Die Filzlaus TV Fernsehen arte Mediathek DVD L'emmerdeur
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Die Filzlaus

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„Die Filzlaus“ // Deutschland-Start: 22. Februar 1974 (Kino) // 10. Mai 2006 (DVD)

Inhalt / Kritik

Als sich Ralf Milan (Lino Ventura) in dem Hotel in Montpellier einquartiert, sieht für ihn alles nach einem Standardjob aus, wie er ihn schon viele Male ausgeübt hat. Dieses Mal soll der Auftragsmörder einen wichtigen Zeugen ausschalten, noch bevor der in einem Prozess aussagen kann. Mit einer Sache hat Milan aber nicht gerechnet: François Pignon (Jacques Brel). Der Hemdenverkäufer hat jeglichen Lebensmut verloren, seitdem ihn seine Frau Louise (Caroline Cellier) verlassen hat. Und so will er Selbstmord begehen – ausgerechnet in dem Hotelzimmer, das an das des Killers anschließt. Eigentlich könnte dem das alles ganz egal sein, würde er nicht ständig durch den lebensmüden Quälgeist bei seiner Arbeit gestört …

Schweigsamer Killer trifft plappernden Jammerlappen

Natürlich ist Selbstmord eine sehr tragische Angelegenheit. Wenn jemand so unglücklich mit seinem Leben ist oder aus anderen Gründen keine Perspektive mehr sieht, dann ist das eigentlich furchtbar. Darf man dennoch darüber Witze machen? Ja, darf man, zumindest wenn es nach Francis Veber (Dinner für Spinner) geht. Der veröffentlichte 1971 sein Theaterstück Le Contrat, in dem ein inkompetenter Möchtegern-Selbstmörder einen Auftragsmörder in den Wahnsinn treibt. Der französische Autor war es auch, der die darauf basierende Drehbuchfassung für die zwei Jahre später folgende Verfilmung Die Filzlaus schrieb. Die war seinerzeit ein enormer Erfolg, nicht nur in Frankreich. So enorm, dass später noch mehrere weitere Adaptionen erschienen. Die berühmteste ist dabei sicherlich Buddy Buddy. Schließlich handelte es sich dabei um den letzten Film des legendären Regisseurs Billy Wilder. Auch die Besetzung war mit dem eingespielten Team Jack Lemmon und Walter Matthau sehr prominent.

Wobei sich die erste Filmpaarung nicht hinter dem des US-Remakes verstecken muss. Tatsächlich hatten Lino Ventura und Jacques Brel mit Sicherheit einen großen Anteil daran, dass viele die Komödie sehen wollten. Zumindest ist ihnen zu verdanken, dass diese bis heute sehenswert ist. Wie zahlreiche andere Filme – aktuell etwa Operation Fortune – setzt Die Filzlaus auf den starken Kontrast zwischen einer betont ernsten Figur und einem Hanswurst. Auch wenn Milan und Pignon sich in unmittelbarer Nähe zueinander aufhalten, anfangs nur durch eine Tür voneinander getrennt sind, hat man das Gefühl, dass sich da zwei Welten überlagern, die eigentlich nicht gleichzeitig existieren können. Da ist der schweigsame Killer, der mit niemandem etwas zu tun haben möchte, und der dauerplappernde Jammerlappen, der allen anderen seine Geschichte aufdrängt.

Spaßig-tödlicher Quatsch

Regisseur Edouard Molinaro (Ein Abendessen mit dem Teufel, Der Mörder kam um Mitternacht) kostet diesen Kontrast dann auch maximal aus und legt den Fokus ganz auf den italienisch-französischen Charakterdarsteller Ventura und den belgischen Chansonnier Brel. Drumherum geschieht zwar ständig etwas, wuseln irgendwelche Leute herum. Die meisten davon gehen in Die Filzlaus jedoch schnell unter und haben keine Chance gegen das brillant aufspielende Duo. Lediglich ihr Kollege Nino Castelnuovo (Die Regenschirme von Cherbourg), der einen freundlichen und oft überforderten Hotelangestellten spielt, der ständig mit den zwei schwierigen Gästen zu tun hat, darf noch für kleine Akzente sorgen. Tatsächlich sind die anfänglichen Passagen in dem Film auch die unterhaltsamsten, wenn die Figuren ständig aneinandergeraten.

Später bewegt sich Die Filzlaus davon weg, will die Geschichte größer aufziehen und alles schön eskalieren lassen. Dafür wird auch das typische Bühnensetting eines Hotelzimmers hinter sich gelassen. Das sorgt einerseits für mehr visuelle Abwechslung, auch der Actionanteil erhöht sich. Dafür verliert der Film seinen klaren Fokus und irrt eine Weile ziellos umher. Zu lang sind die Passagen zum Glück nicht, mit rund 80 Minuten ist die Laufzeit ohnehin angenehm kurz. Das sorgt noch immer für Kurzweil, selbst wenn der bissige Witz immer wieder einem Hang zum Klamauk Platz macht. Wer sich daran nicht stört oder an dem etwas fragwürdigen Umgang mit dem Thema Selbstmord, darf bald fünf Jahrzehnte später noch immer Spaß mit dem tödlichen Quatsch haben.

Credits

OT: „L’Emmerdeur“
AT: „Die Klette“
Land: Frankreich
Jahr: 1973
Regie: Edouard Molinaro
Drehbuch: Francis Veber
Vorlage: Francis Veber
Musik: Jacques Brel, François Rauber
Kamera: Raoul Coutard
Besetzung: Lino Ventura, Jacques Brel, Caroline Cellier, Jean-Pierre Darras, Nino Castelnuovo

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Die Filzlaus
fazit
Kommen ein Auftragsmörder und ein Selbstmörder in ein Hotel: Basierend auf einem Theaterstück ist „Die Filzlaus“ eine noch immer unterhaltsame Komödie, die besonders von dem starken Kontrast der zwei Hauptfiguren lebt. Später verliert der Film jedoch ein wenig seinen Fokus, wenn alles eine Nummer größer sein soll.
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