
Seit einer Weile schon lebt Heidi inzwischen in den Bergen bei ihrem grummeligen Großvater Alm-Öhi und hat sich mittlerweile gut an ihn und das Leben in der Natur gewöhnt. Dennoch ist sie glücklich, als sie eine Einladung erhält, den Sommer an der Ostsee bei ihrer Freundin Clara zu verbringen. So zumindest war der Plan, bis sie ein verletztes Luchsbaby findet. Für das Mädchen ist klar, dass es sich um das Tier kümmern muss, das hat Vorrang vor allem. Und auch dass der Großvater nichts davon erfahren darf, sonst wäre er bestimmt dagegen. Gleichzeitig droht Gefahr durch den Geschäftsmann Schnaittinger, der eines Tages auftaucht und darauf drängt, ein großes Sägewerk errichten zu dürfen. Die Dorfgemeinschaft ist sogar dafür zu haben, erhofft sich viel Geld davon – und nimmt dafür auch die Zerstörung der Natur in Kauf …
Wiedersehen mit dem bekannten Mädchen
145 Jahre wird das von Johanna Spyri veröffentlichte Heidis Lehr- und Wanderjahre dieses Jahr, das erste von zwei Kinderbüchern über das gleichnamige aufgeweckte Mädchen und dessen Erfahrungen in den Schweizer Alpen. Doch noch immer erfreut sich die Figur größerer Beliebtheit. Dass diese so bekannt ist, liegt dabei aber nicht nur an den Romanen der Autorin, sondern auch an den zahlreichen Adaptionen. Eine erste Stummfilmfassung erschien bereits 1920. Vor allem aber die Zeichentrickserie Heidi der späteren Studio Ghibli Gründer Isao Takahata und Hayao Miyazaki sorgte in den 1970ern dafür, dass das Mädchen weltweit Kinderherzen erfreute. 2015 kam mit Heidi ein CGI-Remake, ebenfalls als Serie angelegt. Mit Heidi: Die Legende vom Luchs erscheint zehn Jahre später ein Kinofilm, der quasi eine Fortsetzung eben dieses Remakes ist.
Man muss die Serie aber nicht zwangsläufig kennen, um hier folgen zu kennen. Bei manchen Punkten hilft das zwar schon. Beispielsweise weiß man sonst kaum, wer diese Clara sein soll, deren Bedeutung nur wenig klargemacht wird – und die sowieso nur als Fanservice drin ist, eine wirkliche Funktion hat sie nicht. Auch die Frage, weshalb Heidi eigentlich bei ihrem Großvater lebt, wird hier als bereits beantwortet vorausgesetzt. Für die Hauptgeschichte ist das aber ohnehin alles ohne Belang. Heidi: Die Legende vom Luchs handelt in erster Linie – der Titel nimmt es bereits vorweg – von dem Mädchen und seinem neuen tierischen Freund. Diese Beziehung ist etwas idealisierend dargestellt, wenn sofort eine Freundschaft zwischen den beiden entsteht. Immerhin: Der Film macht auch klar, dass es ein Fehler sein kann, in die Natur einzugreifen, selbst wenn die Absicht eine gute ist.
Der Natur zuliebe
Überhaupt spielt Natur hier eine ganz große Rolle. Der Film verfolgt eine klar ökologische Botschaft, wenn Schnaittinger als Gegenspieler eingeführt wird. Wer die Wälder nur des Profits wegen abholzt, ist ein böser Mensch. Ambivalenzen? Gibt es bei Heidi: Die Legende vom Luchs zumindest in der Hinsicht nicht. Es gelingt auch nicht so ganz, die beiden Hauptstränge um den Luchs und den Unternehmer wirklich miteinander zu verbinden, selbst wenn sie thematisch ähnlich beieinander liegen. Die Nebengeschichte um das schwierige Verhältnis zwischen dem Großvater und der Dorfbevölkerung wird zudem kaum ausgearbeitet. Das liegt natürlich auch an der kurzen Laufzeit: In 75 Minuten bleibt nicht viel Raum für Tiefe. Ein bisschen schade ist das schon.
Visuell bewegt man sich auf einem ordentlichen Niveau. Zwar darf man hier nicht die Erwartung haben, ähnliche Bilderwelten erleben zu dürfen, wie man sie von den großen US-Studios wie Disney und Pixar kennt. Das Budget reicht dafür einfach nicht. Im europäischen Umfeld schlägt man sich aber wacker. Vor allem der Vergleich zu der besagten CGI-Serie zeigt enorme Fortschritte, da liegen schon Welten dazwischen etwa bei der Ausgestaltung der diversen Settings und auch dem Detailreichtum der Figuren. Heidi: Die Legende vom Luchs ist auf diese Weise ein solider Animationsfilm geworden, welcher der Vorlage gerecht wird, sich klar in der Tradition der früheren Adaptionen sieht und sich zugleich für weitere Teile empfiehlt.
OT: „Heidi: Die Legende vom Luchs“
Land: Deutschland, Spanien, Belgien
Jahr: 2025
Regie: Tobias Schwarz, Aizea Roca
Drehbuch: Rob Sprackling
Vorlage: Johanna Spyri
Musik: Ute Engelhardt
Ihr wollt mehr zu dem Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Regisseur Tobias Schwarz zu treffen. Im Interview zu Heidi: Die Legende vom Luchs sprechen wir über die Arbeit an dem Film und Naturverbundenheit.
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