
Während des Colleges waren Claire (Jane Fonda) und Evelyn (Lily Tomlin) miteinander befreundet. Doch das ist lange her, viele Jahre haben sich die zwei schon nicht mehr gesehen. Jetzt steht ein Wiedersehen an, jedoch aus einem traurigen Anlass: Joyce ist gestorben, die sie ebenfalls von damals kennen. Evelyn und Joyce hatten sich damals ein Zimmer geteilt und waren auch ein Paar. Durch das halbe Land ist Claire gefahren, um bei der Beerdigung teilzunehmen. Weniger erfreulich ist, dass auch Howard (Malcolm McDowell) bei der Trauerfeier ist, schließlich hasst Claire den nun verwitweten Mann von Joyce. Mehr noch, sie ist fest entschlossen, ihn zu töten und lässt ihn das auch bei der erstbesten Gelegenheit wissen. Evelyn ist davon eher weniger angetan …
Man ist nie zu alt für einen Mord
In den letzten Jahren hat es reihenweise Filme gegeben über ältere Menschen, die noch einmal ihr Leben in die Hand nehmen oder sich an einer neuen Aufgabe versuchen. Vor allem ältere Frauen durften in diesen neue Erfahrungen sammeln und sich verwirklichen. Ob es nun der Lesezirkel in Book Club war, Tanz ins Leben oder Britt-Marie war hier, bei dem die Protagonistin im betagten Alter Fußballtrainerin wird, da gab es eine Reihe von Beispielen, wie Seniorinnen noch einmal aufblühen. Grundsätzlich geht es auch in Moving On um die Frage, wie zwei ältere Frauen den Weg nach vorne suchen und sich mit ihrer Situation arrangieren müssen. Wo die obigen Beispiele aber von produktiven Möglichkeiten erzählten, von etwas, das Freude bereitet, da ist hier Rache angesagt.
Das ist eigentlich bitter, ein Ausdruck sehr hässlicher Gefühle. Regisseur und Drehbuchautor Paul Weitz (American Pie – Wie ein heißer Apfelkuchen, Fatherhood) versucht, das Ganze aber etwas humorvoller aufzuarbeiten. Grundsätzlich ist das nicht verkehrt. Die Idee einer Frau jenseits der 80, die unbedingt jemanden ermorden will, damit aber keinerlei Erfahrungen hat, hatte durchaus Potenzial. Ein bisschen erinnert das an Thelma – Rache war nie süßer vor einigen Monaten, wo ebenfalls eine betagte Frau ein altes Unrecht gutmachen will, dafür aber wenig gemacht ist. Während dort der Humor aber pointiert war, schlingert Moving On ein wenig herum. Der Film kann sich nicht ganz durchringen, was er denn eigentlich sein möchte, wenn die Tonalität mehrfach wechselt.
Das hängt auch mit den vielen Themen zusammen. Eigentlich hätte es völlig ausgereicht, wenn Moving On das Wiedersehen der beiden Frauen und den Racheplan miteinander verknüpft hätte. Stattdessen führt Weitz aber noch diverse andere Figuren ein, die in Nebensträngen unterwegs sind. Und auch die Beziehung zwischen Evelyn und der Toten, von der niemand sprach, musste noch irgendwie hinein. Das ist an und für sich auch eine spannende Geschichte. Wie geht man damit um, einen geliebten Menschen verloren zu haben und nicht um ihn so trauern zu dürfen, wie es das eigene Herz vorgibt? Das wird aber nie ausgearbeitet, mit nicht einmal anderthalb Stunden ist die Komödie einfach nicht lang genug, um all das befriedigend abarbeiten zu können. Der Film verkommt zu einer Ideensammlung, die eine ähnlich vage Vorstellung hat wie die Rächerin, die nur weiß, dass sie töten will, aber nicht sagen kann wie.
Das ist schade, weil das Potenzial für einen tollen Film da war. Da ist nicht nur der Inhalt, der einige vielversprechende Ideen hat. Da ist auch die Besetzung. Dass Tomlin und Fonda gut zusammen harmonieren, haben sie im Laufe der Jahre mehrfach bewiesen, sei es der Kultfilm Warum eigentlich bringen wir unseren Chef nicht um?, die Hit-Serie Grace and Frankie oder zuletzt Brady’s Ladies. Das schauspielerische Talent macht sich auch an mehreren Stellen bezahlt, etwa in der Szene, wenn Claire Howard mit der Vergangenheit konfrontiert. Aber das reicht alles nicht aus, um die Komödie, die auf dem Toronto International Film Festival 2022 Premiere hatte, über das gehobene Mittelfeld hinaus zu verhelfen. Nett ist Moving On schon. Aber da wäre doch noch einiges mehr möglich gewesen mit einem besseren Drehbuch und einer konsequenteren Umsetzung.
OT: „Moving On“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Paul Weitz
Drehbuch: Paul Weitz
Musik: Amanda Jones
Kamera: Tobias Datum
Besetzung: Lily Tomlin, Jane Fonda, Malcolm McDowell, Sarah Burns, Richard Roundtree
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