Final Cut Coupez
© Weltkino/Lisa Ritaine

Final Cut of the Dead

„Final Cut of the Dead“ // Deutschland-Start: 16. Februar 2023 (Kino) // 28. April 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Früher einmal, da hatte der Regisseur (Romain Duris) sicherlich Ambitionen gehabt, einen guten Film zu erschaffen. Bei seinem aktuellen Film ist er aber weit davon entfernt. Sowieso klappt dabei nichts so, wie es sollte. Nicht nur dass er sich mit seinem Hauptdarsteller (Finnegan Oldfield) herumplagen muss, der alles besser weiß. Seine Hauptdarstellerin (Matilda Lutz) ist zudem völlig unfähig, ist selbst mit den einfachsten Situationen schauspielerisch überfordert. Das Schlimmste ist aber, dass mitten im Dreh auf einmal Zombies das Set überrennen und seine Crew zu mutieren beginnt. Aber die Show muss weitergehen. Und so dreht er selbst dann noch weiter, in der Hoffnung, dass auf diese Weise vielleicht doch noch etwas Vorzeigbares aus seinem Film wird …

Das französische Remake eines japanischen Phänomens

Dass japanische Filme weltweit für Furore sorgen, ist heutzutage zu einer ziemlichen Seltenheit geworden. Wenn sind es Werke, die auf Festivals laufen und auf diese Weise von sich reden machen. Der Oscar-Kandidat Drive My Car war so ein Film, die launige Zeitreisenkomödie Beyond the Infinite Two Minutes ein weiterer. Doch die größte Sensation der letzten Jahre dürfte One Cut of the Dead gewesen sein. In der Heimat war die Low-Budget-Produktion monatelang in den Top 10 der Kinocharts zu finden, spielte das Vielfache der Kosten ein. Aber auch im Westen erfreute sich der Film enormer Popularität, wurde von einem Festival zum nächsten gereicht. Bei uns schaffte er es sogar in die Kinos, was ebenfalls selten geworden ist bei japanischen Produktionen – Animes einmal außen vor gelassen.

Dass es irgendwann ein Remake geben würde, verwundert daher nicht. Allenfalls dass dieses aus Frankreich kommt anstatt aus Hollywood ist ein wenig überraschend, da hätte man etwas anderes erwarten können. Genauer ist es Oscar-Preisträger Michel Hazanavicius (The Artist), der sich des japanischen Überraschungshits annahm, um daraus eine französische Fassung zu machen. Höher budgetierte Remakes origineller Filme, das ist immer so eine Sache. Bei Final Cut of the Dead noch um einiges mehr. Ohne vorab zu viel spoilern zu wollen: Das Original lebte davon, eine Low-Budget-Produktion zu sein, wenn die Grenzen zwischen Filmkunst und Schrott verschwammen. Das ist bei der Neuauflage kaum mehr möglich. Die Illusion von Trash lässt sich kaum aufrechterhalten, wenn zahlreiche französische Größen zu sehen sind, darunter auch Bérénice Bejo, die Frau von Hazanavicius.

Aus Liebe zum Film

Der Twist, für den die Vorlage bekannt war, funktioniert hier dadurch weniger gut, auch wenn sich am Prinzip nichts geändert hat. Die Folgen sind zwiespältig. So ist der Überraschungseffekt deutlich geringer. Wer die Qualität des Films vor allem daran festmachte, für den ist das Remake dadurch nur zweite Wahl. Umgekehrt bedeutet es aber auch, dass man sich hier nicht ganz so sehr durch den Anfang quälen muss. Zumindest vorausgesetzt, man ist mit dem Ensemble vertraut oder weiß von dem berühmten Regisseur Haznavicius, ist da zumindest die Neugierde, was die alle in diesem grotesken Film machen. Ob es genug ist, um die ersten dreißig Minuten durchzustehen, ist natürlich eine individuelle Entscheidung. Final Cut of the Dead, der 2022 die Filmfestspiele von Cannes eröffnete, macht es einem erneut nicht leicht.

Ob es den Film überhaupt gebraucht hätte, ist wie bei vielen Remakes ohnehin nicht ganz klar. Wobei es zumindest kleinere Elemente gibt, für die sich die Neuauflage lohnt. So gibt es mehrere Verweise darauf, dass es sich hier um die französische Fassung eines japanischen Titels handelt, wodurch der Meta-Aspekt noch etwas verstärkt wird. Außerdem führt das zu einer grotesken und tatsächlich komischen Namensgebung, über die man gerade anfangs stolpert, wenn nichts Sinn ergibt. Die Stärke bei Final Cut of the Dead ist, wie damals bei One Cut of the Dead, wie im weiteren Verlauf die Elemente doch noch zusammenkommen und ein Ganzes bilden. Beide Filme funktionieren als Komödien, sind aber in erster Linie Liebeserklärungen an das Filmemachen an sich, an das Chaos, das dabei entsteht, aber auch das Gefühl einer Gemeinschaft, wenn gemeinsam um das beste Ergebnis gerungen wird – selbst wenn am Ende nur Müll rauskommt.

Credits

OT: „Coupez !“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Michel Hazanavicius
Drehbuch: Michel Hazanavicius
Musik: Alexandre Desplat
Kamera: Jonathan Ricquebourg
Besetzung: Romain Duris, Bérénice Bejo, Grégory Gadebois, Finnegan Oldfield, Matilda Lutz, Sébastien Chassagne, Raphaël Quenard, Lyes Salem, Simone Hazanavicius, Jean-Pascal Zadi

Bilder

Trailer

Interview

Wer mehr über den Film erfahren möchte: Wir hatten die Gelegenheit, mit Regisseur und Oscar-Preisträger Michel Hazanavicius zu sprechen. Im Interview zu Final Cut of the Dead unterhalten wir uns über die Arbeit an der Zombiekomödie.

Michel Hazanavicius [Interview]

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
César 2023 Bestes adaptiertes Drehbuch Michel Hazanavicius Nominiert
Beste Filmmusik Alexandre Desplat Nominiert

Filmfeste

Cannes 2022
Fantasia Film Festival 2022
Sitges 2022
Film Festival Cologne 2022
Around the World in 14 Films 2022

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Final Cut of the Dead
fazit
Ein Remake vom Überraschungshit „One Cut of the Dead“, hat es das wirklich gebraucht? Vermutlich nicht. „Final Cut“ funktioniert zum Teil auch weniger gut als das Original, da der Twist beim deutlich professionelleren und kostspieligeren Remake weniger aus dem Nichts kommt. Im Großen und Ganzen haben sich die Stärken der etwas anderen Zombiekomödie aber gehalten, es sind auch ein paar weitere Meta-Elemente hinzugekommen, die der Liebeserklärung an das Filmemachen gut tun.
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