65
© Sony Pictures
„65“ // Deutschland-Start: 9. März 2023 (Kino) // 25. Mai 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Mills (Adam Driver) ist es gewohnt, oft sehr lange unterwegs zu sein, bringt dies doch sein Beruf als Weltraumpilot so mit sich. Doch sein neuer Auftrag ist selbst für ihn eine große Nummer: Zwei Jahre lang wird er fern von der Heimat sein und damit auch seine Familie nicht mehr sehen können. Dabei tut er dies aus einem guten Zweck. So soll die Belohnung für den Auftrag so groß sein, dass endlich seine schwerkranke Tochter Nevine (Chloe Coleman) behandelt und geheilt werden kann. Zu diesem Zweck ist Mills zu zahlreichen Opfern bereit. Am Ende kommt es anders. Als er mit dem Raumschiff unterwegs ist, wird dieses von einem Asteroiden getroffen und dabei so schwer beschädigt, dass er auf einem fremden Planeten notlanden muss. Er selbst kommt mit einigen wenigen Verletzungen davon. Dafür hat es alle anderen an Bord erwischt, lediglich das Mädchen Koa (Ariana Greenblatt) übersteht die Katastrophe. Fest entschlossen, diese in die Heimat zu bringen, machen sich die beiden auf den Weg zur Rettungskapsel, die auf dem Berg liegen soll. Dabei stoßen sie immer wieder auf gefährliche riesige Echsen. Und das ist nicht das Einzige, von dem Gefahr ausgeht …

Dinos an die Front!

Es wäre an der Zeit, dass endlich einmal das Dinosaurier-Monopol von Jurassic Park gebrochen wird, ließen Scott Beck und Bryan Woods kürzlich verlauten. Und tatsächlich ist es etwas überraschend: Obwohl sowohl die Urtrilogie wie auch die Folgetrilogie Jurassic World obszön viel Geld in die Kassen spielte, gibt es kaum ernstzunehmende Konkurrenz. So beliebt die großen Echsen prinzipiell bei den Menschen sind – wer ist nicht von der Vorstellung solcher Urzeitmonster fasziniert? –, so selten sind Versuche, filmisch davon profitieren zu wollen. Das Regie- und Drehbuchduo wollte das mit 65 ändern. Das macht doch neugierig. Nicht nur dass die beiden immer noch von ihrem Ruhm zehren, das Drehbuch von A Quiet Place geschrieben zu haben. Die Hauptrolle übernahm zudem Adam Driver, einer der besten aktuellen Charakterdarsteller.

Aber auch das Szenario ließ aufhorchen. Da Dinosaurier bekanntlich vor ein paar Millionen Jahren ausgestorben sind, ist das mit menschlichen Protagonisten kaum zu vereinen. Um doch noch ein solches Aufeinandertreffen zu ermöglichen, blieb daher bislang nur die Möglichkeit, diese Dinos wie in Jurassic Park entweder wieder zu züchten oder diese an einem entfernten und versteckten Ort anzusiedeln – siehe Die Reise zum Mittelpunkt der Erde von Jules Verne. 65 bringt eine interessante dritte Möglichkeit ins Spiel, als unser Protagonist den Riesenechsen auf einem unbekannten Planeten begegnet. Was zunächst etwas kurios wirkt – warum sollte auf einem anderen Planeten dasselbe Leben wie hier entstanden sein? – wird nach wenigen Minuten erklärt. Es handelt sich gar nicht um ein fernes Gestirn, sondern unsere eigene Erde in der Vergangenheit. Die vermeintlichen Menschen sind in Wirklichkeit Außerirdische. Die Zahl im Titel wird dabei auch gleich erklärt: Ausgeschrieben wäre der Titel „65 Millionen Jahre vor unserer Zeit“.

Enttäuschend langweilig

Das klingt reichlich seltsam und wäre sicher ein cleverer Twist gewesen. Nur wird er bereits nach wenigen Minuten aufgelöst. Das wäre nicht so schlimm, wenn der Film dafür anderweitig inhaltlich etwas zu bieten hätte. Doch die anfängliche Neugierde weicht Ernüchterung, als Beck und Woods wirklich überhaupt nichts eingefallen ist. Weder gibt es beim Ablauf der Handlung Überraschungen noch bei der Inszenierung. Man weiß bei 65 immer ziemlich genau, was als Nächstes passieren wird. Und wenn dann doch mal etwas dabei ist, das aus dem Rahmen fällt, wird es schnell unsinnig. Lediglich ein weiterer Twist später ist interessant, da er sich von dem abhebt, was in solchen Geschichten erwartet wird. Nur sind auch damit Szenen verbunden, die nicht sonderlich viel Sinn ergeben, offensichtlich hatte das Duo kein Bedürfnis, über das eigene Drehbuch nachzudenken.

Auch das muss noch kein Todesurteil für einen Film sein. Die können auch dann noch Spaß machen, wenn sie völligen Blödsinn erzählen – Scream VI macht dies aktuell vor. Das Potenzial war da. Wie oft sieht man schon Leute, die mit Lasergewehren gegen Dinos kämpfen? 65 macht aber keinen Spaß. Das Science-Fiction-Abenteuer ist vielmehr über weite Strecken so sterbenslangweilig, dass man sich fragen muss, was da schief gegangen ist. Wie können zwei Leute, die so originelle Monster wie in A Quiet Place ausgedacht haben, derart wenige Einfälle haben? Was genau hat Adam Driver in diesem Drehbuch gesehen, dass er dabei sein wollte? Weshalb ist ein Film, der von Horror-Ikone Sam Raimi produziert wurde, so völlig frei von Spannung? Die ganz große Katastrophe ist die Dino-Schau zwar nicht, da sind doch immer mal wieder stimmungsvolle Settings dabei. Aber es hat schon seine Gründe, warum die Presse den Film vor Kinostart nicht sehen durfte.

Credits

OT: „65“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Scott Beck, Bryan Woods
Drehbuch: Scott Beck, Bryan Woods
Musik: Chris Bacon
Kamera: Salvatore Totino
Besetzung: Adam Driver, Ariana Greenblatt, Chloe Coleman

Bilder

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65
fazit
Mit Lasergewehren auf Dinojagd? Das klang nach einer Menge Spaß. Umso ernüchternder ist das Ergebnis. Trotz stimmungsvoller Settings und Adam Driver in der Hauptrolle ist „65“ eine ziemliche Schlaftablette, die von zwei netten Twists abgesehen inhaltlich ein Totalausfall ist. Schade um das fahrlässig vergeudete Potenzial.
Leserwertung203 Bewertungen
4.6
4
von 10