Blood Flower Harum Malam
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Blood Flower

Blood Flower Harum Malam
„Blood Flower“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Für seine Freunde ist Iqbal (Idan Aedan) nur eines der Nachbarskinder in dem großen Wohnkomplex, in dem sehr viele Familien wohnen. Jedoch ist er alles andere als normal. Seine Mutter Dina (Nadiya Nissa) und sein Vater Norman (Bront Palarae) sind Exorzisten, die bereits zahlreiche Dämonen und Poltergeister ausgetrieben haben, was ihnen in entsprechenden Kreisen einen gewissen Ruf erbracht hat. Während Sina die Gabe hat, die bösen Geister zu sehen, konzentriert sich der Theologe Norman auf deren Austreibung sowie die dafür erforderlichen Rituale. Wie seine Mutter hat auch Iqbal die Gabe, Geister zu sehen, was er aber ebenso wenig kontrollieren wie in den Dienst der Exorzismen stellen kann. Als bei einem der Rituale seine Mutter ums Leben kommt, gibt sich Iqbal deswegen in erster Linie die Schuld und ist deswegen gar nicht dagegen, als sein Vater beschließt, seine Kräfte, bis sein Sohn diese kontrollieren kann, einzudämmen. Damit die Familie an Geld kommt, nimmt er einen Job als Gärtner bei einem der Nachbarn an, einem windigen Geschäftsmann, der sich auf exotische, fleischfressende Pflanzen spezialisiert hat, um die sich Norman in seiner Abwesenheit kümmern soll. Als Iqbal mit seinen Freunden in der Wohnung des Nachbarn spielt, reißen sie ein Pergament mit einem Schutzzauber von einer der Türen, die sich vor ihnen öffnet und hinter der Iqbal einen bösen Geist vermutet.

Bevor er seinen Vater warnen kann, hat der Dämon jedoch schon mit seinem blutigen Werk begonnen. Die ersten Bewohner zeigen merkwürdiges Verhalten und es kommt zu den ersten Todesfällen, wobei der Geist Iqbal und dessen Hilflosigkeit zu verhöhnen scheint. Als seine Nachbarin, die gleichaltrige Ah Boy (Arnie Sasha), das nächste Opfer des Geistes wird, beschließt er, zum Gegenangriff überzugehen. Doch um überhaupt eine Chance zu haben, muss Iqbal seine Kräfte in vollen Umfang nutzen können.

Zwischen Mainstream und Arthouse

In seiner Heimat Malaysia gilt Regisseur Dain Said spätestens seit dem Action-Drama Bunohan: Return to Murder als ein Spezialist für Genreproduktionen, die mittlerweile auch in einschlägigen Festivals wie dem diesjährigen HARD:LINE Film Festival vertreten sind, welches ihm 2023 eine Retrospektive widmet. Dabei sieht sich Said nach eigenen Aussagen nicht im Kontext von Genrekonventionen, sondern eher als einen Filmemacher, der sich zwischen Mainstream und Arthouse bewegt, wie er in Interviews sagt. Dass er gerne Konventionen vermischt, merkt man auch seinem neuesten Werk, dem Horrorfilm Blood Flower, an, der auf dem HARD:LINE seine Deutschlandpremiere feiert.

Welche Aspekte von Blood Flower Said genau mit dem Label „Arthouse“ versehen will, erschließt sich dem Zuschauer nicht wirklich, ist dies doch ein waschechter Vertreter des Exorzismus-Horror, wie wir ihn in letzter Zeit immer wieder geboten bekommen. Im Kontext von aktuellen Beiträgen wie The Exorcism of God, The Pope’s Exorcist und The Devil’s Light ist jedoch zumindest die kulturelle Kulisse nicht nur eine andere, sondern wirkt noch etwas unverbraucht. Zudem ist das Setting auch sehr viel intimer und kommt über weite Strecken (wohl auch budgetbedingt) wie ein Kammerspiel vor, welches sich lediglich in den engen Wohnungen der Familie in diesem Wohnkomplex abspielt. Dies gibt der Handlung eine klaustrophobische Wirkung, besonders in Kombination mit dem Spiel des jungen Idan Aedan, der sich hilflos einer Macht gegenüber sieht, die nicht nur sehr stark ist, sondern ihn gar verhöhnt, während seine Freunde und Bekannte, einer nach dem anderen, ihr zum Opfer fallen. Wenn es um das Trauma der Hauptfigur geht und wie diese ihre Familie beschützen will, findet Said passende Bilder und Stimmungen in einem ansonsten, was sein Erzähltempo angeht, eher zähen Streifen.

Das Monster in mir

Natürlich ist auch Blood Flower nicht einfach „nur“ ein Horrorfilm, sondern die Geschichte möchte darüber hinaus noch Familien- und Coming-of-Age-Drama sein. Die Idee, dass die Hauptfigur seine Kräfte erst lernen muss einzusetzen und sich für einen großen Teil der Geschichte gar vor deren Ausmaß fürchtet, ist kein neuer Ansatz, aber durchaus solide umgesetzt und gespielt. Im Zusammenspiel mit dem ansonsten recht spröden Bront Palarae als Norman gewinnt das Drama eines Jugendlichen, der sich von seiner Schuld befreien und für sich selbst einstehen will, immer wieder an Fahrt, selbst wenn das Drehbuch bestimmte Klischees bedient. Jedoch hätte man die Bedrohung noch etwas besser inszenieren können, den spätestens wenn man diese einmal in ihrer „Herrlichkeit“ gesehen hat, büßt das Drama einiges an Wirkung ein, ebenso wie die Atmosphäre des Films insgesamt.

Credits

OT: „Harum Malam“
Land: Malaysia
Jahr: 2022
Regie: Dain Said
Drehbuch: Ben Omar, Dain Said, Nandita Solomon
Musik: Bruno Brugano
Kamera: Jordan Wei Meng Chiam
Besetzung: Idan Aedan, Bront Palarae, Remy Ishak, Nadiya Nissa, Arnie Shasha

Bilder

Trailer

Filmfeste

Sitges 2022
HARD:LINE 2023

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Blood Flower
fazit
„Blood Flower“ ist ein Horrorfilm, der eine Coming-of-Age- und eine Familiengeschichte erzählen will. Regisseur Dan Said inszeniert einen soliden, aber insgesamt zu langen Genrevetreter, der neben einem konsequenten Schnitt auch ein etwas besseres Drehbuch hätte vertragen können, um all die Aspekte unterzubringen, auf welche man hier hinaus wollte.
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