The Devils Hour Amazon Prime Video
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The Devil’s Hour – Staffel 1

The Devils Hour Amazon Prime Video
„The Devil’s Hour – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 28. Oktober 2022 (Amazon Prime Video)

Inhalt / Kritik

Als Sozialarbeiterin kümmert sich Lucy Chambers (Jessica Raine) tagtäglich um das Wohl anderer Menschen. Dabei stimmt derzeit in ihrem eigenen Leben so einiges nicht. Die Ehe mit Mike (Phil Dunster) ist gescheitert. Immer wieder gibt es auch Probleme mit ihrem Sohn Isaac (Benjamin Chivers), der völlig apathisch ist und nie etwas zu fühlen scheint. Und noch etwas macht ihr zu schaffen: Jede Nacht wird sie um Punkt 3.33 Uhr wach, ohne sich das erklären zu können. Währenddessen hat Polizist Ravi Dhillon (Nikesh Patel) genug zu tun mit dem Versuch, einen Serienmörder zu fassen, der sein Unwesen treibt. Die Spur führt dabei zu einem älteren Mann namens Gideon (Peter Capaldi). Doch hat er die Taten wirklich begangen? Und was hat es mit dem komischen Zeug auf sich, das er von sich gibt?

Eine Serie voller Rätsel

Wenn kurz vor Halloween die Nachfrage nach düsteren Stoffen sprunghaft steigt, sind die Streamingdienste gern am Start. So auch Amazon Prime Video. Zwar gibt es dieses Jahr keine Neuauflage der Welcome to the Blumhouse Kooperation, in deren Rahmen 2020 und 2021 jeweils vier Horrorfilme erschienen sind. Tatsächlich gibt es am letzten Oktoberwochenende überhaupt keine Horrorproduktion, die neu ins Sortiment aufgenommen würde, obwohl mit Nanny ein entsprechender Titel zur Verfügung gestanden hätte, der aber aus unerfindlichen Gründen erst kurz vor Weihnachten kommt. Dafür gibt es zwei Thrillertitel. Neben dem Film Renn, Liebling, Renn, bei dem eine Frau die ganze Nacht hindurch von einem Mann gejagt wird, steht auch die Serie The Devil’s Hour zur Verfügung und verspricht viel Spannung.

Um einen weiteren Okkultthriller handelt es sich dabei nicht, auch wenn der Titel vergleichbar zu The Devil’s Light entsprechende Assoziationen weckt. Stattdessen bezieht sich The Devil’s Hour auf die Uhrzeit 3.33, jene, zu der die Protagonistin immer wieder aufwacht. Warum sie das tut, ist zunächst unklar und gehört zu den anfänglichen Rätseln der Serie. Eine weitere: Was sind das für eigenartige und oft unheimliche Visionen, die Lucy ständig hat? Diese werden früh als Déjà-vu-Erlebnis beschrieben, wobei unklar ist, ob sie auf diese Weise in Zukunft sehen kann. Das Publikum wird zudem noch dadurch verwirrt, dass es immer wieder Szenen gibt, in denen wir sie und Ravi in einem Verhörzimmer sehen, wo sie an den kryptischen Aussagen von Gideon verzweifeln. Auch da werden die Zusammenhänge zunächst verschwiegen. Ist die Sozialarbeiterin auch Polizistin? Ist das eine andere Zeitebene oder ein Beispiel für eine Parallelwelt, dem neun Trendthema Hollywoods?

Langsam erzählt und mit viel Leid verbunden

Tom Moran, der die Serie entwickelt hat und die Drehbücher geschrieben hat, lässt sich bei der Beantwortung dieser und weiterer Fragen Zeit. Tatsächlich wird The Devil’s Hour manchmal zu einer kleinen Geduldsprobe, wenn die Themen sich im Kreis drehen und alles hinausgezögert wird. Das gilt auch für die Verhörszenen mit Gideon, der ganz offensichtlich der Schlüssel zu vielem ist, diesen aber nicht teilen möchte. Das ist hervorragend von Peter Capaldi (The Suicide Squad, David Copperfield – Einmal Reichtum und zurück) gespielt, der das Mysteriöse und Abgründige zu zelebrieren versteht. Es ergibt nur nicht sonderlich viel Sinn, wie sich später herausstellt. Aber die Serie ist allgemein keine, die man sich der Plausibilität wegen anschaut. Dafür ist die zugrundeliegende Geschichte auch zu sonderbar.

Zuweilen erinnert das – kleiner Spoiler – ein wenig an den deutschen Geheimtipp Another Monday über mehrere Menschen, die sich einer Zeitschleife bewusst werden. Nicht nur dass das Szenario Ähnlichkeiten aufweist. Beide Serien sind zudem mit moralischen Fragen beschäftigt, bei denen es unter anderem darum geht, Leid und Glück miteinander abzuwägen – und wer das überhaupt tun darf. The Devil’s Hour wird dabei immer wieder auch tragisch, wenn die einzelnen Leben von Gewalt, Einsamkeit und Schicksalsschlägen geprägt sind. So etwas kann schnell überzogen wirken und zur Seifenoper degenerieren. Innerhalb dieser Geschichte funktioniert der Fokus jedoch gut, da das Leid nicht zu einem reinen Selbstzweck wird, sondern maßgeblich zum Antrieb der Figuren wird.

Spannung bis über den Schluss hinaus

Hinzu kommt, dass die Serie dankenswerterweise darauf verzichtet, Leid und Gewalt zu sehr auszuschlachten, vermeidet sowohl das Voyeuristische wie auch das Manipulative, wie man es bei der Konkurrenz oft findet. Braucht sie auch nicht. Es gelingt ihr auch so Spannung zu erzeugen. Zwar wird vieles eigentlich recht früh klar, während man als Zuschauer bzw. Zuschauerin darauf wartet, dass die Figuren auf denselben Stand kommen. Aber es sind doch noch genügend Fragen offen, für die es sich dranzubleiben lohnt, die sechs je etwa einstündigen Folgen anzuschauen. Sie werden nur nicht alle beantwortet, The Devil’s Hour ist klar auf eine weitere Staffel ausgelegt. Wenn diese die Qualität des Auftakts gehalten wird, wäre das aber etwas, worauf man sich freuen kann – egal ob zu Halloween oder einem anderen Zeitpunkt.

Credits

OT: „The Devil’s Hour“
Land: UK
Jahr: 2022
Regie: Johnny Allan, Isabelle Sieb
Drehbuch: Tom Moran
Idee: Tom Moran
Musik: The Newton Brothers
Kamera: Stuart Biddlecombe, Bjørn Ståle Bratberg
Besetzung: Jessica Raine, Peter Capaldi, Nikesh Patel, Benjamin Chivers, Phil Dunster

Bilder

Trailer

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The Devil’s Hour – Staffel 1
fazit
„The Devil’s Hour“ klingt nach Horror, ist stattdessen aber eine Mysterythriller um eine Frau, die ständig irgendwelche Déjà-vus hat. Auch wenn die Geschichte recht langsam erzählt ist und manche Antworten unnötig hinauszögert, ist die Serie doch spannend, zuweilen auch tragisch und nachdenklich. Und auch die schauspielerische Leistung trägt dazu bei, dass das hier sehenswert ist.
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8
von 10