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© WDR/Zeitsprung Pictures/Guido Engels

Verunsichert – Alles Gute für die Zukunft

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„Verunsichert – Alles Gute für die Zukunft“ // Deutschland-Start: 9. September 2020 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Bislang war Franziska Schlüter (Henny Reents) mit ihrer Arbeit bei einer Versicherung eigentlich ganz glücklich. Als Juristin soll sie sich dort mit den Fällen von Berufsunfähigkeitsversicherung beschäftigen und idealerweise verhindern, dass das Unternehmen etwas zahlen muss. Eines Tages wird sie jedoch mit den Folgen ihrer Arbeit konfrontiert, als einer der Versicherten nach einem Ablehnungsbescheid Selbstmord begeht und dessen Witwe ihr schwere Vorwürfe macht. Schockiert von dem, was sie ausgelöst hat, beschließt sie, ihre Stelle zu kündigen und eine eigene Kanzlei zu eröffnen. Dort will sie von nun an Versicherten zur Seite stehen, die von dem Unternehmen übervorteilt werden. Einfach ist das nicht. Zum einen mangelt es ihr an einer entsprechenden Erfahrung. Es mangelt aber auch an Geld, ihr Klientel bringt einfach nicht genug ein …

Die Versicherung als Feindbild

Die Idee einer Versicherung ist eigentlich sehr einfach: Viele Leute geben Geld für den Fall, dass etwas Schlimmes geschieht, die wenigen tatsächlich Geschädigten bekommen Geld. Soweit die Theorie. In der Praxis sieht das aber etwas anders aus. Denn wann auch immer es um Geld geht, finden sich Leute, die alles dafür tun, um es zu erhalten oder behalten zu dürfen. Das kann bedeuten, dass manche eine Hilfe in Anspruch nehmen wollen, die ihnen nicht zusteht – der gewaltige Missbrauch während der Corona-Pandemie hat das gezeigt. In anderen Fällen wird eine Hilfe verweigert, die absolut gerechtfertigt ist. Von solchen Fällen berichtet Verunsichert – Alles Gute für die Zukunft, wenn wir einer jungen Anwältin zusehen, die es mit einer mächtigen Versicherung aufnimmt.

Das Bild, welches Regisseur und Co-Autor Jörg Lühdorff (Liebe ist unberechenbar, Erzgebirgskrimi: Verhängnisvolle Recherche) von der Branche zeichnet, ist alles andere als schmeichelhaft. Da wird sich, wo auch immer es möglich ist, davor gedrückt, die Versicherungen auszuzahlen. Das ist einerseits verständlich, sieht dies doch das Geschäftsmodell so vor. Schockierend und skandalös sind jedoch die Methoden, mit denen das Unternehmen in Verunsichert – Alles Gute für die Zukunft vorgeht. Da werden Gutachten zurückgehalten, wird gedroht oder alles so lange hinausgezögert, bis der Fall verjährt ist. Der Rest wird mit sündhaft teuren Gerichtskosten abgeschreckt. Einfach mal so 15.000 Euro zu bezahlen, ohne zu wissen, ob man am Ende auch Recht bekommt, das ist dann doch ein ziemlicher Luxus. Von der nervlichen Belastung ganz zu schweigen, die ein solcher Prozess mit sich bringt.

Reißerisches Holzhammer-Drama

Der Film schmückt sich dabei mit dem Hinweis, dass das alles auf einer wahren Geschichte basiert. Das bedeutet aber nicht, dass wir es hier mit einem nüchtern erzählten Drama zu tun haben, das dokumentarisch Missstände festhält. Stattdessen ist Verunsichert – Alles Gute für die Zukunft ein unglaublich reißerisches Werk, das mit aller Macht erreichen will, dass das Publikum ganz empört ist. Kombiniert wird das Ganze mit einer großen Portion David-gegen-Goliath-Gefühl, wenn sich ein paar Leute am Boden mit den Übergroßen anlegen. Die ARD-Produktion geht dabei ebenso manipulativ wie die Versicherung vor, die angekreidet werden soll. Für Schattierungen ist da kein Platz, Ambivalenzen werden mit dem Holzhammer in Grund und Boden gehauen.

Das ist schade, wenn nicht gar ärgerlich. Da wird mal wieder das Publikum nicht für ernst genommen und richtig stark überzogen. Das schließt die Figuren mit ein, die zwischen Karikatur und Witzfigur schwanken und sich auch schon mal willkürlich verhalten dürfen. Dabei hätte es das alles nicht gebraucht. Eigentlich ist das Thema ein Selbstläufer, bei dem der Zuspruch der Zuschauer und Zuschauerinnen auch so sicher gewesen wäre. Stattdessen wäre eine stärkere inhaltliche Auseinandersetzung wünschenswert gewesen. So wird hier mehrfach die Forderung laut, dass die Versicherungen in Zukunft beweisen müssen, dass Anträge nicht gerechtfertigt sind. In Verunsichert – Alles Gute für die Zukunft wird daraus aber keine Diskussion abgeleitet. Vielmehr wird auch da die Antwort vorgegeben, damit ja niemand selbst nachdenkt. So wichtig es ist, auf derartige Missstände aufmerksam zu machen, derart plump muss das nun wirklich nicht sein.

Credits

OT: „Verunsichert – Alles Gute für die Zukunft“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Jörg Lühdorff
Drehbuch: Jörg Lühdorff
Musik: Oliver Biehler
Kamera: Philipp Timme
Besetzung: Henny Reents, Karoline Bär, Steve Windolf, Martin Brambach, Serkan Kaya, Daniel Wiemer, Picco von Groote, Simon Böer, Lorna zu Solms, Otto Emil Koch

Bilder

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Verunsichert – Alles Gute für die Zukunft
fazit
„Verunsichert – Alles Gute für die Zukunft“ erzählt von den Missständen in der Versicherungsbranche, wenn mit fragwürdigen bis skandalösen Mitteln Auszahlungen verhindert werden sollen. Das Thema ist wichtig, die Umsetzung jedoch sehr plump. Statt einer wirklichen inhaltlichen Auseinandersetzung gibt es nur Holzhammermoral und Charaktere, die zwischen Karikaturen und Witzfiguren schwanken.
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