
Das Erdmännchen Tafiti freut sich darüber, mit dem Pinselschwein Pinsel endlich einmal einen Freund gefunden zu haben, auch wenn seine Familie darauf besteht, dass er sich von Fremden fernhalten soll. Die Freude ist auch schnell vorbei, als Pinsel unbeabsichtigt die Aufmerksamkeit einer Schlange auf sich zieht und diese daraufhin Opapa beißt. Zwar versuchen die anderen ihn zu verarzten, aber das Gift ist einfach zu stark für ihn. Über kurz oder lang wird er diesem erliegen, so viel steht fest. Tafiti will diesem aber nicht tatenlos zusehen. Sein Ziel ist es, die sagenumwobene blaue Blume zu finden, nur diese kann Opapa noch retten. Dabei wird er von Pinsel begleitet, der seinen Fehler wieder gutmachen möchte und ihm während des Abenteuers nicht von der Seite weicht – zum Missfallen von Tafiti, der lieber allein wäre …
Adaption einer Kinderbuchreihe
Wenn in Deutschland Animationsfilme produziert werden, ist die Chance groß, dass es sich um die Adaption eines bekannten Buchs handelt oder dieses einen anderweitig bewährten Stoff aufgreift. Aktuell ist da beispielsweise Heidi: Die Legende vom Luchs, das die Geschichte aus dem Kinderklassiker um ein Mädchen den Bergen fortsetzt. Die Heinzels – Neue Mützen, neue Mission wiederum nimmt die Sage um die Heinzelmännchen auf, kleine Wesen, die im Verborgenen gute Taten vollbringen. Mit Tafiti – Ab durch die Wüste steht nun wieder eine Adaption eines Kinderbuchs an. Genauer stand die Buchreihe von Julia Boehme und Nicholas Hause Pate, die es inzwischen auf stolze 18 Bände bringt. Stoff für weitere Kinofilme ist also genügend da.
Dabei setzt der Film keine Vorkenntnisse voraus. Hier darf auch ein Publikum einsteigen, das noch nie von den literarischen Werken gehört hat. So lernen wir den Protagonisten kennen, als er noch ganz am Anfang seiner abenteuerlichen Laufbahn steht. Er führt ein behütetes Leben mit seiner Familie, die sich darauf versteht, kein Risiko einzugehen. Das wird sich natürlich im Lauf von Tafiti – Ab durch die Wüste ändern, sonst gäbe es keine Geschichte zu erzählen. Wobei das titelgebende Erdmännchen selbst nicht ängstlich ist. Es hat auch keine Vorbehalte vor Fremden, wie es bei Opapa der Fall ist. Vielmehr ist er neugierig, mutig, setzt sich ein. Das lässt nicht mehr viel Raum nach oben. Tatsächlich hält sich die Entwicklung des Helden eher in Grenzen. Zwischenzeitlich kriselt es zwar kräftig zwischen den beiden Hauptfiguren. Wenn am Ende die obligatorische Freundschaft winkt, ist das dennoch nicht viel anders als das, was man am Anfang gesehen hat – auch wenn das anders verkauft wird. Bei Pinsel sieht es nicht anders aus.
Sympathisch, aber schlicht
Veränderungen gibt es dafür bei den Nebenfiguren, die durch das Abenteuer ihr Herz entdecken, selbst wenn sie selbst gar nicht Teil des Abenteuers waren. Ein bisschen seltsam ist das schon, wird aber zumindest mit der gerade heute nicht verkehrten Aussage verbunden, Fremden und Andersartigen gegenüber offen zu sein. Es wäre aber schön gewesen, wenn diese Veränderungen auch wirklich entwickelt würden, anstatt irgendwann spontan zu geschehen. Auch sonst ist Tafiti – Ab durch die Wüste inhaltlich etwas zwiespältig. Der Humor des Beitrags vom Filmfest München 2025 ist für ein sehr junges Publikum gedacht, das an pupsenden Schweinen und benebelten Schakalen Spaß hat. Wer nicht zur Zielgruppe zählt, langweilt sich eher, zumal wirkliche Überraschungen Mangelware sind.
Visuell darf man ebenfalls keine Wunderwerke erwarten, es handelt sich nun einmal um eine deutsche Produktion, bei der man mit deutlich weniger Geld klarkommen muss. Dann und wann sind hübsche Stellen dabei. Aber eben auch solche, die es nicht ganz mit internationalen Produktionen aufnehmen können. Insgesamt ist das neueste Werk von Regisseurin Nina Wels (Latte Igel und der magische Wasserstein, Der kleine Drache Kokosnuss – Feuerfeste Freunde) zwar schon irgendwie süß und sympathisch. Man macht nicht wirklich etwas verkehrt, wenn man für den Nachwuchs einen Animationsfilm sucht, vor allem, wenn dieser mit einer positiven Nachricht verbunden sein soll. Im Vergleich aber etwa zu Yuku und die Blume des Himalaya, ein weiteres Animationsabenteuer für Kinder, die eine seltene Blume suchen, zieht Tafiti – Ab durch die Wüsteden Kürzeren.
OT: „Tafiti – Ab durch die Wüste“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Nina Wels
Drehbuch: Julia Boehme, Nicholas Hause
Vorlage: Julia Boehme, Julia Ginsbach
Musik: Carsten Rocker
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