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© ZDF/Marion von der Mehden

Laufen

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„Laufen“ // Deutschland-Start: 24. April 2023 (ZDF)

Inhalt / Kritik

Immer wieder hatte Juliane Hansen (Anna Schudt) versucht, für ihren Partner Johann König (Maximilian Brückner) da zu sein, der zunehmend in seinen Depressionen versank. Doch es war nicht genug, am Ende nahm er sich doch das Leben. Ein Jahr ist seither vergangen. Ein Jahr, in dem Juliane viel getrauert hat, aber nicht vom Fleck gekommen ist, auch wenn ihre Freundin Rike Brandt (Katharina Wackernagel) sie unterstützt, wo immer es geht. Sie schafft es einfach nicht. Beruflich geht es bei der Musikerin seither ebenfalls nicht voran. Aber dann beschließt sie, mit dem Laufen anzufangen. Einfach ist das nicht, der Körper will nicht mitspielen, sie hat zu Beginn viel zu kämpfen. Und doch gibt sie nicht auf, ist entschlossen, endlich wieder die Kontrolle über ihr Leben zurückzubekommen …

Die Suche nach der richtigen Trauer

Was tun, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat? Diese Frage werden sich die meisten irgendwann einmal stellen und doch keine wirkliche Antwort bekommen. Denn so individuell Menschen und ihre Beziehungen zueinander sind, so individuell ist auch die anschließende Trauerarbeit. Das ist im Filmbereich ein dankbares und immer mal wieder aufgegriffenes Thema. In Gesicht der Erinnerung etwa beginnt eine Frau eine Beziehung zu einem deutlich jüngeren Mann, der sie an ihren vor vielen Jahren verstorbenen Liebhaber erinnert. Rabbit Hole – Neue Wege wiederum erzählt von einem Paar, das sehr unterschiedlich mit dem Verlust des eigenen Kindes umgeht. Nun kommt mit dem ZDF-Drama Laufen ein weiterer Film, der dieser Frage nachgeht, beispielhaft an einer Frau, die nach dem Tod ihres Partners in ein tiefes Loch fällt.

Der Titel gibt dabei mehr oder weniger vor, womit Juliane sich aus diesem Loch befreit: Sie läuft. Das hat zwar erst einmal nichts mit dem Tod oder der Trauerarbeit an sich zu tun, wird dabei aber zu einem Symbol dafür, dass jemand sein Leben in den Griff bekommt. Manche werden sich dabei vielleicht an Brittany Runs a Marathon zurückdenken. Die Protagonistin hatte damals zwar niemanden verloren, steckte aber ebenfalls in einer Krise – beruflich wie privat – und holte sich die Kontrolle und Selbstachtung durch das Laufen zurück. Im Vergleich dazu macht der deutsche Film jedoch einiges anders. Zum einen verzichtet er auf Humor. Wenn sich hier die Hauptfigur schwer mit dem Laufen tut, wird dies nicht zu humoristischen Zwecken verwendet. Der Ton bleibt selbst dann ernst.

Behutsame Annäherung an die Vergangenheit

Der andere Unterschied: Wo die US-Kollegin einem tatsächlichen Ziel entgegenlief und eine bessere Zukunft im Blick hat, da ist die Adaption des gleichnamigen Romans von Isabel Bogdan (Der Pfau) rückgewandt. Das Laufen ermöglicht Juliane eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Das macht sich auch in der Erzählstruktur bemerkbar: Anstatt chronologisch die Laufaktivitäten zu thematisieren, ist das Drama von zahlreichen Flashbacks geprägt. Immer wieder taucht Johann in ihrem Kopf auf, wenn wir Szenen aus der Vergangenheit sehen. Denn auch wenn die Trauernde von ihren Erinnerungen und den Schuldgefühlen verfolgt wurde, ihn nicht gerettet zu haben, so ging sie doch nie nah genug an alles heran, um es wirklich abarbeiten zu können. Es war einfach zu groß.

Regisseur Rainer Kaufmann (Eine ganz heiße Nummer 2.0) erzählt das mit einer bewundernswerten Zurückhaltung. So gibt es zwar schon den einen oder anderen emotionalen Moment. Diese werden aber nicht ausgeschlachtet, auch die übliche Manipulation, wie man sie in solchen Filmen – gerade auch denen deutscher Sender – findet, bleibt hier aus. Das Ergebnis ist unspektakulär und geht doch zu Herzen, auch weil die Hauptfigur etwas ambivalenter sein darf. Sie ist so sehr von ihrer eigenen Trauer besessen, dass sie andere nicht mehr wahrnimmt. Auch das ist etwas, das sie im Laufe des Films lernen muss. Das Drama, das beim Filmfest München 2022 Premiere hatte, mag nichts Neues erzählen oder starke Erkenntnisse bringen. Aber es ist doch die überzeugende Umsetzung eines gleichermaßen individuellen wie universellen Schicksals, welches auch dank der Leistung von Anna Schudt (Die Bürgermeisterin) viele erreichen dürfte.

Credits

OT: „Laufen“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Rainer Kaufmann
Drehbuch: Silke Zertz
Vorlage: Isabel Bogdan
Musik: Richard Ruzicka
Kamera: Martin Farkas
Besetzung: Anna Schudt, Katharina Wackernagel, Maximilian Brückner, Kai Schumann, Victoria Trauttmansdorff, Gaby Dohm, Michael Abendroth

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Laufen
fazit
Was tun, wenn ein geliebter Mensch gestorben ist? „Laufen“ erzählt, wie eine Frau, die nach dem Selbstmord ihres Partners im Loch steckte, durch das Laufen langsam wieder die Kontrolle zurückerhält. Die Romanadaption überzeugt dabei mit einer zurückhaltenden Erzählweise und einer guten Hauptdarstellerin, auch wenn hierbei sicher keine neuen Erkenntnisse gewonnen werden.
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