Mads
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Mads
„MadS“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Romain (Milton Riche) ist Drogen nie abgeneigt, er ist auch dafür offen, immer mal wieder etwas Neues zu versuchen. Erlaubt ist, was ihn in einen Rausch versetzt. Als er eines Abends mal wieder unterwegs ist und sich einen Kick versetzen möchte, begegnet er einer Frau, die offensichtlich schwer verletzt ist. Wer sie ist und woher sie kommt, weiß er nicht. Sie bringt auch kein einziges Wort heraus, verhält sich dafür besonders irre. Kurze Zeit später tötet sie sich selbst und verspritzt ihr Blut ausgiebig auf dem jungen Mann und seinem Auto. Jetzt heißt es erstmal, das wieder abzuwaschen und sich wieder frisch zu machen. Dabei ahnt Romain nicht, dass eine verschmutzte Kleidung bald das geringste seiner Probleme sein wird …

Der Anfang einer Epidemie

Kaum ein Subgenre des Horrorgenres wird derart oft bedient wie das des Zombiefilms. Zwar liegt die Zeit, als man mit diesen Untoten noch große Kinosäle füllte, schon eine Weile zurück. Doch auf Festivals oder im Direct-to-Video-Bereich sind diese Urgestalten des Genres nicht totzukriegen. Die meisten sind dabei eher mäßig oder bestenfalls Durchschnitt. Manchmal findet man aber auch ganz interessante Werke. Der mexikanische Beitrag Párvulos etwa erzählt von drei Brüdern, die in einem abgelegenen Haus inmitten der Epidemie nach Normalität suchen. Die norwegische Produktion Handling the Undead wiederum zeigt mehrere Familien, die sich mit der Rückkehr ihrer toten Angehörigen auseinandersetzen müssen. Und auch MadS, diesmal reisen wir nach Frankreich, ist nicht nur für Fans einen Blick wert.

Dabei ist der Film nur bedingt mit den beiden obigen zu vergleichen. Sind diese sehr ruhige Interpretationen des Szenarios, die sehr nahe bei den Figuren bleiben, mehr mit den Menschen zu tun haben als mit den Monstern, da verzichtet MadS auf jegliche Charakterisierung. Man erfährt beim Protagonisten zwar, dass er gern feiert und gern Drogen nimmt, meist in Kombination, und aus einer reichen Familie kommt. Letzten Endes ist das aber egal. Auch die spärlichen Ansätze bei den weiteren Figuren, die später hinzukommen, darf man ignorieren. Regisseur und Drehbuchautor David Moreau (Them, Seuls – Allein) interessiert sich wenig für sie. Wo viele Zombiefilme noch Identifikationsfiguren einbauen, mit denen mitgefiebert werden soll, da sind die Menschen hier nur ein Mittel zum Zweck. Es braucht nun einmal jemanden, an dem man diese beginnende Epidemie veranschaulichen kann.

Rauschartige, surreale Atmosphäre

Was dem Film an inhaltlicher Tiefe fehlt, das macht er inszenatorisch mehr als wett. Auffälliges Stilmittel ist, dass MadS eines dieser Werke ist, die an einem Stück und ohne erkennbare Schnitte gedreht wurden. Im Horrorbereich ist das noch immer eine Seltenheit. Da gab es beispielsweise die kultige Zombiekomödie One Cut of the Dead aus Japan oder auch die deutsche Vergangenheitsbewältigung in Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt. Vor allem aber der Tanzalptraum Climax von Gaspar Noé bietet sich als Referenz an. Beide Filme setzen auf eine rauschartige, surreale Atmosphäre sowie eine zunehmende Eskalation. Was ganz klein beginnt, wird immer größer, greift um sich, wie das bei einem solchen Ansteckungsthriller nun einmal der Fall ist. Moreau fackelt dabei nicht lange, wenn es darum geht, Einzelne wieder zu entsorgen.

Die Besonderheit bei der Inszenierung ist dabei zum einen die Rastlosigkeit, die immer mit solchen One-Take-Filmen einhergeht. Zum anderen sorgt die Drogenstimmung für eine kontinuierliche Durchmischung von Realität und Wahrnehmung. Die extrem subjektive Sicht sorgt dafür, dass man anfangs noch weniger weiß, was da eigentlich geschieht. MadS veranschaulicht dabei sehr schön auch die aufkommende Verunsicherung, die in Panik umschlägt, wenn die Figuren die Kontrolle verlieren und etwas geschieht, das sie nicht verstehen und das etwas in ihnen auslöst. Abgerundet wird dieser Trip durch herrliche Verrenkungen und den stimmungsvollen Einsatz von Musik und Farben. Auch wenn der Filmemacher letztendlich nicht viel zu erzählen hat, zu zeigen hat er einiges und macht damit seinen Beitrag zu dem Thema zu einem der sehenswerteren der letzten Zeit.

Credits

OT: „MadS“
Land: Frankreich
Jahr: 2024
Regie: David Moreau
Drehbuch: David Moreau
Musik: Nathaniel Méchaly
Kamera: Philip Lozano
Besetzung: Lucille Guillaume, Laurie Pavy, Milton Riche, Lewkowski Yovel

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MadS
fazit
„MadS“ begleitet einen jungen Mann, dessen Griff zu Drogen der Anfang einer absoluten Alptraumnacht ist. Wirklich viel zu erzählen hat der Film dabei nicht, zu zeigen aber umso mehr. Der Rausch wird durch die One-Take-Inszenierung sowie den Einsatz von Farben und Musik weiter verstärkt, während der entfesselte und blutige Wahnsinn um sich greift.
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