Cry Wolf Ulven kommer TV Fernsehen arte Mediathek
© Michella Bredahl

Cry Wolf

Cry Wolf Ulven kommer TV Fernsehen arte Mediathek
„Cry Wolf“ // Deutschland-Start: 19. Januar 2023 (arte)

Inhalt / Kritik

Es ist ein trauriger Fall, den der Sozialarbeiter Lars (Bjarne Henriksen) da auf dem Tisch hat: Die 14-jährige Holly (Flora Ofelia Hofmann Lindahl) schildert in einem Schulaufsatz Szenen häuslicher Gewalt. Darauf angesprochen, behauptet sie, dass ihr Stiefvater Simon (Peter Plaugborg) sie mehrfach misshandelt hat. Dieser streitet alles ab. Auch Hollys Mutter Dea (Christine Albeck Børge) fällt aus allen Wolken und widerspricht vehement, an der Geschichte sei nichts dran. Doch für das Jugendamt ist der Fall klar, dass Holly und ihr jüngerer Bruder Theo (Noah Storm Otto) erst einmal weg müssen, bis die Sache untersucht wird. Während die zwei vorübergehend in einer Pflegefamilie unterkommen, stellt Lars weitere Nachforschungen an – und stößt dabei auf einige Ungereimtheiten …

Misshandlung auf allen Kanälen

Es ist schon ein erstaunlicher Zufall, dass diese Woche gleich zwei skandinavische Serien in kurzer Zeit starten, die beide das Thema Missbrauch zum Inhalt haben. Erst kam die schwedische ZDFneo Serie Riding in Darkness, welche auf einem wahren Fall basierend von den schockierenden Vorkommnissen auf einem Pferdehof erzählt, dessen Besitzer regelmäßig über junge Mädchen herfällt und auch der eigenen Familie Gewalt antut. Nun steht kurze Zeit später die dänische Produktion Cry Wolf auf dem Programm, dieses Mal auf arte. Dort geht es zwar nicht um sexuellen Missbrauch, sondern „nur“ körperliche Gewalt. Doch in beiden Fällen geht es darum, dass eine Jugendliche einen erwachsenen Mann beschuldigt und das Publikum mitzittern soll, wie es denn nun weitergeht.

Gewissermaßen sind die beiden Serien jedoch vielmehr Gegensätze als Gleichgesinnte. Beispielsweise wird Riding in Darkness aus Sicht des Opfers erzählt, während Cry Wolf eindeutig die Perspektive der Angehörigen annimmt – und damit auch des Beschuldigten. Tatsächlich wird hier über weite Strecken gar nicht über die beschuldigte Tat besprochen, sondern was diese Anschuldigungen mit der Familie machen. Dass Hollys Vorwürfe nicht nur einen Keil zwischen sich und ihren Stiefvater treibt, ist klar. Aber auch der Rest der Familie droht aufgrund der Geschichte auseinanderzubrechen. Bemerkenswert ist zudem die jeweiligen Reaktionen der Behörden. Wo bei den Schweden die Klägerinnen gezwungen sind, zu ihrem Peiniger zurückzukehren, erzählen die Dänen, dass die Behörden kurzen Prozess machen und der Beschuldigte noch nicht einmal die Chance erhält, sich mit den Kindern zu treffen.

Spannung bis zum letzten Moment

Wie angemessen die Reaktion der Behörde ist, darüber kann man sich streiten. Zwischendurch wird das durchaus auch thematisiert. Umso mehr, da die Serie von Anfang an Zweifel streut, ob die Geschichte denn wahr ist. Dass es Holly nicht immer so genau nimmt mit der Wahrheit, wird an mehreren Beispielen gezeigt. Dem gegenüber stehen die drei anderen, die unisono behaupten, dass nichts an den Vorwürfen dran ist. Und doch lässt sich Cry Wolf nie ganz in die Karten schauen und hält rund sechs der acht Folgen lang in Schwebe, was hinter der Sache steckt. Denn selbst wenn die Jugendliche gelogen haben sollte, stellt sich die Frage nach dem Grund. Der andere Punkt, der die Handlung am Laufen hält, sind diverse Zwischenfälle, die immer mal wieder für Zuspitzungen sorgen.

Das ist durchaus spannend, auch wenn man sich zwischendurch doch mal wünschen würde, dass die Situation sich weiterentwickelt. Eine ganze Weile dreht sich das ziemlich im Kreis. Das eigentliche Problem ist jedoch, dass die Auflösung ein bisschen aus dem Nichts kommt. Anstatt ruhig die Geschichte weiterzuerzählen, setzte man dann doch mehr auf einen Überraschungseffekt und die Unterhaltung des Publikums. Dazu gehören auch ein paar Szenen, die etwas reißerisch geworden sind. Das ist etwas schade, da die Serie auch ohne funktioniert hätte. Dennoch, in der Summe ist Cry Wolf sehenswert, bietet sowohl emotionale Szenen wie auch Material, über den es sich nachzudenken lohnt. Und auch die schauspielerischen Leistungen tragen dazu bei, dass die dänische Produktion für die Freunde und Freundinnen harter Stoffe mehr als nur einen Blick wert ist.

Credits

OT: „Ulven kommer“
Land: Dänemark
Jahr: 2020
Regie: Pernille Fischer Christensen, Samanou A. Sahlstrøm, Niclas Bendixen, May el-Toukhy
Drehbuch: Maja Jul Larsen, Kim Fupz Aakeson, Nanna Westh, Adam August, Karina Dam
Musik: When Saints Go Machine, Christian Balvig
Kamera: Laust Trier Mørk, Martin Munch, Niels Thastum
Besetzung: Bjarne Henriksen, Flora Ofelia Hofmann Lindahl, Peter Plaugborg, Christine Albeck Børge, Noah Storm Otto, Lila Nobel, Alexander Krumhausen, Lone Rødbroe, Henning Valin

Bilder

Trailer

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Cry Wolf
fazit
„Cry Wolf“ handelt von einer Jugendlichen, die ihrem Stiefvater vorwirft, ihr gegenüber gewalttätig geworden zu sein. Die Serie konzentriert sich dabei stärker auf die Perspektive der Familie, die mit der Situation zu kämpfen hat. Das ist spannend, auch weil lange unklar ist, ob an den Vorwürfen etwas dran ist. Später wird es etwas reißerisch. Dennoch ist das hier sehenswert, bietet emotionale Szenen sowie Stoff zum Nachdenken.
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