El Tigre – Heißes Blut Sangre en la boca
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El Tigre – Heißes Blut

El Tigre – Heißes Blut Sangre en la boca
„El Tigre – Heißes Blut“ // Deutschland-Start: 9. Juni 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Der alternde Boxweltmeister Ramón alias „El Tigre“ (Leonardo Sbaraglia) verteidigt den Titel in seinem letzten Kampf, bevor er sich zur Ruhe setzt. So ganz kann er mit dem Sport aber nicht abschließen, weshalb er schon kurz darauf wieder in seinem Gym auftaucht, um zu trainieren. Dort wird er auf Débora (Eva De Dominici) aufmerksam, eine junge Boxerin. Schnell entwickelt sich eine Affäre zwischen dem verheirateten Vater und dem aufstrebenden Nachwuchstalent. Doch nicht nur in Ramóns Privatleben geht es turbulent zu – er möchte auch unbedingt wieder zurück in den Ring …

Gut choreografierter Kampf

Der Eröffnungskampf in El Tigre – Heißes Blut weist eine gute Choreographie auf, allerdings werden Boxfans daran wieder einiges zu meckern haben. Zunächst einmal ist die Kamera oft viel zu nah am Geschehen. Damit soll kaschiert werden, dass hier eben nicht in echt geboxt wird. In dieser Hinsicht funktioniert das, aber es ist für den Zuschauer doch angenehmer, wenn die Kamera wie etwa in Prizefighter: Die Geburt des Boxens weiter weg ist. Das erfordert dann natürlich aber von allen Beteiligten mehr Einsatz beim Dreh. Als nächstes hat der Champion zwei signifikante Cuts im Gesicht, also aufgeplatzte Stellen, die in jedem sanktionierten Kampf erst einmal den Ringarzt auf den Plan rufen würden. Ähnlich wie in Cagefighter: Worlds Collide soll das wohl die aussichtslose Lage des Protagonisten verdeutlichen, was bei Laien vielleicht auch funktioniert.

Zu guter Letzt lässt der Kommentator (zumindest in der für diese Sichtung zur Verfügung gestellten deutschen Sprachversion – ob das im Original auch so ist, kann hier nicht beurteilt werden) verlauten, dass El Tigre „einen unglaublichen Aufwärtshaken“ gelandet hätte. Welchen Kampf er auch immer gesehen hat, es war nicht derselbe wie der Zuschauer. Einem linken Konterhaken zum Körper folgt ein weiterer Körperhaken (das könnte allerdings auch ein Schnittfehler oder eine bewusste Wiederholung aus anderer Perspektive sein), bevor eine rechte Gerade den Gegner zu Boden schickt. In der Hitze des Gefechts kann schon einmal etwas Falsches gesagt werden, das passiert auch in der realen Welt zur Genüge. Nach dem Kampf spricht der Kommentator allerdings erneut von einem Aufwärtshaken als Grund für den Sieg. Nach dem Niederschlag winkt der Ringrichter den Kampf ab, bevor er beginnt, den Gefallenen anzuzählen … Das ist alles vielleicht nicht ganz so schlimm wie der Einstieg von Lea – The Fighter, aber sonderlich viel Lust zum Weiterschauen werden Boxfans dadurch nicht bekommen.

Sportdrama mit interessanter Geschichte

Auch sonst nimmt es der Film, zumindest in der deutschen Synchronisation, nicht sonderlich genau mit den Begriffen. In einer späteren Trainingsszene verlangt der Coach eine Haken-Haken-Jab-Jab-Kombination, führt dabei aber eine Haken-Haken-Jab-Gerade-Kombination vor. Ein Jab kann in gewissem Sinne eine Gerade sein, aber eine Gerade kann kein Jab sein. Es ist gut möglich, dass es auch in der Originalversion nicht allzu akkurat zugeht. Bei der Übersetzung für eine Synchronisation liegt oft nur das Skript, nicht aber das Bildmaterial vor. Das Boxen ist nur ein Vehikel für die Geschichte, welche der Film erzählen möchte, aber es kann doch nicht zu viel verlangt sein, dieses einmal generalüberholen zu lassen, bevor Zuschauer damit auf die Reise geschickt werden sollen. Das Boxen nimmt schließlich einen wichtigen Teil in El Tigre – Heißes Blut ein. Wenigstens können alle Darsteller die entsprechenden Bewegungen glaubwürdig ausführen, weshalb der erwähnte Kameratrick gar nicht erst hätte angewendet werden sollen.

Die Geschichte aber ist durchaus einen Blick wert, und es wäre schade, wenn sich jemand von dem Einstieg vergraulen ließe. Es geht nicht nur um den alternden Sportler, der nicht loslassen kann. Es geht nicht nur um die Affäre. Der Film hat viel mehr zu bieten, steht sich bei der Ausführung aber ein wenig selbst im Weg. Wie Ramón und Débora zueinander finden, ist zwar übereilt, aber bei einer Laufzeit von 94 Minuten muss der Film Szenen einsparen wo er kann. Da diese Kürzungen aber nicht bei den vielen Nackt- beziehungsweise Sexszenen stattgefunden zu haben scheinen, wurden die Prioritäten hier vielleicht falsch gesetzt. Das ist alles sehr schade, da der Streifen mit einer besseren Umsetzung deutlich empfehlenswerter gewesen wäre.

Credits

OT: „Sangre en la boca“
Land: Argentinien
Jahr: 2016
Regie: Hernán Belón
Drehbuch: Hernán Belón, Marcelo Pitrola
Musik: Luca Ciut
Kamera: Guillermo Nieto
Besetzung: Leonardo Sbaraglia, Eva De Dominici, Erica Banchi, Osmar Núñez, Claudio Rissi, Benicio Mutti Spinetta, Diego Chavez

Bilder

Trailer

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El Tigre – Heißes Blut
Fazit
"El Tigre - Heißes Blut" erzählt vielleicht keine sonderlich neue, aber dennoch eine interessante Geschichte eines alternden Boxers. Das bleibt in der Ausführung oft deutlich hinter den Möglichkeiten zurück, ist aber dennoch einen Blick wert.
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