Philadelphia
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Philadelphia

Philadelphia
„Philadelphia“ // Deutschland-Start: 24. Februar 1994 (Kino) // 24. Oktober 2006 (DVD)

Inhalt / Kritik

Eigentlich waren die beruflichen Zukunftsaussichten von Andrew Beckett (Tom Hanks) glänzend. So ist der junge Anwalt bei einer renommierten Kanzlei angestellt und macht dort richtig Karriere. Doch das ändert sich, als er sich bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit HIV infiziert und an AIDS erkrankt. Zunächst gelingt es ihm, die Krankheit ebenso zu verheimlich wie seine Homosexualität. Doch mit der Zeit ist dies kaum mehr zu verbergen. Als man ihm später wegen einer angeblich verlorenen Akte kündigt, steht für Beckett fest, dass dies nur ein Vorwand ist und er sich das nicht wird gefallen lassen. Sein erster Versuch, den Anwalt Joe Miller (Denzel Washington) für eine Diskriminierungsklage zu gewinnen, schlägt fehlt. Doch später lässt sich dieser darauf ein und nimmt den Kampf mit der mächtigen Kanzlei auf …

Ein unwahrscheinlicher Blockbuster

Anfang der 1990er war Tom Hanks natürlich bereits ein Star und hatte in einer Reihe von Hits mitgespielt. Seine Paraderolle war die des etwas tollpatschigen Jungen von nebenan, als solcher war er unter anderem in Splash – Jungfrau am Haken (1984), Big (1988) und Scott & Huutsch (1989) zum Publikumsliebling geworden. Doch 1993 bewies er, dass er auch in dramatischen Rollen glänzen und damit viele Menschen ansprechen konnte. So spielte er sich als trauernder Witwer in Schlaflos in Seattle in die Herzen von Millionen Zuschauern und Zuschauerinnen. Noch größer war sein Triumph jedoch in Philadelphia. Seine Verkörperung des AIDS-kranken Homosexuellen brachte ihm weltweite Anerkennung und den ersten von zwei Oscars als bester Hauptdarsteller.

Heute würde man einem solchen Film vermutlich unterstellen, reines Oscar-Bait zu sein. Filme also, die besonders darauf abzielen, irgendwelche Preise abzuräumen. Seinerzeit war Philadelphia jedoch durchaus eine mutige Produktion. Nicht nur dass Homophobie vor 30 Jahren noch sehr viel weiter verbreitet war, als es heute der Fall ist. AIDS war damals zudem noch mit deutlich mehr Ängsten verbunden. Während die medizinischen Möglichkeiten heute so weit fortgeschrittenen sind, dass die Krankheit gut behandelbar ist, kam sie damals einem Todesurteil gleich. Die Frage war nicht, ob man an ihr starb, sondern wann. Hinzu kamen die Vorurteile und die Diskriminierung, die mit AIDS verbunden waren. Offen über das Thema sprechen? Das war lange nicht möglich. Allein deshalb war es bemerkenswert, dass sich Hollywood der Sache annahm und daraus einen Blockbuster machte.

Zeitdokument, das noch immer funktioniert

Interessant ist zudem, wie in dem Film ein schwarzer Anwalt zum Mitstreiter des Protagonisten gemacht wurde. Eigentlich sollte man dabei davon ausgehen, dass ein Afroamerikaner beim Thema Diskriminierung hellhörig wird. Stattdessen hat Miller Vorbehalte. Nicht nur dass er die Ängste des Publikums teilt, das damals noch glauben durfte, schon das gemeinsame Benutzen eines Kugelschreibers würde die Gefahr einer Ansteckung mit sich bringen. Er ist außerdem homophob. Das wird sich im Laufe des Films natürlich ändern, in der Hinsicht folgt Philadelphia also durchaus dem Schema. Tatsächlich erinnert das Drama hierbei etwa an Green Book – Eine besondere Freundschaft, nur dass statt eines White Saviors hier ein Black Savior auftritt und eine gemeinsame Front gegen die Unterdrücker eröffnet.

Richtig subtil ist das natürlich nicht, so wie einiges eher vereinfacht ausgeführt wird. Da sind schon so manche Klischees zu finden. Figuren wie Andrews Partner Miguel Alvarez (Antonio Banderas) oder die diversen Familienmitglieder sind zudem einfach nur irgendwie da. Dennoch: Auch bald 30 Jahre später ist Philadelphia wirkungsvolles Hollywood-Kino, das mit einer universellen Botschaft und einem starken Ensemble überzeugt. Gerade auch weil Regisseur Jonathan Demme (Das Schweigen der Lämmer) auf großen Kitsch verzichtet und Andrew nicht zu einem eindeutigen Helden macht, funktioniert der Film selbst losgelöst von dem historischen Setting. Selbst wenn sich in den vergangenen drei Jahrzehnten vieles getan hat, medizinisch wie gesellschaftlich: Die Geschichte eines Ausgestoßenen, der sich ein Stück Gerechtigkeit zurückholt, hat nicht von ihrer grundsätzlichen Bedeutung verloren.

Credits

OT: „Philadelphia“
Land: USA
Jahr: 1993
Regie: Jonathan Demme
Drehbuch: Ron Nyswaner
Musik: Howard Shore
Kamera: Tak Fujimoto
Besetzung: Tom Hanks, Denzel Washington, Jason Robards, Mary Steenburgen, Antonio Banderas

Bilder

Trailer

Filmfeste

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1994 Bester Hauptdarsteller Tom Hanks Sieg
Bestes Original-Drehbuch Ron Nyswaner Nominiert
Bestes Lied Bruce Springsteen, „Streets of Philadelphia“ Sieg
Bestes Lied Neil Young, „Philadelphia“ Nominiert
Bestes Make-up Carl Fullerton, Alan D’Angerio Nominiert
BAFTA 1994 Bestes Original-Drehbuch Ron Nyswaner Nominiert
Berlinale 1994 Goldener Bär Nominiert
Golden Globes 1994 Bester Hauptdarsteller (Drama) Tom Hanks Sieg
Bestes Drehbuch Ron Nyswaner Nominiert
Bestes Lied Bruce Springsteen, „Streets of Philadelphia“ Sieg

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Philadelphia
fazit
Ein Hollywood-Film über einen AIDS-kranken Schwulen mit Tom Hanks in der Hauptrolle? Das war 1993 durchaus mutig. Und auch wenn „Philadelphia“ ein Kind seiner Zeit ist und in mehrfacher Hinsicht nicht unbedingt das subtilste Drama ist, so funktioniert die Geschichte um einen Ausgestoßenen, der sich ein Stück Gerechtigkeit zurückholt, bis heute noch.
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