Air Force One
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Air Force One

Air Force One
„Air Force One“ // Deutschland-Start: 23. Oktober 1997 (Kino) // 12. Juli 2001 (DVD)

Inhalt / Kritik

In einer gemeinsamen Aktion gelingt es US-amerikanischen und russischen Kräften, den diktatorischen General Ivan Radek (Jürgen Prochnow) festzunehmen und wegzusperren. Berauscht von diesem Erfolg erklärt der US-Präsident James Marshall (Harrison Ford) bei einer festlichen Dinnerveranstaltung, dass sein Land in Zukunft nicht mehr mit Terroristen verhandeln werde. Dabei ahnt er nicht, dass er bald selbst in die Hände solcher fallen wird. Als er gemeinsam mit seiner Frau Grace (Wendy Crewson), Tochter Alice (Liesel Matthews) und seinem Stab an Bord der Air Force One zurück in seine Heimat fliegen will, übernehmen Egor Korshunov (Gary Oldman) und seine schwer bewaffneten Männer die Kontrolle über das Flugzeug. Während Marshall versucht, die Situation irgendwie unter Kontrolle zu kriegen, muss seine Vize-Präsidentin Kathryn Bennett (Glenn Close) im Weißen Haus eine schwierige Entscheidung treffen …

Der US-Präsident als Kampfmaschine

Flugzeuge sind in Thrillern ein immer mal wieder gern verwendetes Setting. Denn wenn dort oben eine Bedrohung auftritt, liegen schnell die Nerven blank. Bei der Ausgestaltung dieser Bedrohung sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, da ist so ziemlich alles möglich. Die mit Abstand beliebteste Variante ist aber die, wo Terroristen oder Verbrecher ihr Unwesen treiben. Ob bei Non-Stop ein Erpresser unterwegs ist, Emergency Declaration ein tödliches Virus einschmuggelt oder in 7500 Terroristen das gesamte Flugzeug kapern, an Beispielen mangelt es nicht. Das wohl berühmteste ist jedoch Air Force One, das 1997 zu einem der erfolgreichsten Filme des Jahres wurde. Dabei ist es nicht allein der kommerzielle Erfolg, der dem Actionthriller einen besonderen Platz in der Historie solcher Werke sichert. Da ist auch noch der Protagonist.

Genauer darf sich der US-Präsident als großer Held zeigen, wenn er die Geiselnahme beendet, sich selbst und seine Familie rettet – und mehr oder weniger die gesamte freie Welt mit dazu. Dass in US-amerikanischen Filmen das Oberhaupt bzw. das ganze Land glorifiziert wird, ist sicher nicht ungewöhnlich. Zumindest im Actionbereich zeigt man gern Kante und extreme Schwarzweißzeichnungen. Befremdlich wird es aber, wenn der Präsident auch zu einer Kampfmaschine mutiert, die es quasi im Alleingang mit den Terroristen aufnimmt. Wo Air Force One anfangs noch versucht, die Gegenseite durch Grips auszuschalten, muss später das Maschinengewehr diesen Job erledigen. Das ist mindestens ebenso trashig wie Snakes on a Plane, mit dem Unterschied, dass Letzterer den eigenen Unsinn mit Humor würdigte.

Zwischen Spaß und Pathos

Aber Nachdenken ist hier sowieso nicht angesagt. Der deutsche Exil-Regisseur Wolfgang Petersen (Outbreak – Lautlose Killer, In the Line of Fire) setzt auf Spektakel und hohes Tempo. Ständig passiert hier etwas, während an Bord und am Boden Leute herumwuseln. Wobei man von Letzterem nichts erwarten darf. Zwar wird im Weißen Haus unentwegt diskutiert. Die meiste Zeit über hat das aber keinen Einfluss auf das Geschehen über den Wolken. Das ist gerade im Hinblick auf Glenn Close bedauerlich, deren schauspielerisches Talent in Air Force One völlig verschwendet wird. Besser sieht es bei den beiden Hauptdarstellern aus. Wobei es auch da Abstriche gibt. So ist Marshall eine schrecklich langweilige Figur, ein Saubermann ohne Ecken und Kanten. Bei Korshunov tat man ein bisschen mehr, dafür gibt sich Oldman einem gnadenlosen Overacting hin.

Das alles muss man ignorieren können. Ebenso das ausufernde Pathos und den besagten Patriotismus, der ganz ungeniert und mit Inbrunst vorgetragen wird. Wer das kann und dabei das Gehirn auf Durchzug stellt, kann aber durchaus seinen Spaß haben. Größere Längen gibt es während der zwei Stunden nicht, Air Force One hat immer etwas in petto, um das Publikum zu beschäftigen. Und zumindest bei der ersten Sichtung dürfen sich die Zuschauer und Zuschauerinnen fragen, wie sie sich aus der verfahrenen Situation befreien wollen. Tatsächlich überraschend sind die Antworten nicht, man schaut sich diesen Sommer-Blockbuster nicht an, um eine wendungsreiche Geschichte zu sehen. Aber es erfüllt seinen Zweck, um eine ganze Weile die Zeit zu vergessen.

Credits

OT: „Air Force One“
Land: USA
Jahr: 1997
Regie: Wolfgang Petersen
Drehbuch: Andrew W. Marlowe
Musik: Jerry Goldsmith
Kamera: Michael Ballhaus
Besetzung: Harrison Ford, Gary Oldman, Glenn Close, Wendy Crewson, Paul Guilfoyle, William H. Macy, Liesel Matthews, Dean Stockwell

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1998 Bester Ton Paul Massey, Rick Kline, Doug Hemphill, Keith A. Wester Nominiert
Bester Schnitt Richard Francis-Bruce Nominiert

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Air Force One
fazit
„Air Force One“ ist im Grunde ein recht gewöhnlicher Actionthriller um eine Geiselnahme an Bord eines Flugzeugs. In Erinnerung bleibt er jedoch durch Pathos, Patriotismus und einen US-Präsidenten, der zur Kampfmaschine mutiert. Wer den Kopf ausschaltet, kann Spaß haben.
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