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Maximilian Brückner als Mordverdächtiger in der Krimikomödie "Mordnacht" (© ARD Degeto/Boris Laewen)

Maximilian Brückner [Interview]

In Mordnacht spielt Maximilian Brückner den Familienvater Gabriel Panski, der nach einem gescheiterten beruflichen Versuch in Hamburg in sein Heimatdorf zurückkehrt. Dort gilt er als Versager und wird von den anderen gemieden, bis der Verdacht aufkommt, er könne einen verhassten Immobilienhai getötet haben. Das Dumme ist nur: Er kann sich an nichts erinnern, da er in der besagten Nacht völlig betrunken war. Wir haben den Schauspieler zur Ausstrahlung am 1. Mai 2024 im Ersten interviewt und sprechen mit ihm über den Film und seine Figur.

Was hat dich an dem Film gereizt? Warum wolltest du Mordnacht drehen?

Ehrlich gesagt bin ich eigentlich nur der Ersatz gewesen (LACHT). Da war zuerst ein anderer Schauspieler drauf, der aus privaten Gründen kurzfristig absagen musste. Ich bekam dann das Buch und hab das gelesen. Ich fand es lustig. Es war einfach mal etwas anderes. Etwas, das man nicht so kennt im deutschen Fernsehen, gerade vom Humor her. Also habe ich zugesagt. Und danach ging es richtig schnell: Am nächsten Tag habe ich zusagt und bin nach Hamburg geflogen. Das war echt eine Hauruckaktion. Ich musste ganz viel Text lernen, weil ich in jeder Szene bin. Hinzu kommt: Ich musste Rudern lernen. Das war eine Herausforderung. Aber ich stehe auf sowas.

Es gibt in Deutschland nicht wenige Krimis, die in der Provinz spielen. Wir haben die Eberhofer Filme, auch im Fernsehen kommen diverse Sachen. Was macht diese Provinz-Krimis so beliebt?

Ich glaube, weil man einfach im Gegensatz zum Tatort oft mal draußen auf dem Land ist, nicht in der Stadt. Dann hast du diese ganzen Eigenheiten, auch die Dialekte. Du kannst dich auch trauen, skurriler arbeiten.

Im Film kommt auch dieser Gegensatz von Stadt und Land drin vor, wenn die Polizistin aufs Land geht. Bist du selbst eher Stadt oder Landmensch?

Ich bin ein absoluter Landmensch und lebe selbst auf einem Bauernhof. Ich finde es toll, zwischendurch in der Stadt zu sein und bin auch immer noch beeindruckt, wenn ich nach Berlin komme, immer noch, obwohl ich sehr oft da bin beim Drehen. Aber so nach drei Tagen reicht es mir schon wieder.

Dann kommen wir auf deine Figur zu sprechen. Wie würdest du Gabriel beschreiben? Was ist er für ein Mensch?

Gabriel wirkt ja erst mal so wie so ein verschüchterter Typ. Dabei hat er schon viel Kraft. Irgendwie setzt er sich durch. Er spielt ja auch manchmal einfach nur diesen Hundeblick. Es ist ein bisschen umgekehrte Rollen, was man früher so kannte. Bei uns ist die Frau die Toughe und er versucht, aus seinen Schwächen Stärken zu machen. Und letztlich ist er ja auch stark in seiner Schwäche. Das fand ich total toll an der Figur. Du hast diesen Gegensatz zwischen ihm und der Kommissarin. Und trotzdem wirken sie irgendwie gleichwertig.

In dem Dorf wird Gabriel ja eher als Versager angesehen. Er sitzt auch am Versagertisch. Würdest du sagen, dass er ein Versager ist?

Er ist vor gewissen Sachen weggelaufen und hat seine Familie in eine Situation gezwungen, am härtesten seine Frau, wahrscheinlich aber auch die Kinder, die das jetzt ausbaden müssen. Und das hat er aus Egoismus gemacht, was ihm jetzt auf die Füße fällt. Ein Versager ist er für mich aber nicht, da er letztendlich alles hinkriegt. Er wird durch diese Reise einfach wahnsinnig viel stärker.

Was macht überhaupt jemanden zu einem Versager? Er hat ja schon versucht, etwas zu erreichen vorher. Und es ist ja eigentlich nicht verkehrt, etwas zu versuchen und Träume zu haben, selbst wenn das schiefgeht. Ab wann ist man ein Versager?

Ich glaube nicht, dass er ein Versager war oder ist. Er ist ja auch aus der Firma ausgestiegen, aus altruistischen Gründen und nicht, weil er Kohle machen wollte wie sein ehemaliger Partner. Er wollte einfach was machen, hat aber einfach nicht die Ellenbogen wie manche andere und will die auch gar nicht haben. Wenn jemand als Versager beschimpft wird, sagt das oft mehr über die Leute als über ihn selbst. Nicht er ist der Versager. Das Dorf ist der Versager und braucht ihn als Katalysator, damit sich endlich was ändert.

