Endlich Witwer - Über alle Berge TV Fernsehen ZDF Streaming online Mediathek
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Endlich Witwer: Über alle Berge

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„Endlich Witwer: Über alle Berge“ // Deutschland-Start; 1. Mai 2023 (ZDF)

Inhalt / Kritik

Azurblaues Meer, südliche Landschaft und im alten Kassettenrekorder des ebenso in die Jahre gekommenen Wohnmobils „Get it on“ von der Rockband „T. Rex“: Der deutsche Witwer und Frührentner Georg Weiser (Joachim Król) ist angekommen in der Wirklichkeit seines einstigen Aussteigertraums. Aber nur für einen kurzen Moment. Am Hafen stiehlt ihm die Senegalesin Soleil (Dela Dabulamanzi) seine Jacke mit Brieftasche, Pass und Handy. Bei der Verfolgung rennt er auf eine Fähre, schlägt im Streit einen Kontrolleur zu Boden und landet auf Gomera hinter Gittern, weil er zudem noch den Polizeichef Vidal (Gabriel Munoz) beleidigt. Es folgen die Flucht und das mittellose Umherirren auf der Insel mit ihrer wilden Schönheit, inklusive Wiederbegegnung mit der Diebin. So stürmisch und komödiantisch geht es los in der dritten Folge einer losen Serie um einen oft griesgrämigen, zu Wutausbrüchen neigenden Ex-Spießer, der das Zeug zum Original hat.

Brodelnde Wut

Dieser Georg ist in allen drei Weiser-Filmen das Gravitationszentrum, um das alles kreist: ein Grantler, mit dem kaum noch einer etwas zu tun haben will, auch nicht seine Kinder Gerd (Tristan Seith) und Susanne (Friederike Kempter). Man muss die Vorgeschichte nicht kennen, um die aktuelle Folge zu verstehen, aber als Hintergrund für die immer wieder überschäumende Wut, die in dem Einzelgänger brodelt, ist es nützlich zu wissen, dass er glaubt, sein Leben verpasst zu haben. Mit 20 wollte Georg die Welt verändern (dieses Sujet greift Folge zwei ausführlich auf), aber dann rutschte er in die Kunstrasenfabrik seines Vaters und die unglückliche Ehe mit seiner inzwischen verstorbenen Frau hinein (hierüber ist im ersten Teil einiges zu erfahren). Mit über 60 möchte er nun alles anders machen, aber natürlich schleppt er das alte Ich in seinem Wohnmobil mit – das lässt ihn über sich selbst stolpern und sich mit anderen in lustigen Verwicklungen verhaken.

Drei Filme, drei Regisseure. Jedes Mal besteht die Aufgabe darin, um die schon für sich komische Figur Weiser eine humorvolle Geschichte zu bauen, die zugleich ernste Themen anklingen lässt. Pia Strietmann in der ersten und Anca Miruna Lăzărescu in der zweiten Folge konnten noch organisch an die Lebensumstände und die Jugendträume der Figur anknüpfen. Nun aber, da Weiser „Über alle Berge“ ist, brauchen Regisseur Martin Enlen und sein Drehbuchautor Sathyan Ramesh einen äußerlich um den Charakter herumgewobenen Stoff. Sie finden ihn in einer durchaus unterhaltsamen Abenteuergeschichte, aber sie packen auch noch eine Lehrstunde in Sachen Rassismus, Vorurteile und Migrationsschicksal drauf. Das hört sich teilweise an wie der Volkshochschulvortrag, den sich Weiser gerade noch gegenüber der aus dem Senegal geflüchteten und nun auf Gomera untergetauchten Soleil verbeten hatte. „Seit Jahrhunderten kommt ihr zu uns und klaut“, schimpft die farbige Frau, die auf der Flucht Kind und Ehemann verloren hat. „Ihr nehmt unsere Arbeitskraft, unser Öl und unseren Fisch“. Schuldbewusst bietet ihr Weiser einen Job in seiner ehemaligen Firma an. So klischeehaft geht es nicht nur einmal zu.

Diversität und Landeskunde

Überhaupt scheint der/die Diversitätsbeauftragte, falls es so etwas gibt, ins Drehbuch hineingefunkt zu haben. Denn neben Soleil (People of Colour) gibt es auch einen Schwulen namens „Büffel“ (Denis Schmidt), der sich in einer Nebenhandlung in Weisers Hetero-Sohn Gerd verliebt. Ob das ZDF-Publikum Aufklärungs-Bedarf in solchen Dingen hat, sei dahingestellt. Aber selbst wenn es so wäre, hätte es eine subtilere Machart verdient. Was bleibt, ist ein wie immer großartiger Joachim Król, eine unterhaltsame Reise zu einer wunderschön wilden Insel und ein bisschen Landeskunde, die tatsächlich interessant und lehrreich ist.

Credits

OT: „Endlich Witwer – Über alle Berge“
Land: Deutschland, Spanien
Jahr: 2023
Regie: Martin Enlen
Drehbuch: Sathyan Ramesh
Musik: Martina Eisenreich
Kamera: Philipp Timme
Besetzung: Joachim Król, Tristan Seith, Dela Dabulamanzi, Gabriel Munoz, Katja Studt, Denis Schmidt

Bilder

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fazit
„Endlich Witwer – Über alle Berge“ kann nur teilweise an den Charme der ersten beiden Folgen um einen alternden Grantler und Menschenfeind anknüpfen. Vor allem die lehrerhaften Aufklärungsbemühungen in Sachen Migrationspolitik wirken aufgesetzt und unrealistisch.
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