Riesending Jede Stunde zählt TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
© BR/ARD Degeto/Senator Film Produktion/Felix Vratny

Riesending – Jede Stunde zählt

Riesending Jede Stunde zählt TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
„Riesending – Jede Stunde zählt“ // Deutschland-Start: 28. Dezember 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Mit Höhlen hat Josef Häberle (Roland Silbernagl) eigentlich mehr als genug Erfahrungen gesammelt. Seit vielen Jahren erforscht er diese schon. Doch als er die Riesendinghöhle in Berchtesgaden erkunden will, eines der längsten Höhlensysteme Deutschlands, kommt es zu einem unvorhergesehenen Unglück. Zwar überlebt er dieses, liegt nun aber schwer verletzt in 1000 Meter Tiefe und zwölf Kilometer vom Eingang entfernt. Ralf Sommer (Jan Messutat) klettert daraufhin an die Erdoberfläche, um die Bergwacht zu informieren und Hilfe zu besorgen. Doch dessen Einsatzleiter Bertram Erhardt (Maximilian Brückner) ist schnell mit der Situation überfordert. Aufgeben kommt für viele jedoch nicht in Frage. So machen sich viele Freiwillige, darunter die Hobby-Höhlenforscherin Birgit Eberharter (Verena Altenberger) und die Ärztin Raffaela Pardeller (Sabine Timoteo), an die Arbeit, den Verunglückten zu bergen …

Rettungseinsatz mit wahrem Kern

In den letzten Jahren feierten sie wieder eine kleine Renaissance: die Katastrophenfilme. Zwar macht Hollywood in der Hinsicht eher weniger, doch auch abseits davon gibt es zahlreiche Beispiele, wie etwa Erdbeben, Vulkanausbrüche oder Tsunamis die Menschen bedrohen und mutige Männer wie Frauen den Gefahren trotzen. Besonderen Nervenkitzel versprechen dabei Rettungsaktionen, die auf realen Vorkommnissen basieren. So gab es im Herbst gleich mehrere Produktionen, die an die thailändische Jugend-Fußballmannschaft erinnern, die 2018 in einer überschwemmten Höhle feststeckten – darunter das starbesetzte Drama Dreizehn Leben. Anstatt sich an derer zu versuchen, suchte man sich bei der deutschen Produktion Riesending – Jede Stunde zählt ein heimisches Beispiel. Genauer steht hier der Höhlenforscher Johann Westhauser Pate, der 2014 spektakulär aus der Riesending-Schachthöhle im Untersberg gerettet werden musste.

Um eine reine Verfilmung der damals auch medial stark begleiteten Ereignisse handelt es sich bei dem ARD-Zweiteiler jedoch nicht. Stattdessen ließen sich Regisseur und Drehbuchautor Jochen Alexander Freydank (Zero) und sein Team hiervon lediglich inspirieren. So wurde zwar die Situation übernommen, drumherum ließ man aber seine Fantasie spielen. Das betrifft vor allem die sonstigen Figuren. Von denen gibt es in Riesending – Jede Stunde zählt auch jede Menge. So erzählt das Drama ausführlich von den Diskussionen hinter den Kulissen, bei denen auch zahlreiche Einzelschicksale angesprochen werden. Da geht es um alte Wunden oder auch Rivalitäten und Kompetenzgerangel. Die eigentliche Rettungsaktion rückt dabei immer mal wieder in den Hintergrund, wenn die Figuren mehr mit Streitereien beschäftigt sind. Lange ist ja nicht einmal klar, ob es überhaupt zu dem Rettungsversuch kommen wird.

Viel Aufwand, beklemmende Höhle

Dass dieser am Ende stattfindet und gut ausgeht, ist so offensichtlich, dass er kaum als Spoiler durchgeht. Selbst wer die zugrundeliegende Geschichte damals nicht mitbekommen haben sollte, wird kaum von den Ereignissen überrascht sein. Tatsächlich ist Riesending – Jede Stunde zählt eine dieser TV-Produktionen, die sich eines außergewöhnlichen Events rühmen, selbst aber alles andere als außergewöhnlich sind. Der Film folgt den üblichen Konventionen von Katastrophendramen. Auch bei den Figuren begnügte man sich mit irgendwelchen Stereotypen, die einem kaum in Erinnerung bleiben. Klar, bei einer derart umfangreichen Rettungsaktion sind tiefgründige Figurenzeichnungen nicht das wichtigste Kriterium. Da kommt es doch eher auf andere Faktoren an. Ganz so austauschbar wie hier muss es dann aber auch nicht sein, zumal die Laufzeit mit drei Stunden schon sehr großzügig angelegt ist. Das ist ein bisschen viel Aufwand für einen so dünnen Inhalt.

Dafür machen die Szenen in der Höhle schon einiges her. Es gelingt Freydank, das Klaustrophobische und Desorientierende dieses riesigen unterirdischen Labyrinths gut in Szene zu setzen. Die Optik ist dabei notgedrungen wenig abwechslungsreich, wenn wir über weite Strecken irgendwo in der Dunkelheit unterwegs sind. Die in tatsächlichen Höhlen gedrehten Szenen sind aber so atmosphärisch, dass man sich selbst mit den Figuren in diesen eingesperrt und verloren fühlt. Allein dafür ist Riesending – Jede Stunde zählt durchaus einen Blick wert. Wer mal wieder etwas Beklemmung spüren möchte, die ihre Basis in der Realität hat, der bekommt hier schon einiges geboten. Man sollte nur nicht erwarten, dass der Zweiteiler ähnlich nervenaufreibend ist, wie es die damalige Geschichte war. Auch Fragen, wie viel Zeit, Energie und Geld in die Rettung eines Menschen investiert werden sollte, wird nur vorsichtig umkreist. Da wäre trotz zahlreicher Streitszenen mehr Diskussionsstoff drin gewesen.

Credits

OT: „Riesending – Jede Stunde zählt“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Jochen Alexander Freydank
Drehbuch: Jochen Alexander Freydank, Johannes Betz
Musik: Ingo Ludwig Frenzel
Kamera: Thomas C. Dirnhofer
Besetzung: Verena Altenberger, Maximilian Brückner, Anna Brüggemann, Sabine Timoteo, Marcus Mittermeier, Beat Marti, Sophie Rogall, Christoph Bach, Roland Silbernagl

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Riesending – Jede Stunde zählt
fazit
„Riesending – Jede Stunde zählt“ erinnert an den Fall eines Höhlenforschers, der in der gleichnamigen Anlage verunglückte und spektakulär gerettet werden musste. Dafür hätte es nicht unbedingt einen dreistündigen Zweiteiler gebraucht, da es durch die zahlreichen Katastrophendrama-Konventionen und stereotype Figuren zu Längen kommt. Die beklemmenden Aufnahmen unter der Erde entschädigen aber hierfür.
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