
Seit über vier Jahren ist die legendäre Opernsängerin Maria Callas (Angelina Jolie), auch genannt „La Divina“, nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten. Zusammen mit ihrer Haushälterin Bruna (Alba Rohrwacher) und ihrem Butler Ferruccio (Pierfrancesco Favino) lebt sie zurückgezogen in ihrer Villa in Paris. Seit Jahren ist sie gefangen zwischen Lethargie und Medikamentenmissbrauch. Ihrer Liebe zur Oper und zum Gesang kann sie sich jedoch nicht entziehen, und so beschließt sie, wieder zu singen – vorerst ohne Publikum, um ihre Stimme zu trainieren und wieder zu alten Höhen zurückzufinden.
Oper filmreif inszeniert
Nach seinen beiden Filmen Jackie (2016), über die ehemalige First Lady Jackie Kennedy, und Spencer (2021), über die britische Prinzessin Diana, ist Maria der dritte und letzte Film von Pablo Larraíns „Lady in Heels“-Trilogie, der sich ebenfalls mit einer außergewöhnlichen Frau beschäftigt. Im Vordergrund steht diesmal die Opernsängerin Maria Callas, die als die bedeutendste Primadonna aller Zeiten gilt. Anders als in herkömmlichen Musik-Biografie-Filmen wählt Larraín keine stringente Erzählweise. Sein Film beginnt nicht in Maria Callas‘ Jugend und klappert dann die wichtigsten Momente ihrer Karriere bis zu ihrem Tod im Jahr 1977 ab. Im Gegenteil, Larraín wählt einen mutigeren und wesentlich ambitionierteren Ansatz. Maria beginnt während ihrer letzten Tage.
Eine psychisch fragile Maria Callas lebt in ihrer Villa in Paris, umgeben lediglich von ihrer Haushälterin und ihrem Butler. Sie isst und trinkt nur sporadisch und nimmt starke Psychopharmaka, namentlich Mandrax. Je nach Dosierung schwankt ihr Zustand zwischen Klarheit, Lethargie und Halluzinationen. Neben ihrem Vorhaben, Gesangsunterricht zu nehmen, um den alten Glanz ihrer Stimme zurückzuerlangen, möchte sie eine Biografie schreiben lassen. Außerdem fängt sie an, Interviews für den aufstrebenden und nur in ihrer Fantasie existierenden Filmemacher „Mandrax“ zu geben. Diese Interviews nutzt Pablo Larraín geschickt, um einen Film innerhalb seines Films zu inszenieren. Er unterteilt Maria in mehrere Akte. Je nachdem, ob sich Szenen in der Gegenwart, in der Vergangenheit oder in Marias Fantasie befindet, wechselt er das Format und inszeniert Teile seines Films sogar in Schwarz-Weiß.
Dabei ist auch die erzählte Handlung nicht linear. Maria wechselt fließend zwischen erzählter Vergangenheit und Gegenwart, Flashbacks und Erinnerungen von Maria, aber auch von anderen Charakteren. Trotz dieser Sprünge verliert man als Zuschauer nie den Überblick, sondern bekommt vielmehr den Eindruck, einen direkten, intimen Einblick in den Geist von Maria Callas zu erhalten. Abgesehen von den Szenen in Schwarz-Weiß liegt über dem gesamten Film ein Farbfilter aus warmen Orangetönen, was eine direkte Ambivalenz zum melancholisch-grauen Stimmungston des Films darstellt. Somit ist Maria, wie schon Larraíns vorangegangene Filme, ein inszenatorisches Meisterwerk. Seine ambitionierte visuelle Darstellung wird von gewaltiger Orchester- und Opernmusik untermauert, die passender nicht sein könnte. Abseits der monumentalen Inszenierung ist die bloße Handlung von Maria dann allerdings stellenweise zu dünn. Marias Vergangenheit wird zwar immer wieder in Flashbacks und Erinnerungen teilweise aufgearbeitet, allerdings oftmals nicht genug vertieft. So fällt es als Zuschauer schwer eine Verbindung zur ihr aufzubauen und zu begreifen was ihre Person letztendlich geprägt hat.
Preisverdächtig
Angelina Jolie in der Hauptrolle als „La Divina“ liefert hier eine der besten Performances ihrer Karriere ab und bewirbt sich damit für zahlreiche Filmpreise. Als Grande Dame von Hollywood bringt sie die gewisse Arroganz, Unnahbarkeit und Strahlkraft der wohl besten Primadonna aller Zeiten mit Leichtigkeit auf die große Leinwand, ohne dass ihr Schauspiel jemals übertrieben oder unglaubwürdig wirkt. Noch besser gelingt ihr der Stimmungswechsel in die lethargischen und depressiven Phasen von Maria Callas, die voller Selbstzweifel und Trauer sind. Für ihre Performance hat Angelina Jolie sogar Gesangsunterricht genommen, um soweit wie möglich selbst zu singen. Auch wenn ihre Stimme nicht an das Original heranreicht, sorgt die Mischung aus Angelina Jolies echter Stimme und der künstlich nachbearbeiteten Stimme von Maria Callas für einen beeindruckenden Klang und lässt den Zuschauer vergessen, dass er im Kino und nicht in der Oper ist.
OT: „Maria“
Land: USA, Deutschland, Italien
Jahr: 2024
Regie: Pablo Larraín
Drehbuch: Steven Knight
Kamera: Edward Lachman
Besetzung: Angelina Jolie, Alba Rohrwacher, Pierfrancesco Favino, Valeria Golino, Kodi Smith-McPhee, Haluk Bilginer
Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Regisseur Pablo Larraín darüber zu unterhalten. Im Interview zu Maria sprechen wir über die Arbeit an dem Drama, seine Inspiration und Angelina Jolie.
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 2025 | Beste Kamera | Edward Lachman | nominiert |
Golden Globes | 2025 | Beste Hauptdarstellerin (Drama) | Angelina Jolie | nominiert |
Venedig | 2024 | Goldener Löwe | nominiert |
Venedig 2024
Telluride Film Festival 2024
International Film Festival Rotterdam 2025
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