Das Dorf ändert seine Meinung von ihm, als die Leute ihn für einen Mörder halten. Ist das ein Kompliment oder eine Beleidigung?

Genau, das ist die Frage. Das ist halt das Skurrile und ich glaub, das ist es, was man nehmen wollte: Ein Dorf kann einen Mord toll finden, weil der Typ sie fertig machen wollte. Das ist natürlich eine krasse Behauptung, aber davon lebt es ja der ganze Film. Aber ich finde, es macht Spaß und deswegen guckt man es auch gerne.

Und was macht es denn mit ihm, dass er für einen Mörder gehalten wird.

Das macht den fassungslos. Das macht ihn komplett fertig. Man sieht eigentlich, wie sehr er das nicht ist, weil das in ihm so tief und klar ist, dass er das nicht getan haben kann. Aber irgendwann lenkt er ein, weil wenn die alle finden, er hat es getan und keiner findet es schlimm. Im Gegenteil: Er wird noch gefeiert und seine Kinder sind endlich anerkannt. Da ist er fast schon bereit, das anzunehmen, gegen seine moralische Überzeugung, um seine Familie zu retten.

Dann kommen wir auf die beiden Frauen in seinem Leben zu sprechen. Fangen wir mit seiner Frau an, was für ein Verhältnis hat er zu ihr?

Was ich toll an dem Buch fand: Sie ist eine starke Ehefrau. Das ist jetzt auch nicht, was man erwartet. Das ist mal anders erzählt. Es ist zumindest der Versuch von einer relativ modernen Frau. Sie weiß, dass das Mist war, ihren Mann zu betrügen. Aber sie findet letztendlich auch nichts daran und sagt: Es ist halt passiert.

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War Gabriel Panski (Maximilian Brückner) der Mörder? Kommissarin Leonie Winter (Rosalie Thomass) soll das in „Mordnacht“ herausfinden. (© ARD Degeto/Boris Laewen)

Du hast vorhin schon gemeint, dass er eine Reise durchmacht. Am Ende des Films ist er nicht mehr ganz der, der er am Anfang gewesen ist. Welchen Anteil daran hat Leonie?

Sie ist der Katalysator dafür. Leonie wirbelt alles durcheinander. Durch sie wird er in seinen Grundfesten erschüttert. Sie treibt ihn, was auch ihr Job ist. Leonie ist so eine schräge Figur, die ganz anders herangeht. Also es ist ja eigentlich ein lustiges Pärchen, wo man denkt, die könnten eigentlich weiter ermitteln. Sie sind so schräg. Aber sie funktionieren irgendwie auch.

Diese Veränderung, die er durchmacht, wird da am Ende zu jemand anderem oder wird er mehr zu sich selbst?

Ich glaube, er wird zu dem, der er immer schon war. Er hatte keine Ellbogen, wollte auch nicht, weil es ihm nicht wichtig war. Aber im Leben muss man halt manchmal ein bisschen lauter auftreten, damit die Leute ihn wahrnehmen. Gabriel lernt das im Film. Aber ich glaube nicht, dass sich Gabriel massiv verändert hat. Er tritt jetzt anders auf, und das ist auch wichtig im Leben.

Kennst du das von deinem Beruf als Schauspieler, dass man Ellbogen braucht?

Ich weiß noch, wie ich damals an der Schauspielschule war und im Theater die Hauptrolle in Schillers „Die Räuber“ gespielt habe. Da war ein massiver Gegenwind, weil ich natürlich nicht mal fertig war und trotzdem die Hauptrolle hatte. Da lernst du dann, auch die Ellbogen auszufahren und lauter aufzutreten.

Wir haben es ja schon kurz vor dem Dorf gehabt. Das Dorf hält zusammen, um ihn zu schützen. Das ist an und für sich etwas Schönes. Nur geht es hier darum, einen Mord zu vertuschen. Wo zieht man da die Grenze? Ab wann ist ein Zusammenhalten nicht mehr positiv?

Grundsätzlich geht es ja darum, im Dorf angenommen zu werden. In der Anonymität der Großstadt ist das vielleicht nicht so nachvollziehbar. Aber im Dorf muss man sich manchmal aufeinander verlassen und braucht einander. Bei unserem Film ist das natürlich völlig überzogen, damit es auch lustig ist. Aber Zusammenhalt ist schon sehr wichtig und etwas Schönes.

Wie ist das bei euch auf dem Land? Gibt es da diesen Zusammenhalt?

Ja. Ich bin dort aufgewachsen und bin für die Leute immer noch der Max, also wie früher. Daran hat sich nichts geändert.

Letzte Frage: Was sind deine nächsten Projekte?

Ich habe einen neuen Teil von „Nachtschicht“ mit Lars Becker gedreht, da war ich sehr lange in Hamburg, vier Wochen. Und jetzt dreh ich „Wunderschön 2“ mit Karoline Herfurth, Nora Tschirner und Friedrich Mücke. Außerdem kommt noch ein Remake, worauf ich mich schon sehr freue.



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