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Polizeiruf 110: Der Gott des Bankrotts

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„Polizeiruf 110: Der Gott des Bankrotts“ // Deutschland-Start: 5. Februar 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Eigentlich war Antoni Mazur (Frank Jendrzytza) auf dem Pilgerweg unterwegs gewesen. Doch statt Spiritualität und Besinnlichkeit fand er dabei den Tod: Jemand hat den Polen getötet, nur wenige hundert Meter vom Pilgerweg entfernt. Doch aus welchem Grund? Der lokale Polizist Karl Rogov (Frank Leo Schröder) und Kriminalhauptkommissar Vincent Ross (André Kaczmarczyk) untersuchen den Fall und finden dabei heraus, dass der Tote hochverschuldet war. Insolvenzverwalter Udo Schick (Bernhard Schir) und Schuldenberater Jonathan Hüter (Godehard Giese) sollen viel Druck ausgeübt haben. Rätselhaft ist dabei, dass Schicks Tochter Maria (Anna-Maria Bednarzik) auf demselben Pilgerweg unterwegs ist. Reiner Zufall oder steckt da mehr dahinter?

Solo-Fall eines besonderen Kommissars

Klar spielt Polizeiruf 110 im Vergleich zum Tatort nur die zweite Geige. Doch hin und wieder schafft es auch die zweite Sonntagabend-Krimireihe im Ersten in die Nachrichten. Dabei waren es vor allem zwei Ereignisse, die zuletzt für Schlagzeilen sorgten. Das eine war der Weggang von Reihen-Urgestein Charly Hübner. Das andere betrifft André Kaczmarczyk, der als genderfluider Kommissar mit Make-up und Rock so gar nicht in die übliche Riege passt. Zunächst war er an der Seite von Lucas Gregorowicz zu sehen, wobei sein moderner Vincent Ross als Kontrast zum Wrack Adam Raczek dienen sollte. Diese Konstellation hielt aber nur zwei Filme lang, Hildes Erbe und Abgrund, bevor Gregorowicz aus der Reihe ausschied. Der Gott des Bankrotts markiert nun den ersten Soloauftritt des Nachwuchskommissars.

Ganz auf die bewährte Dualität wollte man zwar nicht verzichten, weshalb neben Ross noch der lokale Polizist Rogov an dem Fall arbeitet. Der starke Kontrast, von dem die ersten beiden Filme lebten, ist aber weg. Auch wenn Ross nach wie vor etwas exotisch wirkt in diesem Umfeld, ist das kein wirkliches Thema mehr. Da ist niemand mehr, den der Neuling maßregeln muss. Ob das nun gut oder schlecht ist, darüber kann man geteilter Ansicht sein. Einerseits machte die Konstellation schon den Reiz aus und stieß ein paar wichtige Debatten an. Andererseits wäre das Odd-Couple-Prinzip vermutlich langweilig gewesen. Außerdem will die Zielgruppe letztendlich einen Krimi sehen und kräftig rätseln, wer das Verbrechen begangen hat. In der Hinsicht ist Polizeiruf 110: Der Gott des Bankrotts deutlich zielgerichteter als die beiden Vorgänger, bei denen die Figuren den Fall überdeckten, gerade auch durch den einen oder anderen Abgrund.

Am Leben verzweifelt

Wobei auch der 402. Teil des Dauerbrenners dramatische Phasen hat. An Menschen, die am Leben verzweifeln, mangelt es erneut nicht. Dieses Mal ist jedoch auf der Polizei-Seite Ruhe. Stattdessen lernen wir mehrere Leute kennen, die alle vor dem Bankrott stehen. Das macht den Mord aber umso rätselhafter. Jemanden umzubringen, der viel Geld hat, das leuchtet einem ein. Viele Krimis basieren darauf, dass ein reicher Mensch getötet wird, weil der Täter oder die Täterin sich davon einen Vorteil erhofft. Bei Polizeiruf 110: Der Gott des Bankrotts ist das keine Option. Bis dieses Rätsel aufgelöst wird, dauert es der Tradition entsprechend recht lang. Das Publikum soll schließlich bis zum Schluss dranbleiben, getrieben von der Neugierde, was hinter allem steckt.

Richtig glaubwürdig ist es nicht, was sich Drehbuchautor Mike Bäuml (Der Staatsanwalt: Im Totenforst) hierfür hat einfallen lassen. Die Geschichte erinnert an die Partyrätsel, bei denen die Teilnehmenden eine bizarre Situation aufklären müssen. Das macht Spaß, ist als Alltagsgeschichte jedoch kaum zu verkaufen. Aber das soll es auch gar nicht, Polizeiruf 110: Der Gott des Bankrotts ist ein bewusst seltsamer Krimi, bei dem man mit der üblichen Genrelogik nicht sehr weit kommt. Er ist auch nicht so richtig spannend, zumindest wenn man die üblichen Maßstäbe nimmt. Dafür hinterlässt der Film Eindruck: Das starke Ensemble und der Blick in die Abgründe sorgen dafür, dass es einen hier richtig frösteln kann. Vor allem gegen Ende hin sind einige richtig böse Momente dabei, obwohl nicht einmal jemand ermordet wird. Wenn der Film eines beweist, dann dass es auch anders geht.

Credits

OT: „Polizeiruf 110: Der Gott des Bankrotts“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Felix Karolus
Drehbuch: Mike Bäuml
Musik: Sebastian Pille
Kamera: Wolfgang Aichholzer
Besetzung: André Kaczmarczyk, Frank Leo Schröder, Klaudiusz Kaufmann, Tomek Novicki, Bernhard Schir, Godehard Giese, Maj-Britt Klenke, Anna-Maria Bednarzik, Imke Büchel

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Polizeiruf 110: Der Gott des Bankrotts
fazit
„Polizeiruf 110: Der Gott des Bankrotts“ beginnt mit einem rätselhaften Todesfall, wenn ein verschuldeter Mann abseits des Pilgerwegs gefunden wird. Der Krimi ist nicht spannend im herkömmlichen Sinn, hinterlässt aber durch sein Ensemble und eine Bösartigkeit Eindruck, die man in den sonst eher zielgerichteten Genrevertretern selten findet.
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