Die Höllenfahrt der Poseidon Poseidon Inferno The Poseidon Adventure
© Koch Films/20th Century Fox

Die Höllenfahrt der Poseidon

Inhalt / Kritik

Die Höllenfahrt der Poseidon Poseidon Inferno The Poseidon Adventure
„Die Höllenfahrt der Poseidon“ // Deutschland-Start: 25. Januar 1973 (Kino) // 22. März 2018 (DVD/Blu-ray)

Die Stimmung ist ausgelassen bei den Schiffspassagieren, als sie sich im Restaurant und auf dem Sonnendeck treffen. Schließlich ist Silvester und das will ausgiebig gefeiert werden. Damit ist es aber schlagartig vorbei, als das Kreuzfahrtschiff SS Poseidon von einer riesigen Welle erfasst wird und kentert. Während die meisten Gäste im Ballsaal bleiben, auf Anraten des Zahlmeisters, ist Reverend Frank Scott (Gene Hackman) davon überzeugt, dass sie in Richtung des Rumpfes weitermüssen, da sie ansonsten ertrinken werden. Ihm schließen sich der Polizist Mike Rogo (Ernest Borgnine), dessen Frau Linda (Stella Stevens), der Geschäftsmann James Martin (Red Buttons), Sängerin Nonnie Parry (Carol Lynley), das alte Ehepaar Manny (Jack Albertson) und Belle Rosen (Shelley Winters), die beiden Geschwister Susan (Pamela Sue Martin) und Robin Shelby (Eric Shea) sowie der Bordsteward Acres (Roddy McDowall) an. Doch die Gemeinschaft wird bald auf eine schwere Probe gestellt …

Ein Katastrophenklassiker

Beim Thema Filme über Schiffskatastrophen fällt einem heute natürlich primär Titanic ein, welches 1997 weltweit Rekorde aufstellte und Leonardo DiCaprio und Kate Winslet zum Jahrhundert-Traumpaar machte. Dadurch geriet ein anderes Katastrophendrama in Vergessenheit, das seinerzeit selbst für prall gefüllte Kinokassen sorgte. Die Höllenfahrt der Poseidon stand mehrere Wochen an der Spitze der Charts, war 1973 sogar der erfolgreichste Film des Jahres in den USA und Kanada. Kein Wunder also, dass es in Folge zu mehreren Fortsetzungen und zahlreichen Nachahmern kam, dazu ein Remake. Alle wollten von dem fetten Kuchen abbekommen. Dazu gab es eine Reihe von Nominierungen bei bedeutenden Filmpreisen und den einen oder anderen Sieg. Beispielsweise wurde Gene Hackman bei den BAFTAs als bester Hauptdarsteller gewürdigt. Shelley Winters erhielt einen Golden Globe als beste Nebendarstellerin.

Tatsächlich war das Ensemble einer der Faktoren, der von Kritikern immer wohlwollend hervorgehoben wurde. Das ist auch deshalb wichtig, weil der menschliche Faktor im Mittelpunkt des Films steht. Bei all dem Chaos und den ständigen Gefahren behält Regisseur Ronald Neame (Agentenpoker) immer seine Figuren im Blick. Schließlich muss die wild zusammengewürfelte Truppe zusammenhalten, wenn sie irgendwie heil aus dieser Katastrophe heraus will. Und so wechselt Die Höllenfahrt der Poseidon dann auch regelmäßig zwischen äußeren Bedrohungen – gefühlt explodiert hier alle paar Minuten etwas – und internen Querelen. Vor allem die Frage, wer die Gruppe anführen darf und wem vertraut werden sollte, führt zu ständigen Konflikten. Und wie das so ist, wenn man unter großem Druck steht, das kann schon mal ziemlich hässlich werden.

Stark gespielt und spannend

Das ist ausdrucksstark und lebendig von dem Ensemble verkörpert. Wo in anderen Katastrophenfilmen die Figuren nur ein Mittel zum Zweck sind, da sind sie hier deutlich präsenter, dürfen einem ans Herz wachsen. Schließlich soll man mit ihnen richtig mitfiebern, vor allem im weiteren Verlauf, wenn der Überlebenskampf erste Opfer fordert. Sonderlich viel Tiefgang sollte man dabei jedoch nicht erwarten. Die Adaption eines Romans von Paul Gallico legt diese nur mit groben Strichen fest. Die Höllenfahrt der Poseidon, alternativ auch als Poseidon Inferno bekannt, will überwältigen, nicht nachdenken. Hier werden keine existenziellen Fragen behandelt oder neue Erkenntnisse über die menschliche Natur vermittelt. Der Unterhaltungsfaktor steht im Vordergrund.

Dieser passt dafür. Selbst bald 50 Jahre später ist es spannend zuzusehen, wie sich die Truppe durch das Schiff kämpft. Dass dieses auf dem Kopf steht und dadurch für ungewohnte, teils surreale Anblicke gut ist, trägt zu der Atmosphäre bei. Die Höllenfahrt der Poseidon zeigt, wie Menschen ihren Weg durch eine Welt suchen, die gleichermaßen bekannt und fremd ist. Eine Welt, die unentwegt Leute in den grausamen Tod schickt, die in dem Chaos die Orientierung verloren haben. Als Zuschauer und Zuschauerin geht es einem da ganz ähnlich, man sehnt sich hier nach einem Ausgang und etwas, woran man sich festhalten kann. Ein Weg, der aus der Hölle führt. Das ist bombastisches Popcornkino der alten Schule, das einem kaum eine Verschnaufpause gönnt und von der sich aber so manch ein Vertreter auch heute noch einiges abschauen kann.

Credits

OT: „The Poseidon Adventure“
AT: „Poseidon Inferno“
Land: USA
Jahr: 1972
Regie: Ronald Neame
Drehbuch: Paul Gallico, Wendell Mayes, Stirling Silliphant
Vorlage: Paul Gallico
Musik: John Williams, Al Kasha, Joel Hirschhorn
Kamera: Harold E. Stine
Besetzung: Gene Hackman, Ernest Borgnine, Red Buttons, Carol Lynley, Roddy McDowall, Stella Stevens, Shelley Winters, Jack Albertson, Pamela Sue Martin, Eric Shea

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1973 Beste Nebendarstellerin Shelley Winters Nominierung
Beste Musik John Williams Nominierung
Bestes Lied Al Kasha, Joel Hirschhorn Sieg
Beste Kamera Harold E. Stine Nominierung
Beste Spezialeffekte L.B. Abbott, A.D. Flowers Sieg
Bestes Szenenbild William J. Creber, Raphael Bretton Nominierung
Beste Kostüme Paul Zastupnevich Nominierung
Bester Ton Theodore Soderberg, Herman Lewis Nominierung
Bester Schnitt Harold F. Kress Nominierung
BAFTA 1973 Bester Hauptdarsteller Gene Hackman Sieg
Beste Nebendarstellerin Shelley Winters Nominierung
Golden Globes 1973 Bester Film (Drama) Nominierung
Beste Nebendarstellerin Shelley Winters Sieg
Beste Musik John Williams Nominierung
Bestes Lied Al Kasha, Joel Hirschhorn Nominierung

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„Die Höllenfahrt der Poseidon“ ist einer der Katastrophenfilme schlechthin. Inhaltlich sollte man nicht zu viel von der Geschichte oder den Figuren erwarten. Doch wenn sich hier eine wild zusammengewürfelte Truppe durch ein auf dem Kopf stehendes Schiff kämpfen, dann ist das auch bald 50 Jahre später noch immer mit viel Spannung verbunden.
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