Un témoin dans la ville Der Mörder kam um Mitternacht
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Der Mörder kam um Mitternacht

Inhalt / Kritik

Un témoin dans la ville Der Mörder kam um Mitternacht
„Der Mörder kam um Mitternacht“ // Deutschland-Start: 11. September 1959 (Kino) // 14. Mai 2021 (DVD)

Nach dem Mord an seiner Geliebten wird der Geschäftsmann Pierre Verdier (Jacques Berthier) überraschend freigesprochen, da es keinerlei Zeugen oder sonstige Beweise für die Tat gibt. Von der Schuld des Angeklagten dennoch überzeugt, doch aufgrund der fehlenden Indizien setzt ihn der Richter auf freien Fuß und die Presse reagiert empört. Als Verdier in der Nacht wieder in seinem Zuhause eintrifft, wird er bereits erwartet von Ancelin (Lino Ventura), der sich schon lange auf diesen Moment vorbereitet hatte und nun auf Rache sinnt, war es doch seine Frau, die Verdier umbrachte. Trotz aller Bitten, ihn zu verschonen und sich zu besinnen, zieht Ancelin seinen Plan durch und bringt Verdier schließlich um, allerdings wird er von einem Taxifahrer namens Lambert (Franco Fabrizzi), den sein Opfer wohl vor der Tat noch bestellen konnte, gesehen und für den Kunden gehalten, wegen dem er nun so weit hinausfahren musste. Während Lambert wieder zurück zur Zentrale fährt und sich freut, noch ein paar Stunden mit der schönen Liliane (Sandra Milo) zu verbringen, auf die er schon lange ein Auge geworfen hat, besorgt sich Ancelin ein Alibi für die Tat, verwischt seine Spuren und checkt schließlich in einem Hotel ein.

Doch seit er den Tatort verlassen hat, plagt Ancelin eine Vorahnung, der Taxifahrer könne ihn wiedererkennen und seinen Plan vereiteln. Schließlich gelingt es ihm, Lambert aufzuspüren und herauszufinden, wo er arbeitet und wohnt, sodass er ihm beginnt zu folgen, nur auf eine Gelegenheit hoffend, den lästigen Mitwisser loszuwerden. Währenddessen hat die Nachricht vom Tode Verdiers bereits die Presse erreicht und Liliane will Lambert dazu bewegen, zur Polizei zu gehen, war er doch in der Nähe des Tatorts und hat eine verdächtige Person gesehen. Ohne zu ahnen, dass ihm eben dieser Mann schon lange folgt, beginnt der Taxifahrer seinen Arbeitstag, der vielleicht sein letzte werden könnte.

Die Parallelwelt

Eigentlich ist der Franzose Édouard Molinaro vor allem als Regisseur von Komödien bekannt, mit denen er große Erfolge feierte. Sein bekanntestes Werk Ein Käfig voller Narren verschaffte ihm über die Grenzen Frankreichs hinaus Ruhm, doch seine ersten Filme gingen genretechnisch ganz andere Wege, wie beispielsweise das Drama La mort de belle, basierend auf einem Roman Georges Simenons, oder Der Mörder kam um Mitternacht. Letzterer gilt in den Augen vieler Kritiker und Filmliebhaber als ein fast schon vergessener Eintrag in den französischen (Spät-) Film Noir, nicht nur wegen dessen ausdrucksstarker Schwarz-Weiß-Fotografie, sondern vor allem wegen seiner Geschichte um Gier, Mord und menschliche Abgründe.

Über weite Strecken verläuft die Handlung über zwei parallel ablaufende Erzählstränge: zum einen Lambert, der seiner Arbeit nachgeht, und zum anderen Ancelin, der ihn verfolgt und auf eine Gelegenheit wartet, den nichtsahnenden Taxifahrer umzubringen. Speziell eine längere Sequenz in der Pariser Metro, in der die Sicht immer wieder zwischen den beiden Figuren wechselt, zeigt sich Molinaros Inszenierung von ihrer besten Seite, ist packend und durchweg spannend. Doch auch die frühere Montage des Taxifahrers, der seine Schicht beendet und mit seiner Freundin noch auf einen Kaffee irgendwo einkehrt, und des Geschäftsmannes, der seinen sorgsam durchdachten Plan bis auf das letzte Detail befolgt, ist sehr überzeugend, folgt sie doch der Logik des Film Noir jener zwei Welten, die teils ohne voneinander zu wissen, koexistieren.

Die Normalität, in der sich Lambert bewegt, hat Ancelin schon lange verlassen und sich auf einen Pfad begeben, der nur noch mehr Verbrechen und Bluttaten nach sich ziehen muss. Zu keiner Zeit weiß man, wann diese beiden Welten zusammenprallen, was einen wichtigen Spannungsmoment in Der Mörder kam um Mitternacht ausmacht, der aber leider nicht ganz bis zum Schluss durchgehalten wird.

Das „kleine Risiko“ bei Nacht

Wie für einen Film Noir üblich, ist es das Porträt der Stadt und der Menschen, das viel zur Wirkung der Geschichte beiträgt. Die Bilder von Kameramann Henri Dacaë, dessen Karriere Projekte beinhaltet wie Nur die Sonne war Zeuge, Sie küssten und sie schlugen ihn und Vier im roten Kreis, tragen einen nicht unwesentlichen Teil dazu bei, diese undurchsichtige, teils auch labyrinthische Sicht der Welt zu zeigen, in der sich die Figuren immer mehr verfangen und aus der es kein Entkommen mehr gibt, hat man sich einmal in deren Dunkelheit begeben.

Darüber hinaus sind es Darsteller wie der eigentlich immer sehenswerte Lino Ventura und Franco Fabrizzi, welche in Der Mörder kam um Mitternacht Eindruck hinterlassen. Insbesondere Ventura als Ancelin überzeugt als ein Mann, der immer mehr die Kontrolle zu verlieren scheint über seine Welt und die Geschichte, die er sich zurechtgelegt hat.

Credits

OT: „Un témoin dans la ville“
Land: Frankreich, Italien
Jahr: 1959
Regie: Édouard Molinaro
Drehbuch: Édouard Molinaro, Thomas Narcejac, Gérard Oury, Alain Poiré, André Tabet, Georges Tabet
Vorlage: Pierre Boileau, Thomas Narcejac
Musik: Barney Wilen
Kamera: Henri Dacaë
Besetzung: Lino Ventura, Sandra Milo, Franco Fabrizzi, Jacques Berthier, Daniel Ceccaldi, Robert Dalban, Jacques Jouanneau

Bilder

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„Der Mörder kam um Mitternacht“ ist ein Thriller, der wegen seiner Bilder wie auch der Darsteller zu überzeugen weiß. Édouard Molinaros Beitrag zum Genre des Film Noir darf man durchaus als eine Entdeckung bezeichnen, auf die sich Filmfans und Cineasten einlassen sollten, denn dieser frühe Film ist nicht nur sehr unterhaltsam, sondern auch sehr spannend.
8
von 10