
Seitdem sie mit dem Tod ihrer Schwester abgeschlossen hat, arbeitet Yelena Belova (Florence Pugh) als neue Black Widow vor allem als Söldnerin, meist im Auftrag von CIA-Chefin und Oxcorp-Funktionärin Valentina Allegra de Fontaine (Julia Louis-Dreyfus). Als dieser ein Amtsenthebungsverfahren droht, beauftragt de Fontaine Yelena, belastendes Beweismaterial einer geheimen Operation zu vernichten. Während ihrer Mission wird Yelena jedoch klar, dass sie und weitere Söldner geschickt wurden, um einander auszuschalten und so die letzten Spuren von Oxcorps Machenschaften zu beseitigen. Wider ihrer Natur schließt sich die ungleiche Gruppe zusammen und ist nicht nur bereit, sich ihrer ehemaligen Chefin, sondern auch ihrer eigenen dunklen Vergangenheit zu stellen.
Identitätskrise nach Endgame
Spätestens seit Avengers: Infinity War und Avengers: Endgame steht das Marvel Cinematic Universe vor dem grundlegenden Problem, dass sich die einzelnen Filme entweder belanglos oder lediglich als Mittel zum Zweck für die übergeordnete Geschichte anfühlen. Ein Jahr vor dem ersten Teil des nächsten großen Saga-Events steht Thunderbolts* vor der schwierigen Aufgabe, die Handlung des MCU langsam aber sicher auf Avengers: Doomsday zuzulenken und gleichzeitig als eigenständiger Film zu funktionieren.
In den Fußstapfen der Avengers
Zu Beginn des Films bemerkt Julia Louis-Dreyfus’ Charakter treffend: „Die Avengers sind weg.“ Mit ihnen auch Scarlett Johansson, Chris Evans und (vorerst) Robert Downey Jr. – und damit ein Stück weit die Ausstrahlung und das Charisma, das Zuschauer trotz immer größerer Handlungsschwächen in die Kinos lockte. Seit Eternals tritt nun mit Thunderbolts* erstmals wieder ein neues Team aus Helden auf. Fast alle Charaktere sind bereits aus anderen Marvel-Filmen bekannt, wobei nicht alle in Erinnerung bleiben. Während David Harbours Red Guardian erneut fast ausschließlich als Comic Relief verwendet wird, sind es Sebastian Stans Winter Soldier und vor allem Florence Pugh als neue Black Widow, die Thunderbolts* und zukünftige Filme tragen müssen.
Immerhin beweist Florence Pugh, dass sie dieser Aufgabe gewachsen ist. Schauspielerisch hebt sie sich deutlich vom Rest des Ensembles ab und rettet den Film besonders während einer schwachen ersten Hälfte. Der restliche Cast spielt grundsolide, doch für echte Charakterentwicklung der Nebenfiguren ist, abgesehen von Bob, einer mysteriösen neuen Figur, kaum Zeit. Ohne zu viel zu verraten, ist es aber letztlich das Spiel von Lewis Pullman als Bob, das Thunderbolts* gemeinsam mit Pugh über die Zielgerade hebt und merklich aufwertet.
Marvels: Sucide Squad
Inhaltlich besinnt sich Regisseur Jake Schreier auf die Stärken früherer Marvel-Filme. Besonders die ersten Avengers-Teile lebten von Teamchemie und den ambivalenten Motiven der Figuren. Darüber hinaus lässt sich Thunderbolts* offensichtlich von der Konkurrenz inspirieren – namentlich von DCs The Suicide Squad. Trotz allem funktioniert auch dieser Film besonders durch die widerwillige Teamdynamik. Durch die Vielzahl an Figuren bleibt jedoch erneut kaum Raum für die Entwicklung weniger bekannter Mitglieder wie U.S. Agent und Ghost. Die Mischung aus Exposition und Figurendichte sorgt dafür, dass sich Thunderbolts* in der ersten Hälfte noch zäh anfühlt.
In der zweiten Hälfte setzt sich der Film dann spürbar von generischen Comicverfilmungen ab, fährt die durchweg hochwertigen Actionsequenzen etwas zurück und erzählt stattdessen eine Geschichte über Selbstzweifel und Selbstfindung, Depression und Traumabewältigung im Superhelden-Flair. Diese für Marvel fast zu ernsten Themen verleihen Thunderbolts* eine emotionale Tiefe, die abseits von Fanservice oder der Guardians of the Galaxy-Reihe so bislang nicht stattfand und die Zuschauer hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lässt.
OT: „Thunderbolts*“
Jahr: 2025
Land: USA
Regie: Jake Schreier
Drehbuch: Eric Pearson, Joanna Calo
Musik: Son Lux
Kamera: Andrew Droz Palermo
Besetzung: Florence Pugh, Sebastian Stan, Wyatt Russell, Olga Kurylenko, Lewis Pullman, Geraldine Viswanathan, David Harbour, Hannah John-Kamen, Julia Louis-Dreyfus
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