Enemy 2023 Foe Amazon Prime Video Streamen online
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„Enemy“ // Deutschland-Start: 5. Januar 2024 (Amazon Prime Video)

Inhalt / Kritik

Die Ressourcen der Erde neigen sich dem Ende zu. Viele Orte sind kaum noch bewohnbar, weshalb Roboter die harte Arbeit übernommen haben, etwa im Bereich der Landwirtschaft. Das Paar Hen (Saoirse Ronan) und Junior (Paul Mescal) geht jedoch nach wie vor der traditionellen Arbeit nach und versucht, die abgelegene Farm zu führen, die seit Generationen im Besitz von Juniors Familie ist. Die traute Zweisamkeit wird eines Tages unterbrochen, als Terrance (Aaron Pierre) auftaucht. Dieser teilt Junior mit, dass der Farmer dazu auserkoren wurde, ins Weltall zu fliegen und auf einer Raumstation zu arbeiten. Damit Hen nicht allein in der Einöde zurückbleibt, soll ein Roboter den Platz von Junior einnehmen, dessen künstliche Intelligenz seiner nachempfunden ist. Das ungewöhnliche Angebot bringt viel Unruhe in die Beziehung, die schon seit einiger Zeit kriselt …

Hochkarätig untergegangen

Enemy ist einer dieser Filme, bei denen man hätte erwarten sollen, dass sie richtig viel Publicity bekommen. So liefert mit Iain Reid ein bekannter Autor die Vorlage. Regisseur Garth Davis ist ebenfalls namhaft. Von der Besetzung ganz zu schweigen. Dass Saoirse Ronan zu den talentiertesten Schauspielerinnen ihrer Generation gehört, ist bekannt, viermal war die Irin bereits für den Oscar nominiert. Ihr Landsmann Paul Mescal war ebenfalls für den begehrtesten aller Filmpreise im Rennen, dem Drama Aftersun sei Dank, das 2022 zu einer Sensation wurde. Und auch inhaltlich sollte der Science-Fiction-Thriller ein Selbstläufer sein. Ein Film, bei dem es um das Thema künstliche Intelligenz geht? Aktueller kann das kaum sein. Und doch ist er ziemlich untergegangen, war auf keinem der zu erwartenden Herbst-Festivals zu sehen. Auch Amazon Prime Video, wo der Film erscheint, macht nicht wirklich Werbung dafür.

Dass man in der Hinsicht wenig investiert, dürfte auch mit dem Kritikerecho zusammenhängen, das sehr verhalten ausgefallen ist. Die besten Besprechungen sind im mittelmäßigen Bereich, viele sind drunter. Das ist schade, weil Enemy prinzipiell durchaus jede Menge zu bieten hat. Vom grundsätzlichen Szenario darf man nicht viel erwarten. Mal wieder steht die Welt vor dem Kollaps, die Flucht ins Weltall ist im Science-Fiction-Genre Standard. Grundsätzlich ist auch die Sache mit der künstlichen Intelligenz fast schon verbraucht, so inflationär, wie das die letzten Jahre verwendet wurde. Spannend ist jedoch die Vorstellung, dass ein Mensch durch seinen eigenen Klon ersetzt werden könnte. Schwanengesang und LX 2048 erzählte solche Geschichten, dort war es jeweils ein schwerkranker Mann, der seinem gesunden und künstlichen Abbild Platz machen soll.

Große Fragen langweilig verpackt

So wie bei diesen Filmen befasst sich Reid (I’m Thinking of Ending Things), der auch am Drehbuch gearbeitet hat, mit Fragen der Identität. Wenn ein Mensch optisch genau nachgemacht werden kann und auch die Erinnerungen der Vorlage übernommen werden, gibt es dann noch einen wirklichen Unterschied? Enemy macht aus dem Ganzen aber relativ wenig. Die Fragen haben andere schon gestellt, der Film hat der Diskussion nichts Neues hinzuzufügen. Vieles, was tiefsinnig sein sollte, verkommt zur Banalität. Hinzu kommt, dass der Film ausgesprochen zäh ist. Die 110 Minuten ziehen sich schon sehr, vor allem wenn sich Davis ganz seiner Faszination für die weitläufige Landschaft hingibt, er in Bildern schwelgt, die mit der Geschichte gar nichts zu tun haben.

Gegen Ende hin wird es noch einmal interessanter, wenn die Geschichte eine Wendung nimmt. Aber allein darauf zu warten, ist doch übertrieben, Enemy ist mehr an den Figuren und dem Gefühl der Einsamkeit interessiert, welches beide haben. Auch das hätte funktionieren können, vor allem mit einem derart herausragenden Schauspielduo. Und doch lässt einen der Film eher kalt, weil es ihm nicht so recht geling, die zwei Charaktere spürbar zu machen. Wenn wir mit der Zeit mehr über die Beziehung erfahren und die Probleme, welche beide miteinander haben, sollte das eigentlich Anlass sein, selbst viel zu fühlen. Universell genug ist das ja alles. Umso enttäuschender ist, wie gleichgültig man das alles zur Kenntnis nimmt, als sei man selbst ein bloß beobachtender Roboter.

Credits

OT: „Foe“
Land: Australien, USA
Jahr: 2023
Regie: Garth Davis
Drehbuch: Garth Davis, Iain Reid
Vorlage: Iain Reid
Musik: Park Jiha, Oliver Coates, Agnes Obel
Kamera: Mátyás Erdély
Besetzung: Saoirse Ronan, Paul Mescal, Aaron Pierre

Bilder

Trailer

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Enemy (2023)
fazit
Bekannter Regisseur, ein spannender Autor, ein exzellentes Duo und ein aktuelles Thema: „Enemy“ hätte ein absolutes Highlight werden sollen. Stattdessen ist der Science-Fiction-Thriller um einen Mann, der durch einen Roboter ersetzt werden soll, um der Ehefrau Gesellschaft zu leisten, ziemlich zäh. Die Roman-Adaption hat nicht viel zu sagen, die emotionalen Momenten lassen einen eher kalt.
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