Born on the Fourth of July Geboren am 4 Juli
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Geboren am 4. Juli

Born on the Fourth of July Geboren am 4 Juli
„Geboren am 4. Juli“ // Deutschland-Start: 1. März 1990 (Kino) // 14. Juli 2023 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Der 4. Juli ist nicht nur der US-amerikanische Unabhängigkeitstag. Es ist auch der Geburtstag von Ron Kovic (Tom Cruise), der jedes Jahr mit seinen Eltern und Geschwistern die Feierlichkeiten, die Parade und natürlich das Feuerwerk in seiner Heimatstadt, Massapequa, New York besucht. Als er 1961 die Antrittsrede von Präsident John F. Kennedy hört, in der er dazu aufruft, dass jeder Einzelne etwas für das Vaterland tun könne, beschließt Ron, wie viele seiner Freunde, sich zum Militärdienst zu melden. Nach seiner Grundausbildung wird er in Vietnam stationiert, wo er Zeuge unzähliger Gräueltaten wird und schließlich selbst verwundet wird. Von der Hüfte abwärts gelähmt kehrt er nach Hause zurück, doch seine Heimat ist nicht mehr die, die er in Erinnerung hat. Nicht nur die Erinnerung an den Krieg macht ihm zu schaffen, auch die Stimmung der Menschen, die mehr und mehr gegen den Krieg sind, sowie die Gleichgültigkeit vieler, die sich nicht mit ihm befassen wollen. Mehr und verbittert er, aufgrund seiner körperlichen Situation sowie der schweren Schuld, die er auf sich geladen hat. Sein Trauma wird zu einer Probe für seine Familie sowie für ihn selbst.

Erinnerungen an Vietnam

Regisseur und Drehbuchautor Oliver Stone war einer von vielen jungen Männern, die in Vietnam kämpften und mit gemischten Gefühlen in ihre Heimat zurückkehrten. Seine Erlebnisse wollte Stone unter anderem in seinem Projekt Platoon verarbeiten, doch noch während der Vorbereitung dieses Films, begegnete er Ron Kovic, ebenfalls Vietnam-Veteran und Kriegsgegner, mit dem er schließlich ins Gespräch kam. Als Platoon zu einem Erfolg wurde, kehrte Stone zu Geboren am 4. Juli zurück, wie er es Kovic versprochen hatte, und machte einen Film über den Krieg zuhause, das nationale Trauma sowie die Geschichte eines Menschen, der dabei ist, seine Werte und sich selbst zu verlieren. Zusammen mit Platoon und Zwischen Himmel und Hölle bildet Geboren am 4. Juli so etwas wie eine Trilogie von Filmen, in denen sich Stone mit dem Vietnamkrieg, dessen persönlichen wie auch gesellschaftlichen Wunden, befasst.

Hatte man Tom Cruise durch seine Rollen in Filmen wie Top Gun noch als Vertreter des patriotisch angehauchten Actionkinos gesehen, galt dies auf keinen Fall mehr für seine Figur in Geboren am 4. Juli. In den ersten Minuten, welche die Jugend Kovics beschreiben, rennt er durch den Regen, angetrieben von seiner Sehnsucht, vor seinem Militärdienst, zumindest einmal mit seiner Angebeteten zu tanzen. Es ist eine typische Cruise-Szene, wie man sie schon oft von ihm gesehen hat und die in den Kontext des 80er Jahre Kinos passt. Doch es ist eine der letzten Momente, in denen wir diesen Mann so befreit und glücklich sehen.

Vietnam und das Trauma, das dieser Konflikt nach sich zog, markieren einen Einschnitt in der Geschichte der USA sowie deren Wahrnehmung international. Der „American Dream“, also die familiäre Vorstadtidylle, das Versprechen von „life, liberty and the pursuit of happiness“ ist in Gefahr geraten und hat sich zu einem Albtraum gewandet. Wie schon zuvor in Platoon zeigt Stone dieses Grauen, das Psychedelische wie auch das Schreckliche, was mehr und mehr an der Substanz der Hauptfigur zehrt und ihn zu einem anderen macht, wie eben auch seine Heimat, die in ihm nunmehr die Erinnerung an etwas sieht, was man am liebsten vergessen würde.

Gegen das Vergessen, für die Ehrlichkeit

Während der eigentliche Krieg für Kovic im Film nur wenige Minuten dauert, dauert der eigentliche Konflikt viel länger. Es sind nicht die feindlichen Soldaten, gegen die er ankämpft, sondern das Vergessen, das Unter-den-Teppich-Kehren und vor allem die Gleichgültigkeit, die ihm entgegenschlägt, als er wieder nach Hause kommt. Die persönliche Tragödie wird zu einer nationalen, wie so oft in den Filmen Oliver Stones, wobei man als Zuschauer durch die Darstellung Tom Cruises diese beiden Ebenen versteht. Große, dramatische Szenen, unterlegt von der ebenso packenden Filmmusik John Williams’, spiegeln das Dilemma des Helden wider, sowie seine zahlreichen Kämpfe, nicht zuletzt den gegen sich selbst und das Aufgeben. Bei einer Laufzeit von über zwei Stunden ist man als Zuschauer gefesselt, doch zugleich sehr erschöpft nach all dem, was der Held durchmachen musste.

Credits

OT: „Born on the Fourth of July“
Land: USA
Jahr: 1989
Regie: Oliver Stone
Drehbuch: Oliver Stone, Ron Kovic
Musik: John Williams
Kamera: Robert Richardson
Besetzung: Tom Cruise, Kyra Sedgwick, Raymond J. Barry, Jerry Levine, Frank Whaley, Willem Dafoe

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1990 Bester Film Nominiert
Beste Regie Oliver Stone Sieg
Bester Hauptdarsteller Tom Cruise Nominiert
Bestes adaptiertes Drehbuch Oliver Stone, Ron Kovic Nominiert
Beste Musik John Williams Nominiert
Beste Kamera Robert Richardson Nominiert
Bester Ton Michael Minkler, Gregory H. Watkins, Wylie Stateman, Tod A. Maitland Nominiert
Bester Schnitt David Brenner, Joe Hutshing Sieg
BAFTA 1991 Bester Hauptdarsteller Tom Cruise Nominiert
Bestes adaptiertes Drehbuch Oliver Stone, Ron Kovic Nominiert
Berlinale 1990 Goldener Bär Nominiert
Golden Globes 1990 Bester Film (Drama) Sieg
Beste Regie Oliver Stone Sieg
Bester Hauptdarsteller Tom Cruise Sieg
Bestes  Drehbuch Oliver Stone, Ron Kovic Sieg
Beste Musik John Williams Nominiert

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Geboren am 4. Juli
fazit
„Geboren am 4. Juli“ ist ein emotional packender Anti-Kriegsfilm und eine Biografie des Vietnam-Veteranen Ron Kovic. Oliver Stone erzählt in dramatischen Szenen von dem persönlichen wie auch nationalen Trauma, ausgelöst durch den Vietnam-Konflikt. Insbesondere die Leistung Tom Cruises in der Hauptrolle ist es, die den Film auszeichnet und sehenswert macht.
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von 10