Pane e tulipani Brot und Tulpen
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Brot und Tulpen

Pane e tulipani Brot und Tulpen
„Brot & Tulpen“ // Deutschland-Start: 21. Dezember 2000 (Kino) // 25. Juni 2001 (DVD)

Inhalt / Kritik

Als die Italienerin Rosalba (Licia Maglietta) bei einer Rückreise von einem Familienausflug ihren Bus verpasst, kommt im ersten Moment Angst auf. Da kein Bus weit und breit verfügbar ist und auch sonst alles falsch läuft, was nur falsch laufen kann, ist sie zumindest fürs Erste in der kleinen Provinz von Paestum gestrandet. Nach anfänglicher Warterei, dass die Familie sie doch noch abholt, bieten sich jedoch andere Pläne für sie an. Venedig – ein Ort, an dem sie in ihrem ganzen Leben noch nie gewesen ist, von dem sie allerdings immer geträumt hat – ergibt sich so als eine einmalige Möglichkeit. Da sie ihr ganzes Leben immer die Familie um sich hatte, erlebt sie mit ihren neuen Freunden Grazia (Marina Massironi) und dem älteren Fernando (Bruno Ganz) fortan eine aufregende Zeit. Als sich in dem italienischen Idyll darüber hinaus eine nette Unterkunft von dem Gentleman sowie eine Arbeit für sie ergibt, vergeht Tag für Tag, wobei sie sich mit dem Gefühl von Freiheit und Abenteuer anfreunden kann. Gleichzeitig muss sie aber ständig an ihre Familie und Söhne zurückdenken.

Ein neuer Platz auf der Welt

Während Rosalba ihren Urlaub genießt, so läuft bei dem impulsiven Ehemann Mimmo (Antonio Catania) und den Söhnen zuhause alles drunter und drüber. Während dieser plötzlich bei Angelegenheiten im Haushalt und beim Essen komplett überfordert ist, die sonst der Frau im Haus obliegen, so passt sich Rosalba sehr viel besser an und macht schnell Freundschaft mit ihren neuen Mitmenschen. Regisseur Silvio Soldini hält so eingefahrene familiäre Strukturen fest und will uns glauben lassen, dass jeder Mensch einen festen Platz in der Welt hat. Mimmo ist dabei das perfekte Beispiel, der es gar nicht gut heißen kann, dass die Frau nun ihre eigene Suppe kocht. Da Soldini diesen Konservatismus ganz am Ende nicht teilt, werden wir im Laufe des Films jedoch eines Besseren belehrt. Dies beschert seinem Werk im Vergleich zu ähnlichen Produktionen deutliche Pluspunkte.

Leichte Kost

Brot und Tulpen ist beileibe jedoch kein bierernster Film, sondern setzt mehr auf Witz – besonders, als Mimmo schlussendlich noch einen Privatdetektiv anheuert, der Rosalba ausfindig machen und wieder nach Hause bringen soll. Während gegen Ende hin mehr auf Humor gesetzt wird, so tritt das Thema über die familiäre Sehnsucht zuweilen ein wenig in der Hintergrund. Dadurch bekommt man das Gefühl, dass Rosalba eher die Freiheit gegenüber der Familie bevorzugt. Obgleich sich dies als durchaus interessanten Ansatz herausstellt, so muss man jedoch sagen, dass sich Soldini von einer spürbaren Emotionalität fernhält. Von einem familiären Portrait über die Sehnsüchte und unerfüllten Wünsche einer italienischen Mutter ist Soldinis Werk allerdings weit entfernt, da zu keiner Zeit tief die das Gemüt der Italienerin eingedrungen wird. Der Drang nach Liebe, den sicherlich viele andere Vergleichsfilme fokussieren würden, wird in der Hinsicht komplett unter den Teppich gekehrt.

Alles beim alten?

Soldini macht es sich gegen Ende hin relativ einfach und folgt einem typischen Konservatismus, in dem die Familie über allem steht. Dass die Rückkehr Rosalbas in das Familienhaus dabei in zwei, drei Minuten und mit wenigen melancholischen Blicken abgefrühstückt wird, enttäuscht allerdings schon. So fällt es schwer zu sagen, dass in Rosalba eine tiefe Entwicklung stattfand und dass Soldinis Werk ein emotionaler Film ist. Brot und Tulpen entpuppt sich dadurch als mehr oberflächlich als tiefergehend, obgleich Soldinis Werk für Spontanität und die Flucht aus dem routinierten und öden Alltag appelliert. Dadurch, dass der Familienfilm in der letzten Minute mit einer Überraschung und einem gelungenen Ständchen von Bruno Ganz endet, schafft er es aber doch noch, sich vom Durchschnitt abzuheben.

Credits

OT: „Pane e tulipani“
Land: Italien
Jahr: 2000
Regie: Silvio Soldini
Drehbuch: Doriana Leondeff, Silvio Soldini
Musik: Giovanni Venosta
Kamera:  Luca Bigazzi
Besetzung:  Licia Maglietta, Bruno Ganz, Giuseppe Battiston, Antonio Catania, Marina Massironi, Felice Andreasi

Bilder

Trailer

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Brot und Tulpen
Fazit
Eine wurde auf einem Familienausflug zurückgelassen und verbringt stattdessen etwas Zeit in Venedig mit ihren neuen Freunden. "Brot & Tulpen" ist eine eher oberflächliche Komödie, die dazu anregt, aus dem Alltag auszubrechen, in letzter Konsequenz dann aber doch konservativ ist.
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