal fragwürdig, arbeitet mit Klischees, ist an anderen Stellen stärker um Ambivalenz bemüht. Wenn überhaupt ist der zu lang geratene Thriller aber wegen seiner Actionszenen sehenswert.
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