Target Hyoteki
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Target

Target Hyoteki
„Target“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Schon immer gab es Berichte über Artikel oder Reportagen, die – bewusst oder unbewusst – Falschmeldungen verbreiteten, teils aufgrund kommerzieller Interessen und teils auch wegen ideologischer Zielsetzungen. Naturgemäß war der gesellschaftliche Aufschrei um derlei Enthüllungen nicht gerade wenig, jedoch hat gerade in den letzten Jahren, spätestens aber seit dem Aufkommen von Konzepten wie „fake news“ die Diskussionen um den Stellenwert von Medien und ihrer Berichterstattung ein neues Level erreicht. Nicht nur seitens der politischen Elite, wie beispielsweise im Falle Donald Trumps, beobachtet man, wie Medienvertreter immer wieder der absichtlich falschen Repräsentation oder gar Fabrikation von Fakten bezichtigt werden, sondern es zu einer ungemein hitzig geführten Debatte, meist geführt in den sozialen Medien, kommt bezüglich der „Lügenpresse“ und ihrer Repräsentanten. Wichtig ist hierbei, dass es sich keinesfalls um Einzelfälle handelt oder um Journalisten, die von einem autoritären Regime geahndet und teils auch verurteilt wurden, denn es geht vielmehr um solche Stimmen, die einem vorgefertigten Narrativ oder Denkmuster widersprechen, unabhängig davon, wie viel Faktenwissen sich in ihrem Beitrag zur allgemeinen Diskussion befindet.

Ein Beispiel für diese Art und Weise, mit divergierenden Meinungen umzugehen ist sicherlich der Fall des japanischen Reporters Takashi Uemura. Eigentlich hatte dieser nur seinen Job als Berichterstatter einer populären japanischen Tageszeitung ernst genommen, als er Anfang der 1990er Jahre seiner Recherche zu einem Artikel über das Leben einer Koreanerin begann, die während des Zweiten Weltkriegs, wie viele andere Frauen, als „Trostfrau“ von japanischen Soldaten gehalten wurde. Hierbei wurde sie mehrfach sexuell belästigt, vergewaltigt und gedemütigt, was nicht nur physische, sondern zudem enorme emotionale Schäden bei ihr hinterließ, über die sie in einem ausführlichen Interview mit Uemura Auskunft gab. In seiner Dokumentation Target, die auf der diesjährigen Nippon Connection zu sehen ist, befasst sich Regisseur Shinij Nishijima mit den politischen und gesellschaftlichen Folgen des Artikels sowie die persönlichen Konsequenzen, welche Uemura aus dieser Veröffentlichung ziehen musste. Entstanden ist dabei eine Dokumentation, die zum einen den Weg eines Mannes beschreibt, der versucht, seinen Ruf reinzuwaschen, doch zum anderen eine Geschichte über ein System, welches mit allen Mitteln versucht, divergierende Stimmen zum Schweigen zu bringen.

Widerspruch gegen das Narrativ

Innerhalb der 90-minütigen Laufzeit von Target begleiten wir den Verlauf der Ereignisse, angefangen bei der Publikation des genannten Artikels 1991, bis hin zum Prozess gegen einige seiner ehemaligen Kollegen, der Uemura in erster Linie dazu diente, zu beweisen, dass er durchaus keine Wahrheit verfälscht oder gar fabriziert habe, wie man ihm seitens der Medien wie auch in vielen Kreisen der Bevölkerung vorwarf. Neben diesem Handlungsstrang, der sich auf Interviews mit Uemura, seine (ehemaligen Kollegen) wie Archivmaterial stützt, geht es Nishijima und seinem Team zudem um die Geschichte um jenen Apparat, der sich gegen den Journalisten wandte, als dieser etwas aussprach, was innerhalb der japanischen Gesellschaft totgeschwiegen worden war und bis zu diesem Zeitpunkt außerhalb von diversen Reparationszahlungen keine Rolle gespielt hat.

In jedem Falle spricht für Target die Geschichte an sich und welchen Stellenwert diese einnimmt im weiteren Verlauf, muss sich Uemura doch unter anderem einer Verunglimpfung seiner Person sowie diversen Drohungen gegen ihn wie auch seine Familie stellen. Dabei geht es darum, wie die japanische Gesellschaft und deren Institutionen mit unangenehmen Stimmen umgehen, die den Finger auf Wunden legen, welche man eigentlich lieber vergessen würde. Ästhetisch ist dies eher konventionell und gleich jenen Arbeiten fürs Fernsehen, wie man sie auch hierzulande kennt, was Target bisweilen etwas von seiner Wucht nimmt, was auch mit der leichten Überlänge der Dokumentationen zusammenhängt.

Credits

OT: „Hyoteki“
Land: Japan
Jahr: 2021
Regie: Shinji Nishijima
Musik: Miki Takeguchi
Kamera: Yoshikiyo Yutani

Bilder

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Target
Fazit
„Target“ ist eine Dokumentation über einen japanischen Journalisten und wie dieser sich gegen die Schädigung seiner Rufes wehrt. Wenn auch ästhetisch eher unspektakulär, gelingt Regisseur Shinji Nishijima dennoch ein spannender Film, der durch seine Geschichte, seine Personen und den gesellschaftlichen Kontext überzeugt.
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