Erzgebirgskrimi - Verhängnisvolle Recherche ZDF TV Fernsehen
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Erzgebirgskrimi: Verhängnisvolle Recherche

Erzgebirgskrimi - Verhängnisvolle Recherche ZDF TV Fernsehen
„Erzgebirgskrimi: Verhängnisvolle Recherche“ // Deutschland-Start: 19. Februar 2022 (ZDF)

Inhalt / Kritik

Als Robert Winkler (Kai Scheve) und Karina Szabo (Lara Mandoki) am Tatort ankommen, ist es bereits zu spät: Die Journalistin Kirsten Reichenbach (Fine Belger), welche ihm zuvor am Telefon wichtige Informationen versprochen hatte, ist tot. Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass sie über das Unternehmen von Dr. Lothar Uhlig (Joachim Król) recherchierte. Außerdem wusste sie etwas über Prof. Dr. Kathrin Rothe (Katja Weitzenböck), die seinerzeit den Unfall verursacht hatte, der Winklers Freundin das Leben kostete, aber Fahrerflucht beging. Als diese kurze Zeit später ebenfalls tot aufgefunden wird, übernehmen Kommissar Jens Müller (Fabian Busch) und Oberstaatsanwalt Osthof (Luc Feit) den Fall. Ihr Hauptverdächtiger: Winkler selbst, der zuvor einen heftigen Streit mit der Verstorbenen hatte …

Reizvolle Idee, mäßige Ausführung

Die Idee ist eigentlich recht reizvoll: Man nehme der Deutschen liebstes Genre im TV-Bereich – den Krimi – und verbinde dies mit viel Lokalkolorit. Beim Tatort versuchte man das einst, wenngleich davon heute nicht mehr viel übrig ist. Aber das eröffnet Möglichkeiten für andere Beiträge, die stärker im Regionalen verwurzelt sind. So wie bei Erzgebirgskrimi, eine 2019 gestartete ZDF-Krimireihe, die ganz bewusst die Besonderheiten der dortigen Gegend integrieren und damit eine eigene Identität schaffen möchte. Tatsächlich überzeugend ist das Ergebnis aber nicht. Nicht nur dass diese lokalen Elemente immer sehr forciert wirken und die dortige Bevölkerung sich falsch repräsentiert fühlt. Die Geschichten sind auch einfach nicht gut, weswegen zuletzt weder Der Tote im Burggraben noch Der letzte Bissen zu empfehlen waren.

Das gilt dann leider auch für Erzgebirgskrimi: Verhängnisvolle Recherche, den inzwischen fünften Teil der Reihe. Auf die Sache mit dem Lokalkolorit wurde dieses Mal fast völlig verzichtet. Wo bei den letzten Filmen noch irgendwelche Elemente der Gegend eingebaut werden, erinnert nun nur das vereinzelt eingeworfene „Glück auf“ daran, wo wir uns aufhalten. Immerhin: Es gibt ein paar schöne Aufnahmen der Natur. Die wird sogar teilweise thematisiert. Die Tote stand schließlich für einen rücksichtslosen Kapitalismus, unter dem die Umwelt zu leiden hat. Zumindest zeitweise wird der Mord an der Forscherin auch mit den Protesten lokaler Umweltschützer und Umweltschützerinnen in Verbindung gebracht. Man braucht ja eine Alternative zu Winkler, der bei der Geschichte zum Verdächtigen Nummer eins wird.

Irgendwie Zeitverschwendung

Dass es der nicht sein kann, wissen natürlich alle, die ihn kennen. Das Publikum inbegriffen: Das öffentlich-rechtliche Fernsehen würde niemals den Protagonisten einer Krimireihe zum Mörder machen. Wenn dennoch so viel Zeit darauf verwendet wird, dann mag das aus ermittlungstechnischen Gründen sinnvoll erscheinen. In der Realität wüsste man ja nicht, ob der Polizist nicht vielleicht doch in Wut zugeschlagen hat. Für die Zuschauer und Zuschauerinnen ist es dennoch langweilig, da auf diese Weise alles nur in die Länge gezogen wird. Was bei Erzgebirgskrimi: Verhängnisvolle Recherche fehlt, ist eine nennenswerte Spurensuche. Winkler selbst darf ja nicht wirklich, seine Versuche, dennoch irgendwie mitzumischen, sind alle recht halbherzig. Gleiches gilt für die anderen Figuren, die alle nicht so wirklich konsequent handeln und zum Teil richtig überflüssig sind.

Während sich so der Film langsam seinem Ende entgegenquält, ist die Auflösung selbst auch ziemlich enttäuschend. Klar kommt sie einigermaßen überraschend. Das allein ist als Argument aber ein bisschen dünn: Erzgebirgskrimi: Verhängnisvolle Recherche ist als Krimi wenig interessant. Die kleineren Flashbacks, wenn sich der sturzbesoffene Winkler doch noch mal an früher erinnert, sind zudem ohne Fantasie inszeniert. Wären da nicht die schönen Aufnahmen, man wüsste gar nicht, wofür man hier noch einschalten soll. Aber selbst mit dem grünen Bonus bleibt ein nur mäßiger Krimi zurück, der in diesem hart umkämpften Feld einfach nicht genug mitbringt.

Credits

OT: „Erzgebirgskrimi: Verhängnisvolle Recherche“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Jörg Lühdorff
Drehbuch: Leo P. Ard
Musik: Mario Lauer
Kamera: Stefan Unterberger
Besetzung: Kai Scheve, Lara Mandoki, Teresa Weißbach, Adrian Topol, Andreas Schmidt-Schaller, Fabian Busch, Joachim Król, Katja Weitzenböck, Luc Feit

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Fazit
„Erzgebirgskrimi: Verhängnisvolle Recherche“ macht mit dem Mord an einer Journalistin neugierig auf irgendwelche großen Verschwörungen. Stattdessen gibt es einen langweiligen Krimi, der zu viel Zeit mit dem Verdacht an dem Kommissar verschwendet und auch bei der Auflösung enttäuscht.
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