The Last Full Measure – Keiner bleibt zurück
© Leonine

The Last Full Measure – Keiner bleibt zurück

The Last Full Measure
„The Last Full Measure – Keiner bleibt zurück“ // Deutschland-Start: 24. Januar 2020 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

1966 ist der Vietnamkrieg seit einigen Jahren im vollen Gange und hat bereits unzählige Menschenopfer gefordert. Als der junge Sanitäter William Pitsenbarger (Jeremy Irvine) die Chance erhält, an Bord eines Rettungshubschraubers aus der Gefahrenzone evakuiert zu werden, lehnt er dennoch ab. Er möchte bleiben und seinen Kameraden helfen. Über 60 Männer rettete er während seines Einsatzes, bis er selbst ums Leben kam. Mehr als 30 Jahre später machen sich dessen Eltern Frank und Alice Pitsenbarger (Christopher Plummer, Diane Ladd) sowie Tom Tulley (William Hurt), der damals selbst Teil der Mission war, dafür stark, dass William posthum mit einer Medal-of-Honor-Tapferkeitsmedaille gewürdigt wird. Der ehrgeizige Pentagonbeamte Scott Huffman (Sebastian Stan) soll prüfen, ob der Verstorbene die Auszeichnung verdient oder nicht. Einfach ist das nicht, denn bei den zahlreichen Gesprächen ergibt sich ein widersprüchliches Bild …

Auf der Suche nach einem Helden

Wenn ein Film, der vollgestopft ist mit Hollywood-Stars, bei uns nicht ins Kino kommt, darf man schon misstrauisch werden. Umso mehr, wenn er wie im Fall The Last Full Measure – Keiner bleibt zurück fast schon verschämt auf DVD veröffentlicht wurde. Es gab keine Werbemaßnahmen, kaum Pressearbeit, so als glaubte man selbst nicht an das eigene Produkt. Oft ist das auf eine mangelnde Qualität zurückzuführen. Verleihe vertrauen dann darauf, dass die Namen auf den Covern als Verkaufsargument allein ausreichen. Bei dem Kriegsdrama dürfte der Grund ein anderer sein: Er ist einem hiesigen Publikum zum Teil nur sehr schwer zu vermitteln. Die Zielgruppe des Films sind ganz eindeutig US-amerikanische Zuschauer und Zuschauerinnen, die ihre Helden feiern wollen.

Klar, es gab auch zuvor Filme über den Vietnamkrieg, die weltweit ein Publikum gefunden haben. Apocalypse Now und Platoon sind Klassiker des Genres, erhielten jeweils auch mehrere Preise. Diese fokussierten sich jedoch stärker auf die Schrecken des Krieges und waren der Versuch, sich mit dem US-amerikanischen Trauma auseinanderzusetzen. Bei The Last Full Measure ist das nur bedingt der Fall. Gerade zu Beginn ist der Film stärker mit einer Heldenverehrung beschäftigt, wenn die Leistungen des verstorbenen Sanitäters gewürdigt werden sollen. Zwar tut Regisseur und Drehbuchautor Todd Robinson zwischenzeitlich so, als wäre an der Geschichte deutlich mehr dran und es ginge darum, eine geheime Verschwörung aufzudecken. Ein Geheimnis zu lüften. Doch das ist nur ein Nebenschauplatz, eine reine Augenwischerei. Am Heldenstatus von Pitsenbarger wird nicht gerüttelt.

Keine wirkliche Auseinandersetzung

Im weiteren Verlauf wird der Film dabei schon ambivalenter und ist stärker am Nachfragen interessiert. Überwiegt in der ersten Hälfte noch der unreflektierte Patriotismus, verbunden mit jeder Menge Pathos, wird der Ton später nachdenklicher. Zum einen dürfen die ehemaligen Kameraden des Verstorbenen davon berichten, wie sehr sie der Krieg noch immer verfolgt, selbst Jahrzehnte später. Außerdem wechseln sich diese Gespräche der zweiten Zeitebene mit tatsächlichen Kriegsszenen aus den 1960ern ab, die keinen Zweifel daran lassen, wie schrecklich die Erfahrungen der Männer sind. The Last Full Measure geht an diese Stellen also schon in die Antikriegsrichtung, ähnlich zu den oben genannten Titeln. Robinson verweigert sich aber einer Auseinandersetzung mit dem Krieg als solchen.

Das bedeutet dann nicht, dass The Last Full Measure eines dieser unerträglichen Heldenbilder ist, wie man sie sowohl aus dem Westen wie auch dem Osten kennt. Der Film bekommt dann doch immer wieder noch einigermaßen die Kurve. Außerdem ist da das angesprochene Ensemble. Während der von Sebastian Stan (The Return of the First Avenger) gespielte Prüfer relativ langweilig ist, geben die Dialogszenen Veteranen wie William Hurt, Samuel L. Jackson oder auch Peter Fonda in dessen letzter Rolle die Gelegenheit, noch einmal ihr Schauspieltalent unter Beweis zu stellen. In der Summe ist deshalb schon genügend dabei, um sich hier auf den Erinnerungspfad zu begeben. Der ganz große Verlust wäre es aber nicht gewesen, hätte es der Film nicht zu uns geschafft.

Credits

OT: „The Last Full Measure“
Land: USA
Jahr: 2019
Regie: Todd Robinson
Drehbuch: Todd Robinson
Musik: Philip Klein
Kamera: Byron Werner
Besetzung: Sebastian Stan, Christopher Plummer, William Hurt, Ed Harris, Samuel L. Jackson, Peter Fonda, LisaGay Hamilton, Jeremy Irvine, Diane Ladd

Bilder

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The Last Full Measure – Keiner bleibt zurück
Fazit
„The Last Full Measure – Keiner bleibt zurück“ erzählt die Geschichte eines heldenhaften Sanitäters, der viele Jahre nach seinem Tod posthum gewürdigt werden soll. Der Film wechselt dabei zwischen Kriegsszenen und den Langfolgen ab, betont dabei Heldentum und Trauma der Männer. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Krieg als solchen findet aber nicht statt, am Ende soll dann doch die Würdigung stehen.
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